Hotelier Lei Zhang sieht im Nationalpark ein Zugpferd für chinesische Touristen. Foto: Wiegert

Hotelier Lei Zhang sieht im Nationalpark ein Zugpferd für chinesische Touristen. Nordschwarzwald hat noch Nachholbedarf.

Kreis Freudenstadt - Sie sind nicht nur als Exportnation spitze, sondern längst auch Reiseweltmeister. Die Chinesen haben Deutschland als Urlaubsziel entdeckt, davon könnte jetzt auch der Nordschwarzwald kräftig profitieren – durch den Nationalpark. Lei Zhang genießt nachmittags gerne seinen grünen Tee. Dazu gibt es Weihnachtsgebäck – alles selbst gemacht und alle Jahre wieder auch beliebtes Präsent für Freunde, Nachbarn und Gäste. Seit knapp sechs Jahren ist der Chinese Geschäftsführer des Hotels Hohenried in Freudenstadt. Seine Spezialität als Gastgeber: chinesischen Reisegruppen den Schwarzwald zeigen. Und die boomen in seinem Hotel: "In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Übernachtungsgäste aus China verfünffacht", sagt Zhang.

Quellmarkt für den Tourismus

Damit liegt der Freudenstädter Hotelier, der mit Reiseveranstaltern in China kooperiert, sogar noch über dem allgemeinen Trend. Denn China ist längst zum Quellmarkt für den Tourismus in Deutschland geworden. Wurden 2010 erstmalig eine Million Übernachtungen aus dem Reich der Mitte gezählt, waren es 2012 schon rund 1,6 Millionen. Bis 2020, schätzen Tourismusexperten, wird sich diese Zahl vervierfachen. Davon wird auch der Schwarzwald als beliebtes Reiseziel der Urlauber aus dem Land des Lächelns profitieren: Bereits im vergangenen Jahr verbuchte die Schwarzwald Tourismus GmbH bei den Gästen aus China und Hongkong ein Plus von 26,5 Prozent, Tendenz weiter steigend.

Um von diesem Boom zu profitieren, wird sich der Nordschwarzwald allerdings mehr anstrengen müssen als der Südschwarzwald. "Der Black Forest ist in China durchaus bekannt und eine starke Marke", sagt Zhang, allerdings verbinden auch seine Landsleute mit diesem Begriff meist Klischees wie Bollenhut, Kuckucksuhr und liebliche Täler – und vor allem Freiburg. Die Universitätsstadt habe in China reichlich und erfolgreich Werbung gemacht, erzählt der Hotelier, der Nordschwarzwald hingegen habe da noch Nachholbedarf.

Eine große Chance sieht Zhang jetzt im Nationalpark. Die Marke "Black Forest", gepaart mit dem international anerkannten Label eines Nationalparks, könne durchaus zum Zugpferd für chinesische Touristen werden. Denn dass ein Nationalpark für ursprüngliche Natur und Naturerlebnis steht, sei im Reich der Mitte durchaus bekannt.

"Das ist die beste Werbung für unsere Region, das kommt an und verspricht etwas Besonderes", meint er. Zumal sich der Tourismus auch in China zwischenzeitlich gewandelt habe: weg vom Busmarathon zwischen den Sehenswürdigkeiten, hin zum Erholungs- und Erlebnisurlaub. "China hat sich in den vergangenen Jahren industriell zu schnell vergrößert", erzählt Zhang. Das habe zwar zu einer immer größeren Mittelschicht in der Gesellschaft geführt, allerdings auch zu den negativen Begleiterscheinungen wie Umweltverschmutzungen.

Heute könne sich die chinesische Mittelschicht zwar finanziell einiges leisten, aber gerade die Dinge, die nicht mit Geld zu bezahlen sind, wie gesunde Luft oder sauberes Wasser, seien jetzt Luxusgüter geworden. Der Umweltschutzgedanke, sagt der Hotelier, werde auch in seiner Heimat immer größer, ebenso die Nachfrage nach unberührter Natur, Ruhe, Entspannung und Erholung vom Alltagsstress – und genau dafür stehe der Name Nationalpark.

"Jede Veränderung hat ihre Kritiker"

Dennoch hat Zhang auch Verständnis für die Gegner des Nationalparks: "Jede Veränderung hat auch ihre Kritiker und führt zu Verlustängsten, wenn Bewährtes und Bekanntes aufgegeben werden müssen", sagt er. Wichtig sei daher, die Balance zu halten und in die Zukunft zu schauen. Ein so langfristiges Projekt wie ein Nationalpark werde vor allem für die Kinder und Enkelkinder ein Gewinn, meint Zhang, und zitiert ein chinesisches Sprichwort: "Diese Generation pflanzt den Baum, der nächsten spendet er Schatten."

Nationalpark: Was läuft?

Startschuss: Die Vorbereitungen für den Start des Nationalparks Schwarzwald im Januar laufen auf Hochtouren. Derzeit planen die Mitarbeiter des Naturschutzzentrums das Jahresprogramm 2014 für das Naturschutzzentrum und den Nationalpark. Vorgesehen sind unter anderem Führungen über den Lotharpfad, den Wildnispfad und den Luchs-pfad sowie der Ausbau der Juniorrangerausbildung. u Vorarbeit

Vorbereitet wird derzeit auch der Aufbau der Verwaltung. Ebenfalls aktiv ist das Verkehrsministerium: Es arbeitet zusammen mit den Nationalparkgemeinden die Grundlagen für eine Vorstudie zum Verkehrskonzept in der Parkregion aus. In dieser Vorstudie soll der Ist-Zustand der Verkehrssituation erfasst werden.