Jetzt stehen sie wieder vor den Haustüren und Hofeinfahrten im Kreis: Bunte Eimer, in denen Altkleider und Schuhe gesammelt werden. Foto: Otto

Schuhe und Kleider werden in Nordafrika verkauft. Für Wohlfahrtsverbände bleibt weniger übrig.

Kreis Rottweil - Jetzt stehen sie wieder vor den Haustüren und Hofeinfahrten im Kreis: Bunte Eimer, in denen Altkleider und Schuhe gesammelt werden. Wer dies als Anlass sieht, um auszumisten und gleichzeitig Gutes zu tun, sollte genau hinschauen: Viele Sammlungen sind rein kommerziell.

So ist es auch bei den orangenen Eimern, die in den vergangenen Tagen im Kreisgebiet verteilt wurden. "MA Schuh- und Textiliensammlung" steht auf den Behältern – und kleingedruckt immerhin der Hinweis: Gewerbliche Sammlung. "Wir garantieren, dass Ihre Ware aussortiert wird und tragbare Kleider und Schuhe weitergegeben werden", heißt es außerdem auf den Eimern. Das heißt aber nicht etwa, dass die Kleidung gespendet wird – sondern verkauft.

Die Firma MA ist zwar unter der angegebenen Nummer nicht erreichbar – es läuft ein Anrufbeantworter in Dauerschleife – Inhaber Manhal Elia, dessen Firma Menschliche Arbeit (MA) in Remseck am Neckar gemeldet ist, hat aber schon bei anderer Gelegenheit Auskunft über sein Geschäftsmodell gegeben: Die Schuhe und Altkleider würden per Lastkraftwagen nach Nordafrika gefahren, wo die Kleidung an Betriebe verkauft werde, die sie sortieren und vor Ort wiederum verkaufen.

Für Wohlfahrtsverbände bleibt weniger übrig

"Großhändler für Altkleider und Reststoffe" nennt sich das. Elias Mitarbeiter grasen auf Sprintern ganz Baden-Württemberg, Bayern und Hessen ab – da kommt einiges zusammen.

Geschäfte machen ist nicht verboten. Blöd nur, dass so unter Umständen weniger an Spenden für Sammlungen von Wohlfahrtsverbänden oder Kirchen übrig bleibt. Dieter Gaus, stellvertretender Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Rottweil, weiß, dass viele Menschen die Sammelbehältnisse in dem Glauben befüllen, dass ihre Spende Bedürftigen zugute kommt – ohne genau zu wissen, was dahinter steckt. Dabei seien Altkleider mittlerweile "ein ganz großer Markt", so Gaus.

Das DRK sammelt selbst Altkleider und gibt diese unter anderem in den Kleiderläden in Schramberg und Rottweil an Bedürftige ab. Die Nachfrage sei groß, sagt Gaus. Dennoch landet auch beim DRK nicht jedes T-Shirt und jeder Pulli direkt als Spende bei den bedürftigen Menschen. So werden die Kleiderspenden aus den großen DRK-Sammelcontainern laut Gaus von einem Dienstleister sortiert. Verwertbares werde dann auch hier teilweise an große Altkleiderhändler weiterverkauft – "nur mit dem Unterschied, dass das Geld aus diesen Verkäufen dann wieder in die Wohlfahrtsarbeit im Kreis zurückfließt", betont Gaus. Wo das gespendete Shirt letztendlich lande, lasse sich also nicht immer nachvollziehen – der Erlös allerdings werde für die DRK-Arbeit im Kreis eingesetzt.

Etwas anders sieht es bei den Spenden aus, die direkt vor Ort in den DRK-Kleiderläden in Rottweil oder Schramberg abgegeben werden.

In DRK-Kleiderläden kommt Spende direkt an

Sie werden dort sortiert und laut Gaus zu etwa 80 Prozent direkt weitergeben. Im DRK-Laden wird dann für jedes Teil eine geringe Schutzgebühr verlangt. Das habe sich bewährt. "Es sorgt für eine gewisse Wertigkeit und ein Stück Normalität", sagt er. Ähnlich läuft es bei den Tafelläden, wo Lebensmittel weitergegeben werden. "Die Waren kommen direkt an", erklärt Gaus. Ein Faktor, der vielen Spendern wichtig sei.

Der Aufdruck "Vielen Dank für ihre Unterstützung" auf den orangenen Eimern der Firma MA ist in diesem Zusammenhang auf jeden Fall irreführend – und schon ziemlich frech. Unterstützt wird hier nämlich lediglich die Firmenkasse. Genau hinschauen lohnt sich also.