Sie sind virtuose Blockflötenbläserinnen und schlüpfen in die Rolle der Bremer Stadtmusikanten: Julia Fritz, Luise Manske, Jin-Ju Baek und Elisabeth Champollion. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Boreas Quartett aus Bremen zeigt die weiten Möglichkeiten der Blockflötenkunst

Von Siegfried Kouba

Das Boreas Quartett Bremen (BQB) mit Jin-Ju Baek, Elisabeth Champollion, Julia Fritz und Luise Manske konzertierte im Königsfelder Kirchensaal.

Königsfeld. Wer Blockflöte hört, denk zumeist an eigene Kindheitserfahrungen oder an Namen wie Hans-Martin Linde oder Frans Brüggen, die die Blockflötenkunst wieder belebten. Weiter getragen wird dieses Genre durch das BQB. Schon das Entree war effektvoll und lehrreich und machte Blockflötenmusik auch für die vielen Kinder interessant. Sofort wurde die "kleine" Familie mit Sopran-, Alt-, Tenor- und Bassflöte vorgestellt, ergänzt durch große Bassblockflöten mit Anblasrohr oder einer Riesenflöte mit Dorn und modernen, kastenförmigen Flöten, die mit Klappen bedient werden.

Die klanglichen Reize wurden offenbart, egal ob im Stil der Renaissance (Merulas "Canzona la lusignuola"), des Barocks (William Byrds "Sermone blando") oder der Moderne eines Fulvio Caldino, wobei aus einem einen kleinen Staccato-Motiv sich eine stark rhythmisierte Fuge entwickelte, die durch glucksende Wirkungen und Percussioneffekte neue Dimensionen erschloss (Fade control). Vorgestellt wurden auch die "Sopranino" und die "Garkleinblockflöte".

Zum Hit für Kinder wurde die Kurzform von Mark Scheibes "Die Bremer Stadtmusikanten". Musikpädagogisch geschickt nahm die moderierende Elisabeth Champollion die Zuhörer mit, um mit "Ia", "Wau-wau", "Miau" und "Kickerikie" Esel, Hund, Katze und Hahn Wirklichkeit werden zu lassen. Expressiv wurden die einzelnen Blockflöten eingesetzt und mit rhetorischer und gesanglicher Finesse führte Elisabeth Champollion durch die Geschichte, die mit dem triumphalen Sieg der "ausrangierten" Tiere über eine Räuberbande endete.

Ganz der "Kunst der Fuge" im Sinne Bachs, seines geistigen Umfeldes und seiner Vordenker war der zweite Programmteil gewidmet. Mit den Kontrapunkten I, IV, XI und IX wurden Beispiele der Variationskunst des Eisenacher Meisters äußerst virtuos vermittelt. Die Mitspielerinnen des Quartetts verfügten über eine hervorragende Blastechnik und bestachen mit sauberer Intonation und Präzision, um "Note gegen Note" heraus zu schälen. Imponierend war die Begrüßung von der Empore mit "Sumer is icumen in" eines unbekannten englischen Meisters und liebliche Musik an der Schwelle von italienischer Renaissance zu Frühbarock wurde mit Canzonas von Tarquinio Merula vermittelt, ergänzt durch ein Ricerar Palestrinas sowie "Alla dolce ombra" und "Però più fermo", deren Titel den musikalischen Inhalt widerspiegelten. Der Clou kam mit der Zugabe: Piet Swets "Flashing flutes", wobei die Interpretinnen Finger, Lungen und Münder "flitzen" ließen, ein modernes Prestissimo.