Für die Zinzendorfschulen hat Berthold Weisser vom Gasthof Mohren in Niedereschach-Fischbach die Patenschaft für einen Klassensatz Bücher übernommen. Foto: Zinzendorfschulen Foto: Schwarzwälder-Bote

Leben in Lackendorf bringt den Schülern Realität recht nahe

Königsfeld. Geschichte mal aus einer anderen Perspektive konnten die neunten Klassen des Zinzendorfgymnasiums erleben.

Ein ehemaliger Schulleiter aus dem hessischen Viernheim hat ein Buch über das Leben in Dunningen-Lackendorf in den Jahren 1940 bis 1950 geschrieben und las den Schülern daraus vor.

"Mein Großvater kam aus Lackendorf", sagt Heinz Klee, "und hat den Bezug zu seiner Heimat nie verloren." Als Heinz Klee vor einigen Jahren von seinem Cousin aus Horgen erfuhr, welche Erlebnisse damals mit dem Hüten der Kühe verbunden waren, stand fest: "Das muss ich aufschreiben." In der heutigen Zeit ist es nicht mehr vorstellbar, dass die Kinder in die Kuhfladen stiegen, um sich ihre Füße zu wärmen, oder dass eine Mutter einen Tag nach der Geburt ihres achten Kindes mit den Worten "Mariele, komm schaffen", aus dem Kindbett geholt wird, weil sonst niemand da ist, der hilft.

Ältere Menschen im Ort befragt

Er führte verschiedene Interviews mit älteren Menschen aus Lackendorf und führte die Erzählungen in verschiedenen Handlungssträngen zu dem Buch "Lust auf Dorf?" zusammen. "Es geht vor allem um die Stellung der Frau, die Wahrnehmung der Kinder und die Auswirkungen der Kirche auf die sozialen Strukturen", sagt Klee über sein Buch, das er möglichst vielen Jugendlichen nahebringen möchte. Deshalb hat er sich verschiedene Buchpaten gesucht, die jeweils einen Klassensatz seiner Bücher an eine Schule ihrer Wahl spenden. Für die Zinzendorfschulen hat Berthold Weisser vom Gasthof Mohren in Niedereschach-Fischbach die Patenschaft übernommen.

Nachdem er eine Geschichte aus seinem Buch vorgelesen hatte, herrschte betroffenes Schweigen.

"Das holt die Geschichte aus der Anonymität heraus", sagten die Schüler, die sich auf einmal viel besser vorstellen konnten, was es bedeutet, wenn ein Familienmitglied im Krieg vermisst ist und keiner weiß, ob der Sohn, der Bruder oder Onkel noch lebt oder nicht. "Im normalen Geschichtsunterricht hören die Schüler eine Zahl, die sie sich merken oder auch nicht", sagt Klee.

Wenn sie jedoch die authentische Geschichte einer Familie lesen, noch dazu einer ganz aus der Nähe, dann wird Geschichte auf einmal lebendig.

Das buch: Heinz Klee "Lust auf Dorf? Geschichten vom Landleben der 40er-Jahre", 160 Seiten, 105 Abbildungen, ISBN 978-3-89735-725-9; 14,90 Euro.