Die Proteste zeigten Wirkung Foto: dpa

Bei den Tarifverhandlungen ist die IG Metall mit einer Mischung aus Forderungen zum Gehalt sowie zu Alters- und Bildungsteilzeit angetreten. Am Ende setzte sie die Gewerkschaft aber vor allem beim Geld durch.

Stuttgart - 16 Stunden haben die Matadore des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall und der Gewerkschaft IG Metall um Lohnprozente, Altersteilteilzeit und Bildungsansprüche gerungen – um am frühen Morgen doch noch einen Durchbruch zu erzielen. Schon der Umstand, dass diese wichtige Branche in kurzer Zeit und ohne Urabstimmung oder lange Streiks einen Konsens gefunden hat, ist ein positives Signal – zeigt es doch, dass auf beiden Seiten heute keine ideologischen Rechthaber mehr das Sagen haben, sondern Verbandsmanager, die an Lösungen interessiert sind. Die langwierigen Auseinandersetzungen bei Bahn und Lufthansa zeigen, dass dies auch heute keineswegs selbstverständlich ist.

Die Lohnerhöhung von 3,4 Prozent ist satt – mit dieser Zahl kann sich IG-Metall-Chef Roman Zitzelsberger fürwahr vor seinen Mitgliedern sehen lassen, während sich die Arbeitgeberseite gewiss auf Klagen vor allem kleinerer Firmen einrichten muss, die ohnehin schon unter dem Preisdruck ihrer Auftraggeber leiden. Zitzelsbergers Strategie, drei Ziele – deutliche Gehaltserhöhung, Ausweitung der Bildungs- und der Altersteilzeit – gleichzeitig zu erreichen, ist allerdings nicht aufgegangen. Bei den so genannten weichen Themen konnte die Gewerkschaft zwar Forderungen der Arbeitgeber abwehren, ihre eigenen Vorstellungen aber nur in geringem Ausmaß durchsetzen – vor allem bei der Weiterbildung. Einen tariflichen Anspruch auf geförderte Bildungsteilzeit wird es nicht geben, jedenfalls nicht ohne Betriebsvereinbarung mit dem Unternehmen, das dafür allerdings im Gegenzug Mittel verwenden kann, die es laut Tarifvertrag für die Altersteilzeit zur Verfügung stellen müsste. Firmen, die früher freiwillig die Weiterbildung finanziert haben, können sogar Geld sparen, weil sie das Geld künftig unter Umständen aus der Altersteilzeit abziehen können und überdies eine Art Vetorecht haben, wenn es um die Frage geht, ob der Betrieb überhaupt einen Bedarf an der entsprechenden Qualifikation hat.

Der Erfolg der qualitativen Forderungen bestand aus Gewerkschaftssicht vor allem darin, dass sie der Arbeitgeberseite größere Zugeständnisse beim Gehalt abtrotzen konnte. Für viele Mitglieder dürfte das satte Gehaltsplus aber ohnehin eine höhere Qualität haben als neue tarifliche Ansprüche bei der Weiterbildung, bei denen Baden-Württemberg ohnehin schon eine führende Stellung einnimmt – und die schon jetzt so weit reichend sind, dass viele Betriebe gar nicht genügend Mitarbeiter aufbieten können, um all diese Rechte in Anspruch zu nehmen. Manch einem dürfte dann der eigene Geldbeutel doch näher sein als die Ausweitung eines Anspruchs, der vielen schon heute ausreicht.