Seit einem halben Jahr gibt es in Königsfeld den von der Brüdergemeine betriebenen Gebrauchwarenladen "Mittendrin". Fotos: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Sabine Bühler gibt Einblick in die weltweite Missionshilfe der Herrnhuter / Immer nahe bei den Menschen

Von Stephan Hübner

Königsfeld. Über die Herrnhuter Missionshilfe berichtete Sabine Bühler aus Bad Boll bei einem Informationsabend. Zuerst stand aber eine Scheckübergabe an.Der von der Brüdergemeine betriebene Laden "Mittendrin" hatte nach sechsmonatigem Betrieb Kassensturz gemacht. Renate Eberhardt, Vorsitzende des Leitungskreises, und Kurt Rittinghaus übergaben an Bühler eine Summe von 11 800 Euro.

Wer dem Vorbild Jesu folgen wolle, müsse nahe bei den Menschen sein, so Bühler. Auch der erste Herrnhuter Missionar Leonhard Dober habe 1732 feststellen müssen, dass ihm die Menschen erst zuhörten, als er sich auf der Insel St. Thomas um Malariakranke kümmerte. Mission dürfe sich nicht nur auf die seelische Seite beziehen, sondern müsse Realitäten im Auge behalten, also einen gesunden Körper, Bildung und Menschenrechte.

Die Missionshilfe forderte bald, dass Missionare Sprache und Kultur kennenlernten und sich als Handwerker selbst versorgten. Dem "diakonischen Dreiklang" gemäß entstanden oft Läden und Schulen. Auch ging es nur um die Bekehrung Einzelner, die den Glauben besser als Missionare an die übrigen Einheimischen weitertragen können. Besondere Merkmale Herrnhuter Tradition waren von Beginn an der persönliche Glaube, nicht als intellektuelle theologische Leistung, sondern als Herzensreligion. Damit einher ging die Gleichwertigkeit unterschiedlicher Glaubenserfahrungen, "gelebte Geschwisterschaft statt hierarchischem Herrschen".

Heute unterstützt die Missionshilfe hauptsächlich Projekte in Ostafrika, der Karibik oder Palästina. Die Brüdergemeine betreibt Krankenhäuser und -stationen, Grund- und Berufsschulen oder Unterstützungsprogramme für Aidswaisen. Für Frauen, die oft immer noch als Menschen zweiter Klasse angesehen werden, gibt es Konferenzen und Fortbildungen. Dazu kommen integrative Arbeit mit Behinderten oder Katastrophenhilfe.

Heute ist die etwa eine Million Mitglieder starke Brüderunität in 21 Provinzen vertreten, mehr als die Hälfte davon im ostafrikanischen Raum, jeweils mit individueller Geschichte und Missionsordnung. Die Missionshilfe bemüht sich, nahe bei den Menschen zu sein, auf Augenhöhe mit Brüdern und Schwestern.

Dazu tragen gemeinsame Konferenzen bei, ebenso wie Freiwilligendienste, Missionsfeste oder Besuchsreisen. Auch fairer Handel wird betrieben. Die Entscheidung, welche Projekte gefördert werden geschieht laut Hans-Beat Motel im Dialog. Junge Kirchen bitten um Unterstützung, dann wird gemeinsam überlegt, was finanziert wird. Dabei geht es laut Bühler immer um Hilfe zur Selbsthilfe, Menschen sollen selbst Verantwortung übernehmen, beispielsweise durch Fortbildungen zum Brunnenbau oder zur Bestellung von Feldern.