In der voll besetzten Kniebishalle hielt der Kreisfeuerwehrverband seine Jahreshauptversammlung und Kommandantendienstversammlung ab. Foto: Eberhardt

Aufgabenbereich wächst: Feuerwehren inzwischen Multifunktionsträger. Kommandanten haben Vertrauen in Kreisbrandmeister.

Kreis Freudenstadt - Freud und Leid lagen bei der Kreisfeuerwehrverbandsversammlung eng beieinander und zeigten zugleich, dass die Kreisspitze der Feuerwehren eng zusammengerückt ist.

"Ihnen ist es zu verdanken, dass die kommunalen Führungsspitzen nachts ruhig schlafen können", erklärte Landrat Klaus Michael Rückert, als er bei der Kommandantendienst- und Kreisfeuerwehrverbandsversammlung sein Grußwort an die Feuerwehrvertreter in der voll besetzten Kniebishalle richtete. Und das, obwohl der Kreisfeuerwehrverband jüngst keine leichten Zeiten hinter sich hatte.

Nach nur kurzer Amtszeit war Winfried Asprion zu Jahresbeginn überraschend aus dem Vorstands-Dreiergespann ausgestiegen (wir berichteten). Franz Wittich und Maik Zinser war es fortan überlassen, "das Schiff Kreisfeuerwehrverband in einem ruhigen Fahrwasser gleiten zu lassen", wie Kreisbrandmeister Frank Jahraus formulierte. Und jenes schien erreicht. In harmonischer Stimmung wurden die Berichte des Vorstands des Kreisfeuerwehrverbands abgeliefert, die Entlastung erfolgte anschließend einstimmig binnen weniger Minuten. Die Kassen weisen einen soliden Stand auf, die Alterswehren im Kreis wachsen, und auch der Spielmannszug der Feuerwehren, der die Versammlung eröffnete, muss sich über Mitgliedermangel nicht beklagen. Doch die solide innere Struktur täuschte nicht darüber hinweg, dass man sich bei den Wehren über manches Thema Sorgen macht. Die Arbeitsbelastung für die ehrenamtlichen Kommandanten nehme immer mehr zu, bilanzierte Frank Jahraus. Steigender Verwaltungsaufwand, aber auch eine immer weiter sinkende Selbsthilfekompetenz der Bürger, etwa bei Unwettersituationen, machen dem Kreisbrandmeister Kopfzerbrechen: "Ich weiß nicht, wie lange die Multifunktionsträger diese Aufgaben noch erfüllen können." Zwar blickt der Landkreis noch auf gut aufgestellte Feuerwehren, doch Jahraus und Landrat Klaus Michael Rückert appellierten dennoch an die anwesenden Kommandanten, sich intensiv um Nachwuchs zu kümmern.

"Übertritt statt Austritt", lautete die Ansage von Jahraus für die Integration von Nachwuchs in den aktiven Wehrdienst. "Jede Stunde, die Sie in die Jugendfeuerwehr investieren, ist eine gute Stunde", betonte der Landrat. Zwischen den Berichten hielt Thomas Engelhaaf, leitender Branddirektor der Landesfeuerwehrschule Bruchsal, ein Referat zum Thema Kommunale Notfallplanung. Diese sei nicht alleine Sache der Feuerwehren, sondern auch der Kommunen, appellierte Engelhaaf an die versammelten Zuhörer. Unter diesen waren neben Freudenstadts Oberbürgermeister Julian Osswald und Bürgermeister Gerhard Link als Gastgeber auch viele Bürgermeister weiterer Kreisgemeinden sowie Vertreter aus der Politik.

Frank Jahraus betonte in Ergänzung die Bedeutung einer guten Kooperation von Hilfsorganisationen und Polizei und zollte seinen Respekt für die "besonders gute Zusammenarbeit" im Kreis Freudenstadt, die sich jüngst in der kreisweiten Unwetterübung bewiesen hatte. Der Kreisbrandmeister durfte bei der Versammlung jedoch nicht nur Lob verteilen, sondern wurde von der Versammlung auch reichlich mit selbigem bedacht.

Maik Zinser, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands, distanzierte sich in seinem Bericht öffentlich von Vorwürfen, die während der Personalumbrüche in der Verbandsspitze an "unseren" sehr geschätzten Kreisbrandmeister" gerichtet wurden. Eine Geste, die beim Landrat, der die Vorgänge laut eigenem Bekenntnis mit Sorge betrachtete hatte, sichtlich Freude auslöste: "Die Feuerwehren stehen geschlossen hinter ihrem Kreisbrandmeister." Und dieser wusste bei der Versammlung zwischen personellen, politischen und organisatorischen auch optimistische Nachrichten zu verbreiten. Obschon es in Sachen Beschaffungen derzeit zu einem Antragsstau kommt, werde niemand vergessen, "und es geht nichts verloren", versicherte Jahraus. Bis 2016 sollen alle Gemeinden mit wasserführenden Einsatzfahrzeugen ausgestattet sein.