Haitianische Polizisten führen einen Verdächtigen ab. Foto: imago/Jean Marc Herve

Kenias berüchtigte Polizei soll in Haiti die Bandenkriege unter Kontrolle bringen. Experten sind entsetzt.

Der UN-Sicherheitsrat will den berüchtigten Gangs auf Haiti entgegentreten. Das Prekäre daran: Die vorgesehene Eingreiftruppe von 20 000 Mann soll ab dem kommenden Jahr ausgerechnet von Polizisten aus Kenia angeführt werden, die für ihre Brutalität verschrien sind. Allein in diesem Jahr haben Kenias „Ordnungshüter“ mehr als 100 Menschen getötet, meist unter fragwürdigen Umständen. Im vergangenen Jahr wurden drei Polizisten der Folterung und Ermordung eines Menschenrechtsanwalts für schuldig befunden. 70 Prozent der Bevölkerung nannten in einer Umfrage Kenias Polizisten notorisch korrupt. „Kaum eine zum Export geeignete Qualitätsarbeit der Polizei“, spottet Irungu Houghton, Direktor von Amnesty International in Kenia.

Zudem fürchten Insider, dass Kenias Polizisten für die zu erwartenden Zusammenstöße in Haiti weder ausgebildet noch angemessen bewaffnet sind und die Landessprache nicht sprechen. Nach den Worten des UN-Generalsekretärs António Guterres erwartet die Einsatzkräfte auf Haiti ein „lebender Albtraum“. Der Inselstaat wird von konkurrierenden, mit automatischen Waffen ausgerüsteten Gangs kontrolliert. Sie errichten Straßensperren, erpressen Schutzgelder und entführen Menschen. Der Bandenkrieg fordert jährlich Tausende Opfer. Zustande kam die Mission auf Bitte des umstrittenen haitianischen Regierungschefs Ariel Henry. Dass Kenias Regierung dem nachkommt, hat weniger damit zu tun, dass „wir uns entschieden haben, Gottes Willen zu tun und unseren Brüdern und Schwestern in Haiti zu helfen“, wie es offiziell in Kenia heißt. Vielmehr wird Präsident William Ruto dafür üppig entlohnt. Sein Land wird einen beträchtlichen Teil der 100 Millionen US-Dollar einstreichen, die die UN für das erste Jahr des Einsatzes zahlt.