FDS oder HOR? Jochen Gaiser, Teamleiter der Zulassungsstelle im Landratsamt, mit Muster-Nummernschildern. Foto: Rath

Verwaltung erlaubt neben FDS und HOR voraussichtlich ab Januar auch HCH und WOL.

Kreis Freudenstadt - Die Auswahl bei den Kfz-Kennzeichen im Landkreis Freudenstadt wird größer. Außer FDS und HOR sind bald auch die Alt-Kennzeichen HCH für Hechingen und WOL für Wolfach möglich.

Aus zwei mach vier: Den Weg dafür ebnete der Kreistag in seiner Sitzung am Montag– nach längerer Debatte und mit knapper Mehrheit. 15 Räte stimmten für die Liberalisierung, elf dagegen, zwei enthielten sich der Stimme. Der Beschluss durfte vor allem an den Kreisrändern Freude auslösen, etwa in Betra und Schapbach, wo die historisch gewachsenen Verbindungen ins Hohenzollerische und nach Wolfach bis heute gepflegt werden.

Die Änderung gehe auf den Antrag eines Bürgers zurück, erklärt die Kreisverwaltung. Außerdem habe es "mehrere telefonische Anfragen" in diese Richtung gegeben. Hintergrund: Alt-Kennzeichen wie HOR sind rechtlich seit 2012 wieder möglich. Dass WOL- und HCH-Zulassungen auch im Kreis Freudenstadt denkbar sind, gehe auf eine Rechtsänderung auf Bundesebene aus dem Jahr 2015 zurück. Demzufolge können Alt-Kennzeichen in mehreren "Verwaltungsbezirken" erlaubt werden.

Voraussetzung ist eine Einigung der jeweiligen Landratsämter. Das ist passiert, und die Verwaltungskollegen in Balingen und Offenburg spielen mit. Sie hätten bereits "vorsorglich Kontingente" von Kennzeichen reserviert, die ausschließlich im Kreis Freudenstadt vergeben werden können. Dafür fällig wird für das Landratsamt eine einmalige Gebühr von 5000 Euro und 60 Euro monatlich für die Verwaltung der Kennzeichen.

Für die Kreisverwaltung ist das Thema keine heilige Kuh, sondern nach der HOR-Einführung nur eine Frage der Gleichbehandlung. "Über den Sinn kann man sich sicher streiten. Aber der Landkreis wird weiter bestehen", so Landrat Klaus Michael Rückert. Es gebe sicherlich wichtigere Fragen. Aber ein Problem sei es auch nicht.

Kurt Kirschenmann (SPD) sah das anders: "Nicht alles, was geht, ist auch sinnvoll. Das ist mir zu teuer." Früher seien Fahrzeuge mit Berliner Kennzeichen hierzulande sofort kontrolliert worden. Die Liberalisierung der Kennzeichen erschwere der Polizei die Arbeit. Dafür fing er sich gleich einen Konter von CDU-Sprecher Armin Jöchle ein: "Das mit den Berliner Kennzeichen war in den 70er-Jahren und hatte was mit den RAF-Terroristen zu tun. Das ist lange vorbei."

Bärbel Altendorf-Jehle (Frauenliste) sagte, sie verstehe die Aufregung nicht, es gebe wichtigere Dinge. Die Kennzeichen-Landschaft werde nun eben vielfältiger und sei ohnehin längst Praxis: Wer aus einem anderen Kreis herzieht, muss sein Fahrzeug nicht mehr ummelden, sondern darf sein altes Schild behalten. Außerdem seien in der Region ohnehin viele Firmenwagen mit kreisfremden Zulassungen unterwegs. Für Ernst Wolf (FDP) sei der "Sündenfall" bereits die Wiedereinführung von HOR gewesen. Nach kurzer Überlegung fand er Gefallen an WOL: Dann werde er alle Autos seiner Firma ummelden. Rückert warnte, er wisse nicht, ob der Zwischenbuchstabe ein "F" sein werde. Damit hatte er Recht, geblockt ist nur die Reihe bis "E" (Info).

Das Beispiel zeigt die Grenzen auf: Die Kennzeichen-Wahl ist nur eingeschränkt möglich. Die mittlere Buchstabenfolgen sind vorgegeben durch das Kontingent, die so auch beim Kraftfahrt-Bundesamt hinterlegt sind. Dafür sind die Gebühren geringer. Rückert versicherte: "Auch an den HOR-Kennzeichen haben wir nichts verdient. Sie laufen nicht automatisch als Wunsch-Kennzeichen.