Das selbstgeschriebene Schauspiel des Literatur- und Theaterkurses begann mit einer historischen Szene. Fotos: Zinzendorfschulen Foto: Schwarzwälder-Bote

Provokateure im Publikum / Für welche Werte lohnt es sich heute einzutreten? / Zum Nachdenken angeregt

Königsfeld. An den vielseitigen Feierlichkeiten zum 600. Todestag von Jan Hus haben sich auch die Zinzendorfschulen in Königsfeld mit dem Ergebnis monatelanger Arbeit in verschiedenen Fächern beteiligt.

Es haben sich nicht nur im Religionsunterricht Schülerinnen und Schüler mit dem böhmischen Reformator, der beim Konstanzer Konzil als Ketzer verbrannt worden war, auseinandergesetzt und zeigten derweil die Ergebnisse ihrer Arbeit auch auf Stellwänden.

Jazz-Band gibt den musikalischen Rahmen

Eingerahmt von Klängen der Jazz-Band zeigten Schülerinnen und Schüler des Literatur- und Theaterkurses auf dem Schulhof vor dem nach dem Prager Theologen benannten Schulgebäude ein kleines Stück, in dem sie sich mit seinen Gedanken auseinandersetzten.

Was bedeuten diese heute? An einem Baum fesselten sie eine schwarzgewandete Gestalt in Ketten, kostümierte Darsteller des Adels und andere Besucher des in Kerkerhaft sitzenden Märtyrers umrissen in gestelzten Dialogen historisch gesicherte Fakten, bis sie von verschiedenen Seiten des Schulhofs ausgebuht wurden. "Langweilig!" riefen die Provokateure, "Wozu das alles?" und pfiffen despektierlich.

Lehrkräfte wollen wegen Zwischenrufern einschreiten

So mache Lehrkraft der Zinzendorfschulen machte sich schon auf den Weg, um einzuschreiten, als klar wurde, dass diese Zwischenrufe zum Stück gehörten.

Die Schauspieler streiften schließlich ihre Kostüme ab, "Wind of Change" von der deutschen Musikgruppe "Scorpions" ertönte aus Lautsprechern, ein Transparent mit der Aufschrift "vive la révolution" wurde vom Balkon des Ateliers entrollt – der Bogen ins Hier und Jetzt war nunmehr geschlagen. Wofür lohnt es sich heute, aufzustehen? "Revolution? Für was?" hieß es in dem selbst verfassten Stück, das die Gymnasiasten vor allen Klassen des Schulwerks sowie einigen Gästen gezeigt hatten. Man habe alles und sehe kein repressives System, das einen unterdrückt, also gegen was solle man heute noch revoltieren? "Wir dürfen doch schon alles, weshalb also aufstehen." Das ist das eine. Auf der anderen Seite stehen ellenlange Listen von Missständen und Konsumkritik.

"Haben sie die Wasserwerfer in Stuttgart gesehen?", "Haben sie von den verhungernden Kindern gehört?", "Der Staat rettet Banken für Milliarden!" Die Revolution – eine Lösung? "Du glaubst also nicht an eine Revolution? Ich glaube an eine. Keine Massen, die Steine schmeißen, aber einzelne, die aufstehen, die nicht mehr mitmachen, die sich verweigern...."

"Sag mir, bist du glücklich?"

Lang geht die Diskussion hin und her, bis die Zuschauer mit den Worten "Sag mir, bist du glücklich? Bist du glücklich mit dem allen hier?" wieder auf den Weg geschickt wurden – sicher ein bisschen nachdenklicher als sie gekommen waren.