Auf der Treppe zur Villa Sonnenheim (von links): Jugendamtsleiterin Charlotte Orzschig, Kreisrat Eberhard Haug, Landrat Klaus Michael Rückert, Ulrike und Hans-Martin Haist sowie Bundestagsabgeordnete Saskia Esken. Foto: SPD

Kreispolitik: Landrat im Gespräch mit Bundestagsabgeordneter Saskia Esken. Horber Klinik weiterentwickeln.

Kreis Freudenstadt - Die Straßen und das Gesundheitswesen waren Themen beim Gespräch der SPD-Bundestagsabgeordneten Saskia Esken mit Landrat Klaus Michael Rückert in Freudenstadt.

Begleitet wurde die Politikerin von SPD-Kreisrat Eberhard Haug. Zunächst baute der Landrat noch einmal Druck in Sachen Straßenbau auf. Glücklich sei er, dass zumindest der eine Freudenstädter Tunnelast doch noch in den vordringlichen Bedarf des Regierungsentwurfs gerutscht sei. Das gleiche Ziel werde für die Umfahrung Loßburgs angestrebt. Das Herausfallen der Baiersbronner Umfahrung werde aber als "Schlag ins Gesicht" empfunden. Der Landkreis wolle erreichen, diese Maßnahmen in den Plänen des Bundes in die Stufe "Weiterer Bedarf mit Planungsrecht" zu hieven. Dafür werde man auch kämpfen, versprach der Landrat.

Keine stationäre Akutversorgung mehr

Beim Krankenhaus Freudenstadt verwies Rückert auf den Förderantrag für den Teilneubau. Freudenstadt könne schon wegen seiner Insellage nicht auf ein gut funktionierendes Krankenhaus verzichten, war auch Saskia Esken überzeugt. Das Krankenhaus in Horb, so Rückert auf Anfrage der Abgeordneten, werde Schritt für Schritt weiter entwickelt. Das gelte sowohl für die Strahlentherapie als auch für die dort ansässige geriatrische Rehabilitation. Diese werde über kurz oder lang aus den roten Zahlen herauskommen.

Dennoch werde es am Krankenhaus in Horb keine stationäre Akutversorgung mehr geben. Dies sei ein zwar schmerzhafter aber notwendiger Schritt gewesen. Den derzeit eklatanten Mangel an Fachärzten im Raum Horb versuche der Landkreis gemeinsam mit den niedergelassenen Ärzten durch weitere Facharztpraxen im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) zu lindern, obwohl dies Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) sei.

Handlungsbedarf sah Esken im Bemühen, Fachärzte, vor allem Allgemeinärzte, für den ländlichen Raum zu gewinnen. Dafür sah sie alle Beteiligten in der Pflicht. Das Ausloben von Stipendien für Medizinstudenten an ländlichen Krankenhäusern sei nur eine Möglichkeit. Der Landkreis Freudenstadt hat am Freudenstädter Krankenhaus bereits 16 Stipendien vergeben und behält diese Praxis bei.

Landrat Klaus Michael Rückert wies im Gespräch mit der Abgeordneten auf das erst vor wenigen Wochen neu geschaffene Amt für Migration und Flüchtlinge im Landratsamt mit einem "tollen, jungen Führungsteam und engagierten Mitarbeitern" hin. Rückert ist überzeugt, dass Füchtlingszahlen und Zuteilungen für die Städte und Gemeinden bald wieder steigen und "uns das Thema Integration auf viele Jahre beschäftigen wird". Er informierte die Abgeordnete über die aktuelle Entwicklung beim Sattelackerhof in Waldachtal-Lützenhardt. Dessen schnelle Belegung sei eine "echte Notmaßnahme".

Um unbetreute jugendliche Flüchtlinge und die Betreuung von Kindern aus schwierigen Familienverhältnissen ging es bei einem Gespräch auf Einladung des Kinderheims Villa Sonnenheim in Freudenstadt, zu dem auch Jugendamtsleiterin Charlotte Orzschig gekommen war. Das Kinderheim hat mit Kindern aus beiden Lagern Erfahrung, wie das Ehepaar Ulrike und Hans-Martin Haist schilderte. Sie berichteten, wie vielschichtig und schwierig die Probleme von Kindern und Jugendlichen durch Reizüberflutung durch neue Medien geworden sei und wie jedes Angebot für Kinder und Jugendliche auf den Einzelfall abgestimmt werden müsse.

Besonders wichtig für die Elternarbeit

Auch mit dem Mittel der Erlebnispädagogik versuche das Kinderheim Kinder stark zu machen und ihnen Zugehörigkeit zu vermitteln. Der Elternarbeit komme dabei besondere Bedeutung zu, ebenso der engen Abstimmung mit Schule, Jugend- und Sozialamt. Bundestagsabgeordnete Saskia Esken zollte ihren ganzen Respekt für den Einsatz der Mitarbeiter und für deren Respekt vor der Treue der Kinder zu ihren Eltern.

Dazu Landrat Rückert: "Mein Respekt vor dieser Arbeit wächst mit jedem Tag, an dem ich damit zu tun habe." Der Sozialbereich leidet wie das Gesundheitswesen am Fachkräftemangel vor allem in ländlichen Regionen. Auf Eskens Frage, was getan werden müsse, um mehr Fachkräfte auszubilden und zu gewinnen, meinte Ulrike Haist: "Anerkennung und Wertschätzung des Berufsbilds müssen größer werden". Hans-Martin Haist dankte, dass der Landkreis über seinen Jugendfonds unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen ein Sozialkompetenz-Training ermöglicht hatte. Dies habe wertvolle Dienste geleistet.