Vor einem Jahr wurde das Maiwagen-Siegel zum ersten Mal verliehen. Ricarda Becker und Thomas Baitinger (rechts) gratulierten Johannes Müller von der Hütte Sommenhardt zum Siegel für deren Maiwagen. In Zukunft müssen alle Maiwagen dieses Siegel tragen. Das ist Teil der Vereinbarung von Behörden und Bauwageninitiative. Foto: Stocker

Straßenverkehrsbehörden akzeptieren Touren als Brauchtum im Kreis Calw. Infoveranstaltung in Effringen.

Kreis Calw -  Der Konflikt um die Maiwagen im Kreis Calw ist offensichtlich beendet. Veranstalter und zuständige Behörden haben sich auf einen Kompromiss geeinigt.

Es war vor ziemlich genau einem Jahr, da drohte den rund 50 Maiwagen, die jedes Jahr am 1. Mai durch die Region fahren, das Aus. In einem Schreiben kündigte die Polizei an, die Wagen "aus dem Verkehr ziehen" oder verbieten zu wollen. Als Grund dafür gab die Polizei damals an, dass viele der Aufbauten auf den Wagen nicht genehmigt seien und auch das Mitfahren auf den Ladeflächen nicht erlaubt sei.

Polizeipräsident sorgt für ersten Durchbruch

Das schreckte die Junge Union im Kreis Calw auf. Gemeinsam mit den Bauwagenfreunden im Kreis Calw – viele der Maiwagen werden von den Bauwageninitiativen betrieben – startete man eine Petitionsinitiative.

Wenige Tage später brachte ein Gespräch mit dem Karlsruher Polizeipräsidenten Günter Freisleben den Durchbruch – zumindest was das Jahr 2016 anging. Freisleben knüpfte die Erlaubnis für Maiwagenfahrten an mehrere Bedingungen, darunter die Pflichtversicherung der Fahrzeuge oder den Sitzplatz für alle Mitfahrer.

Damit wollten es die Bauwagenfreunde aber nicht bewenden lassen. In Zusammenarbeit mit den Behörden brachte man ein so genanntes "Maiwagen-Siegel" auf den Weg, das nur an die Wagen vergeben wird, die die Vorschriften erfüllen. Darüber hinaus erarbeiten die Initiativen einen "Maiwagen-Knigge", der Regeln für das Verhalten der Mitfahrer oder für die Beschallung festlegte.

Waren die Regelungen im vergangenen Jahr noch eher improvisierter Natur, so haben sich nun die Behörden mit dem Verein der Bauwagenfreunde Kreis Calw auf einen "für alle vertretbaren Kompromiss" geeinigt, wie es in einer Mitteilung der Bauwagenfreunde heißt. Das bestätigt nun auch das Calwer Landratsamt. Kernpunkt der jetzt gefundenen Einigung ist, dass die Maiwagenfahrten in Zukunft als "örtliche Brauchtumsveranstaltung" anerkannt werden.

Das hat zur Folge, dass für die Maiwagen in Zukunft ein rechtlicher Rahmen gilt, der durch ein Merkblatt des Bundesverkehrsministeriums abgesteckt ist. In diesem sechsseitigen Merkblatt sind Details geregelt wie Achslasten, Bremsen und Beleuchtung. Selbst ein Muster für ein Gutachten ist Teil dieser Regelung.

Weiterer Punkt der Einigung zwischen Maiwagenbetreibern und den öffentlichen Stellen ist, dass jeder Maiwagen den Behörden einen konkreten Ansprechpartner benennt. Das "Maiwagen-Siegel", das das Calwer Landratsamt als eine "zu begrüßende Maßnahme" bezeichnet, ist ebenfalls Teil der Vereinbarung und Voraussetzung für die Fahrt des jeweiligen Wagens.

Darüber hinaus verständigte man sich auf die Einhaltung von mehreren Vorgaben wie etwa eine ausreichende Zahl an Sitzplätzen für die Mitfahrer, befestigte Sitzbänke, dass keine Gasflaschen transportiert werden und die Musikboxen nach innen gerichtet sein müssen.

Gutes Miteinander der einzelnen Stellen

Der Vorsitzende der Bauwagenfreunde, Thomas Baitinger, zeigte sich über das konstruktive Gespräch erfreut, das es den Gruppen aus dem Kreis nun ermöglicht, die seit Jahren durchgeführten Maiwagentouren fort zu führen. Wichtig ist ihm dabei, dass man "ein gutes Miteinander" mit den einzelnen Stellen gefunden habe. Man sei dankbar für das Vertrauen, das die Behörden den Gruppen entgegen brächten, so Baitinger.

Informationen zu den Richtlinien und den Änderungen für 2017 erhalten interessierte Gruppen im Rahmen einer Infoveranstaltung am heutigen 16. März, ab 19 Uhr im Sportheim Wildberg-Effringen oder bei der Maiwagenverantwortlichen Ricarda Becker unter becker.ri@web.de. Es wird um Teilnahme von höchstens zwei Personen pro Wagen gebeten.