Stefan Blum beim vortrag über Hofmühlen. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Vortrag über die Hofmühlen und ihre Geschichte /Jahresausstellung

Königsfeld-Buchenberg. Einen Vortrag über Hofmühlen und ihre Geschichte hielt der Architekt und Bauhistoriker Stefan Blum beim Geschichtsverein. Dieser widmet seine Jahresausstellung dem Thema "Mühlen im Glasbachtal".

Beim archaischen Funktionsprinzip der Mühle mache man sich die Dynamik des Wassers zunutze, so Blum. Das Prinzip der Übersetzung von schnell laufenden Wasser auf das langsame Mühlrad sei dasselbe wie bei der Schwarz wälder Uhr. Die ersten Mühlen i m Schwarzwald entstanden wohl mit dessen Besiedlung im 13. oder 14. Jahrhundert.

Nach und nach verschwanden Hofmühlen. In Buchenberg gab es mehr als ein Dutzend, heute nur noch eine. Als eine Erklärung wird oft eine Stilllegungsprämie genannt. Das Gesetz wollte aber primär strukturelle Änderungen anstoßen. Die Prämie kam erst 1957 und griff im Schwarzwald eher wenig, weil sie nur für Mühlen mit einer Tagesleistung von über einer Tonne galt, was hier nur schwer möglich war. Jedenfalls war die Prämie laut Blum nicht Grund für das Ende der Mühlen. Vielmehr spielte spätestens ab den 1970er Jahren Getreideanbau auf der Fläche im Schwarzwald eine immer kleinere Rolle. Auch fehlten seit den 1950er Jahren Arbeitskräfte, die in die Industrie abwanderten. Daran änderte eine kurze Hochphase nach dem Zweiten Weltkrieg nichts. Blum präsentierte Beispiele für mehr oder weniger gut erhaltene Mühlen. Eine populäre Nutzung sei heute die als Demonstrationsobjekt. Dabei seien Projekte immer geprägt von Verlusten, denn was nicht erhaltungsfähig sei müsse weg. Trotzdem könne Altes und Neues miteinander verwachsen.

Bei der Sanierung gehe es immer auch um den Erhalt von Technikdenkmalen in ihrem geschichtlichen Kontext. Die Kosten sind laut Blum überschaubar. Wenn die Technik nicht grundsätzlich zu erneuern ist reichen 50 000 bis 80 000 Euro. Maßnahmen können zu 100 Prozent von der Steuer abgeschrieben werden, Zuschüsse sind möglich. Der Antrag erfolgt aber auf Verdacht, da oft der Landeshaushalt erschöpft ist. Die Verluste denkmalgeschützter Substanz sei noch nie so hoch gewesen wie heute, so Blum. Manchmal geschehe das auch illegal. Die Datenlage zu vorhandenen Anlagen sei extrem lückenhaft. Ein weiteres Problem sei, dass der Lehrberuf des Mühlenbauers heute praktisch ausgestorben sei.

Ein Zuhörer wollte wissen, welche Rolle der Mühlenbann spielte. Den kannte man laut Blum im Hochschwarzwald gar nicht. Je unwirtlicher das Gebiet, desto weniger gab es den Bann und selbst wo er galt wurden Mühlen errichtet. Zudem waren die Bestimmungen beziehungsweise Verwaltungsgebiete damals extrem kleinräumig.

Auch die Frage nach Wasserrecht kam auf. Das war laut Blum äußerst selten verbrieft und es heute zu genehmigen sei höchst problematisch. Eine weitere Frage betraf den Glauben an böse Geister in Mühlen. Es gab laut Blum einen mythisch überhöhten Bereich um deren Mechanik. Mühlen eilte der Nimbus des Unheimlichen voraus, da sie weder von Mensch noch Tier angetrieben wurden sondern sich vermeintlich von selbst bewegten.