Weibliche Motorradfahrer sind im Landkreis Freudenstadt klar in der Unterzahl. Foto: Rumpenhorst

Nirgendwo im Land ist Motorradfahren so sehr Männersache wie im Kreis Freudenstadt.

Kreis Freudenstadt - Motorradfahren liegt im Trend – und ist vor allem Männersache. Besonders gilt das für den Kreis Freudenstadt: Nirgendwo in Baden-Württemberg ist der Anteil an weiblichen Kraftradhaltern niedriger.

Süddeutschland fährt auf Motorräder ab: Auf 71 von 1000 Einwohnern ist in Bayern ein Kraftrad angemeldet, in Baden-Württemberg laut Statistischem Landesamt auf 61. Das sind die beiden Spitzenwerte in Deutschland.

Reizvolle Strecken direkt vor der eigenen Haustür

Der Durchschnitt im Bund liegt bei 53. Und die Zahl der Motorräder im Süden wächst und wächst: 664 475 Krafträder waren laut Statistik am 1. Januar 2017 in Baden-Württemberg angemeldet – ein Plus von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zu 2007 ist die Zahl sogar um ein Viertel höher.

Spitzenreiter im "Ländle" ist der Bodenseekreis, in dem 90,1 Krafträder pro 1000 Einwohner angemeldet sind, Schlusslicht der Stadtkreis Heidelberg mit 29,8. Der Kreis Freudenstadt belegt landesweit mit 68,6 Krafträdern einen Mittelfeldplatz, steht im Regierungsbezirk Karlsruhe hinter dem Enzkreis (73,8) aber auf Position zwei.

Dafür sticht der Kreis Freudenstadt an anderer Stelle in der Statistik heraus: Nur 11,5 Prozent der Motorradhalter sind weiblich – nirgendwo in Baden-Württemberg ist dieser Wert niedriger. Allerdings sind die Bikerinnen mit eigener Maschine überall in Baden-Württemberg weit in der Minderheit. Der Höchstwert wird im Landkreis Göppingen erreicht – mit gerade einmal 14,9 Prozent.

Warum es im Kreis Freudenstadt so wenige Halterinnen gibt, kann sich Ottmar Kneissler nicht erklären. "Das kann ich fast nicht glauben", sagt der Vorsitzende des Motorrad-Clubs Mühlen und vermutet: "Vielleicht haben die Fahrerinnen bei uns im Landkreis ihre Motorräder mehr auf die Männer angemeldet." Allerdings muss Kneissler einräumen: In seinem eigenen Motorrad-Club sind die Frauen noch stärker in der Unterzahl als im Landesdurchschnitt: 25 der 50 Mitglieder des MC Mühlen sind aktive Motorradfahrer – darunter lediglich eine einzige Frau.

Dennoch: Kneissler widerspricht vehement dem Vorurteil, dass Motorradfahren für das weibliche Geschlecht nicht geeignet sei. "Frauen sind von der Statur her vielleicht nicht ganz so prädestiniert für die schweren Maschinen, aber es gibt ja auch welche, die wiegen nur 170, 180 Kilo", unterstreicht der Mühlener Club-Chef.

Dass die Gesamtzahl an zugelassenen Krafträdern im vergleichsweise motorradarmen Regierungsbezirk Karlsruhe, der unter den vier Regierungsbezirken den letzten Platz einnimmt, am zweithöchsten ist, wundert Kneissler indes nicht – schon allein geografisch bedingt. "Wir haben es nicht weit in den Schwarzwald, wir haben es nicht weit bis zur Schwäbischen Alb. Dort gibt es viele reizvolle Strecken mit vielen Kurven", verdeutlicht Kneissler. Dazu komme die Nähe zu den Alpen mit reizvollen Passstrecken.

Erfasst wurde vom Statistischen Landesamt auch die Jahresfahrleistung der Motorradfahrer in den einzelnen Landkreisen. Mit 27,6 Millionen Kilometern ist sie im Kreis Freudenstadt eher gering. Im Regierungsbezirk Karlsruhe ist es sogar der zweitniedrigste Wert eines Landkreises. Allerdings gibt die Statistik hier ein verfälschtes Bild ab: Hinter dem Hohenlohekreis ist Freudenstadt mit rund 116 000 Einwohnern der zweitkleinste Landkreis des "Ländles". Entsprechend gering ist die absolute Zahl an angemeldeten Motorrädern (7979) – und damit natürlich auch die Jahresfahrleistung.

Tatsächlich werde auch im Kreis Freudenstadt immer mehr Motorrad gefahren. Das beobachtet zumindest Ottmar Kneissler. Und das hängt aus seiner Sicht mit dem Lebensgefühl zusammen, das die motorisierten Zweiräder vermitteln: "Das Motorrad ist heute kein Alltagsfahrzeug mehr, sondern ein besonderes Fahrzeug, um Freiheit zu erleben."