Vortrag: Klaus Vollprecht schildert Leben in seiner alten Heimat Labrador / Inuit auf der Suche nach Identität

Klaus Vollprecht aus Königsfeld kam in Labrador zur Welt und verbrachte dort seine Kindheit. Für einen Urlaub war er in die alte Heimat zurückgekehrt und berichtete nun in einem Vortrag über die Verhältnisse.

Königsfeld. Erstes Reiseziel war St. John‘s, Hauptstadt von Neufundland und Labrador und eine der ältesten Siedlungen Nordamerikas. Sie war im Zweiten Weltkrieg ein wichtiger Hafen für die Alliierten. Sehenswert seien die Altstadt oder Signal Hill, von wo aus Giovanni Marconi 1901 die ersten Funksignale aus Europa empfing. Buchstäblich aus den Felsen gehauen sei das Geo-Center, eine Ausstellung über die geologische Beschaffenheit Neufundlands und Labradors, die Gewinnung von Erdöl- und -gasvorkommen vor der Küste und eine Ausstellung zur TitanicTragödie, die unweit von Neufundland stattfand.

Vollprechts nächster Schritt in die "Wildnis" war der Luftwaffenstützpunkt Happy-Valley-Goose Bay. Je weiter man komme, desto kleiner würden die Flugzeuge. Zum Schluss sei es eine zweimotorige Propellermaschine gewesen. Landepunkt war Nain, die nördlichste Siedlung an der Labradorküste und nach Meinung Vollprechts auch die ursprünglichste. Der Anteil an Inuit sei mit etwa 80 Prozent vergleichsweise hoch, die Landschaft rau und karg, aber wunderschön. Der Erholungsfaktor sei entsprechend hoch.

Trotz hoher Arbeitslosigkeit gebe es in Nain viele junge Leute und Familien. Die Inuit entdeckten ihre Identität durch Sprachkurse, eigene Nachrichtensender oder die Förderung kultureller Gepflogenheiten wieder. Labrador sei reich an Bodenschätzen, die aber wegen der ungünstigen Verkehrssituation bisher nicht gefördert werden. Unweit von Nain werde aber seit Jahren Nickel abgebaut, was der Bevölkerung vielleicht neue Arbeitsplätze bringe. Da der Fischbestand wegen kommerzieller Überfischung vor allem durch ausländische Fangflotten dramatisch abnahm, galt ab 1992 ein Fangverbot. Damit fehlte eine wichtige Einnahmequelle. Für den privaten Verzehr sei der Fang nach wie vor erlaubt. Inzwischen erholten sich die Bestände allmählich wieder. Geräucherter Lachs und Kabeljau seien eine Delikatesse, vor allem frisch aus der Räucherkammer, stellte Vollprecht fest.

Die Straßen im etwa 800 Einwohner zählenden Nain seien nur Schotterpisten und hörten am Ortsrand auf. Dennoch gebe es Autos. Trotz aller Probleme seien die Menschen höflich, freundlich, offen und hilfsbereit. Die Häu ser bleiben Tag und Nacht unverschlossen, Nachbarschaftshilfe sei nicht nur ein Wort. Auch Fremde würden gegrüßt.