Der Zinzendorfplatz in Königsfeld. Foto: Vaas Foto: Schwarzwälder-Bote

BETRIFFT: Besuch des Peditionsausschusses am 19. September

Meine persönlichen Eindrücke im Rathaussaal erlaube ich mir hier zu schildern und meine Bedenken auszudrücken: Als erstes sah man einen uneinsichtigen Gemeinderat und einen Bürgermeister mit seinem Anwalt. Der Gemeinderat hat sich empört, dass Bürger die Entscheidung zur Gestaltungsvariante 1 (Kahlschlag) kritisiert haben.

Der Bürgermeister sagt, die Bäume müssen auch weg, weil sie den Blick auf die umliegenden historischen Häuser verwehren würden, so könnte er keine Barockgestaltung machen. (Die Häuser sind meines Wissens nach allerdings Klassizismus). Gleichzeitig ist Bürgermeister Link ständig bestrebt zu sagen, dass ihm diese alten Bäume auch ein Anliegen seien.

Ursprünglich war die Herrnhuter Brüdergemeinde für die Gestaltungsvariante 3. Man sah nun, es war dem Pfarrer deutlich unwohl, heute für den Radikalschlag zu stimmen. Könnte er sich doch nur zur Annahme von Baumpflege-Spendengeldern entschließen, die Königsfelder angeboten haben.

Die zuständigen Vertreter der Kreisbehörde Villingen-Schwenningen zeigten sich etwas betreten, aussagen zu müssen, dass auch Variante 3 zustimmungsfähig gewesen sei. Nun frage ich mich, ob denn der Bürger selbst auch noch einen Fachanwalt für Verwaltungsrecht mitbringen muss.

Sehr bedenklich erschien mir, dass ein Naturschutzgutachten im Januar gemacht wurde. Ein Naturschutzgutachten im Winter bringt ja, wie jedes Kind weiß, ein anderes Resultat, wie eines, das über ein ganzes Jahr im natürlichen Jahreskreislauf erstellt wird. Zum Beispiel braucht man eineinhalb Jahre um festzustellen, wie viele Fledermäuse da sind und ihre Schlafplätze haben.

Ich stehe nicht allein da, mit der Vermutung, dass man seitens der Gemeinde alles tut, um dem Bürger eine Idee zu verkaufen. Man vermutet auch, dass es in Königsfeld ein Ansinnen gibt, auch an anderen Stellen alte Bäume zu fällen (zum Glück gibt es keine Baumschutzverordnung in Königsfeld). Darum sage ich mir "Wehret den Anfängen". Sonst ist die Scheu weg.

Die Bürger haben immer gesagt, eine Neugestaltung mit allen Bäumen. Tatsache ist letztendlich, dass sie dem Kompromissvorschlag Variante 3 nur zugestimmt haben, um wenigstens einen Großteil der Bäume vor dem Fällen bewahren zu können.

Miguel Maurell | St. Georgen

Zinzendorfplatz: eine sinnlose, endlos Diskussion bis zum Erbrechen – so muss man den Fall über die geplante Zerstörung der herrlichen Baumriesen vor unserer Kirche in Königsfeld bezeichnen.

Seit dem letzten Versuch, diesen Wahnsinn zu verhindern, sind wieder viele Worte gefallen. Ein skurriler Anblick bot sich, als Bürgermeister Link zwar seine Lippen bewegte, aber nur wenige unmittelbar neben ihm stehend, ihn auch hörten. Man hatte wohl absichtlich die Lautsprecheranlage vergessen.

Nur Fragmente wie Nord-Süd- und West-Ost-Achse waren leise zu hören. So wurden die drei Mitglieder des Petitionsausschusses bei ihrem Besuch in Königsfeld vollgelabert.

Es kommt die Frage auf, wovor dieser Mann eigentlich so viel Angst hat? Welche peinliche Überreaktion von Fritz Link, den ich bei einem Afrikabesuch (Albert Schweitzer Hospital) vor einigen Jahren, als recht passabel kennenlernen konnte. Niemand, aber auch wirklich niemand, will diesen Herrn in Königsfeld an die Wäsche. Wir sind Pazifisten, Christen im Dienste Gottes, fast alle legen sich für den Herrgott ins Zeug, zum Beispiel durch Volontär-Aufgaben.

Ich selbst sammle Speisengeld für Kinder in Not. Er wird in Königsfeld weder niedergeschrieben oder ausgebuht, noch bekommt er den Finger gezeigt oder mit Eiern und Tomaten beworfen.

Mein Vater war 1946 bis 1962 hier Bürgermeister, ich habe viel gesehen und gelernt. Das Zitat von Albert Schweitzer, das Herr Link schon Hundert mal einsetzte – "Ehrfurcht vor dem Leben" – scheint er so gar nicht zu Herzen zu nehmen. Die Bibel sagt uns auch: "An ihren Taten sollt ihr sie erkennen". "Demokratie ist die Notwendigkeit, sich gelegentlich den Ansichten anderer Leute zu beugen", sagte Winston Churchill. "Kein Mensch ist so wichtig, wie er sich nimmt", wusste Immanuel Kant.

Konrad Adenauer und Charles De Gaulle schafften eine Versöhnung zwischen Deutschland-Frankreich. Warum nicht hier. Ich selbst bin ein alter Knacker, über 80 und wollte meinen Lebensabend mit meinen zwei Schwestern und Brüdern in Königsfeld verbringen, nach einem halben Jahrhundert Tätigkeit im Ausland, rund um den Globus. Sollten die Bäume fallen, muss ich Königsfeld verlassen.

Ich bin zu alt und zu sentimental, um mir solch einen politischen Fehler des Bürgermeisters und Gemeinderats zu akzeptieren. Ich habe riesige abgeholzte Flächen im Amazonasgebiet an sehen müssen.

Martin Krauss | Königsfeld