Profi-Schauspieler Rüdiger Hellmann. Foto: Seiss Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Schüler erleben Abitur-Sternchenthema hautnah

Königsfeld . Musik, eine zuckende Kulisse, ein in ein schwarzes Leichentuch gewickeltes Baby, dazu die Worte Dantons: "Der Tod äfft die Geburt; beim Sterben sind wir so hilflos und nackt wie neugeborne Kinder. Freilich, wir bekommen das Leichentuch zur Windel."

Die Schüler des Zinzendorf-Gymnasiums haben auf ihrem Weg Richtung Abitur den prüfungsrelevanten Schulstoff hautnah erleben können. Das "Theater mobile Spiele", welches sich mobilen Theaterproduktionen widmet, so auch dem Klassenzimmertheater, war zu Gast und hat den Jugendlichen der Kursstufe II die Inszenierung "Büchner. Die Welt. Ein Riss." in einer von Regisseur Thorsten Kreilos "sehr intimen Spielsituation" genannten Vorstellung nahe gebracht.

In der Inszenierung nimmt der politisch-menschliche Diskurs von Danton, aus Georg Büchners Drama "Dantons Tod", eine zentrale Rolle ein. Doch auch Briefe und Passagen aus anderen Büchner-Werken, wie "Woyzeck", "Leonce und Lena" oder "Lenz" hat Regisseur Kreilos in die Collage einfließen lassen, um eine vielschichtige theatrale Textur entstehen zu lassen und den geistig-emotionalen Horizont Büchners ausdruck zu verleihen.

Profi-Schauspieler Rüdiger Hellmann hat diese Vielschichtigkeit mit seiner Spielweise sehr lebendig und emotional verkörpert und blitzschnell von einer zur nächsten Rolle gewechselt – stets authentisch. In seinem Spiel, das auch das Bühnenbild einbezogen hatte, setzte er seine Mimik und Stimme so ein, dass es etwas in den Zuschauern bewegte, sie zum Nachdenken anregte.

Nach der etwa einstündigen Aufführung haben Hellmann und Kreilos, der Gründer des in ganz Baden-Württemberg gastierenden Ein-Mann-Theaters ist, den Schülern Rede und Antwort gestanden und zentrale Motive Büchners nochmals beleuchtet. Dazu zählen beispielsweise der tiefe Persona-Gedanke, der den Autor umgetrieben habe oder, dass am Anfang schon das Ende inbegriffen sei, sowie zeichenhafte Ebenen, wie die Puppe, mit der gespielt wird, als Ausdruck einer gewissen Ohnmacht, so Kreilos nach dem Stück.

Eine Schülerin der Kursstufe resümierte, dass die Vielschichtigkeit der Bühne der Vielschichtigkeit des Stückes entsprochen habe. Bruder Hering beschreibt die Aufführung als "gelungene Sache" mit einer tollen schauspielerischen Leistung, die den Schülern das szenische Spiel nahegebracht und auch die Person Büchner, sein Denken und die Zeit, in der er lebte, sehr gut beleuchtet hat.