Wolfgang Schaible (rechts) wurde mit einem Festakt von den Zinzendorfschulen verabschiedet und sein Nachfolger Tobias Banholzer offiziell eingeführt. Foto: Zinzendorfschulen Foto: Schwarzwälder-Bote

Festakt: Verwaltungsleiter Wolfgang Schaible geht in Ruhestand

Königsfeld. Nach 26 Jahren haben die Zinzendorfschulen mit einem Festakt ihren Verwaltungsleiter, den Diplomkaufmann Wolfgang Schaible, in den Ruhestand verabschiedet. Die große Zahl der – teils von weit angereisten – Festredner unterstrich, was Schulleiter Johannes Treude im Kirchensaal der Herrnhuter Brüdergemeine heraushob: "Das Königsfelder Schulwerk, dem sich rund 1000 Schülerinnen und Schüler anvertrauen, ist eingebunden in ein Netz vielfältiger Organisationen, politischer Strukturen, Schulen und Internate."

Die Hauptreden bei dem von einem Kammerorchester und einem Chor begleiteten Festakt hielten zwei Mitglieder der Kirchenleitung der Evangelischen Brüder-Unität: Pfarrerin Benigna Carstens zeigte Schaibles Verdienste um das Schulwerk auf, Heide-Rose Weber hieß seinen Nachfolger, den Betriebswirt Tobias Banholzer, willkommen.

"Sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein in Treue und Gerechtigkeit." Diesen Bibelspruch von Sacharja 8,8, der die Tageslosung war, stellte die ehemals in Königsfeld predigende Pfarrerin Carstens an den Anfang ihrer Rede, um die Begriffe später wieder aufzugreifen. "Treue und Gerechtigkeit sind in der Losung als Eigenschaften Gottes genannt, aber sie bezeichnen für mich auch das, was ich mit deinem Verdienst um die Zinzendorfschulen verbinden kann", richtete sie ihre Worte an Schaible. "Wir hier, die Grußrednerinnen und -redner können mit unseren Worten deinen Leistungen nicht gerecht werden", bedauerte sie und hob dennoch einige der zahlreichen Verdienste hervor, darunter den Bau des Hauses Katharina von Gersdorf, unerwartete Sanierungen aufgrund von Rauchschäden und unzählige Ferienbaustellen.

Es sei ein Glück für die Herrnhuter Brüdergemeine und die Zinzendorfschulen gewesen, dass Schaible das Düsseldorfer Großstadtleben aufgegeben habe, um sich der Herausforderung in Königsfeld zu stellen. Die Stelle als Verwaltungsleiter sei für ihn nicht nur ein interessanter Job gewesen, sondern er habe sich auch berufen gefühlt. 1990, das Jahr seines Dienstbeginns, sei eine Zäsur gewesen, die durch die Wiedervereinigung im ganzen Land eine stärkere Beschleunigung in Gang gesetzt habe – auch im Schwarzwald. Schaible habe sich in das Abenteuer Zinzendorfschulen gestürzt und ihm 26 Jahre lang die Treue gehalten. Er habe "den Überblick behalten von den ganz großen Investitionen bis hin zum letzten Blatt Papier". Schaibles Wirtschaftskollege Hans-Martin Meth von der Internate Vereinigung DIV nannte ihn einen Rechenkünstler, der einen Gebäudebestand in beneidenswertem Zustand hinterlasse. Rechenkunst sei in seiner Position nötig, "Bedarfe und Einnahmen müssen im Lot sein", betonte Manfred Rot von Evangelischen Schulstiftung Bayern. Friederike Heidland von der Evangelischen Landeskirche beschrieb Schaible als zuvorkommenden, höflichen, aufge schlossenen Gesprächspartner.

Auch Pfarrer Christoph Huss und Bürgermeister Fritz Link hoben die Verdienste Schaibles hervor, der, wie Link vorrechnete, immerhin für ein Achtel der Geschichte des Schulwerks "die Balance zwischen inhaltlich-pädagogisch Wünschenswertem und wirtschaftlich Sinnvollem" gefunden habe. Er lobte seine Kreativität und seinen Sinn fürs Machbare und dankte für die konstruktive Kooperation.

"Es ist ein Gehen, aber auch ein Kommen", meinte Wolfgang Schaible, der sich bei all seinen Weggefährten und Mitarbeitern bedankte und ihnen einen Rat auf den Weg gab: "Vergessen Sie niemals, auf welcher Grundlage wir stehen und hören Sie nie auf, Visionen zu haben." Seinem Nachfolger wünschte er "zukunftsweisende und weise Entscheidungen" sowie Freude an der Gestaltung.

Heide-Rose Weber hatte Banholzer zuvor in sein Amt eingeführt. "Was qualifiziert einen Banker für die Verwaltungsleiterstelle der Zinzendorfschulen?" fragte sie, um gleich selbst die Antwort zu geben: "Sie haben eine ausgeprägte Dienstleistungsmentalität und sind es gewohnt, auf die Bedürfnisse Ihres Gegenübers einzugehen." Die Kirchenleitung habe sich für Banholzer entschieden, weil ihm ein wertschätzender Umgang mit seinen Gesprächspartnern wichtig ist. Aber auch das Ziel im Blick zu haben, sei entscheidend. "Gemeinsam mit Schulleiter Johannes Treude müssen Sie das Schiff Zinzendorfschulen steuern."