Kappel - Das Richtfest für das neue Pflegeheim in Kappel konnte das Coronavirus ausbremsen, den Baufortschritt bislang nicht: Läuft alles weiter wie geplant, ist das "Generationenprojekt" im Herbst fertig.

Fast genau zehn Monate nach dem ersten Spatenstich hat das "Haus Taubergießen" deutliche Formen angenommen. Der Rohbau steht. Am heutigen Mittwoch sollte eigentlich groß gefeiert werden in der Kappeler Rittistraße. Mehr als 150 Einladungen hatte der Investor, die Kopf-Gruppe aus Lahr, versendet; an Handwerker, Betreiber, Anlieger, Nachbarn, Gemeinderäte und andere Projektbeteiligte.

Doch dann kam die Corona-Pandemie und zwang die Verantwortlichen, das traditionsreiche Ritual des Richtfests abzusagen. "Wir haben die Feierlichkeiten schweren Herzens canceln müssen", sagt Brigitte Hasemann von der Kopf-Gruppe. Dabei wäre eigentlich reichlich Grund zu feiern.

"Letzter Mosaikstein" in der sozialen Infrastruktur

"Wir haben vier Kindergärten, zwei Grund- und eine Gemeinschaftsschule. Mit dem Pflegeheim setzen wir das letzte Mosaiksteinchen für unsere soziale Infrastruktur", sagt Bürgermeister Jochen Paleit über das Elf-Millionen-Euro-Projekt. Bislang hätten Menschen, die ihr ganzes Leben in der Gemeinde zu Hause waren, ihren Lebensabend oft fern der Heimat verbringen müssen. "Das ändert sich künftig, was uns alle sehr glücklich macht."

Vor fünf Jahren ging die Gemeinde auf Anregung aus der Bevölkerung auf die Suche nach einem potenziellen Bauherrn für ein Pflegeheim und wurde bei der Kopf-Gruppe fündig. Als Betreiber gewann man den Saarländischen Schwesternverband. Nach einer umfangreichen Planungsphase wurde im August 2018 der Bauantrag gestellt, im März vergangenen Jahres kam das grüne Licht der Behörden, bevor im Mai die Arbeiten im Ortszentrum begannen.

Ziehen noch dieses Jahr die ersten Bewohner ein?

Dass das Richtfest der Corona-Krise zum Opfer fällt, kann Rathauschef Paleit verschmerzen: "Das Allerwichtigste in dieser schwierigen Phase ist, dass die Baustellen nicht ruhen, dass es weiterhin Wertschöpfung gibt. Deshalb bin ich sehr froh über den Fortschritt bei dem Projekt."

Bei der Kopf-Gruppe "hoffen und beten wir täglich, dass die Arbeiten weiterlaufen wie bisher, vor allem, dass alle Handwerker gesund bleiben", sagt Hasemann. Als Generalunternehmer fungiert die Offenburger Firma Wacker Objekt, die die zahlreichen Einzelgewerke koordiniert.

Einzelzimmer und Aufenthaltsräume geplant 

Der Saarländische Schwesternverband verfügt nach der Fertigstellung über eine vollstationäre Pflegeeinrichtung mit 45 Plätzen sowie 20 sogenannten Service-Wohnungen zwischen 54 und 80 Quadratmetern. Insgesamt mehr als 4000 Quadratmeter Nutzfläche wird das "Haus Taubergießen" haben. Geplant sind ausschließlich Einzelzimmer sowie 15 Räume als Wohngruppe mit einem eigenen Aufenthaltsbereich.

Ob angesichts der Corona-Pandemie noch dieses Jahr die ersten Bewohner einziehen können, vermögen die Verantwortlichen freilich nicht zu prognostizieren. "Bei diesem Generationenprojekt kommt es auf ein paar Wochen aber auch nicht an", sagt Paleit.

Info: Beschlüsse per Unterschrift

Das Pflegeheim ist dieses Jahr nicht das einzige Großprojekt in der Doppelgemeinde. In Kappel soll ein neuer Kindergarten entstehen, in Grafenhausen die Schule erweitert werden. Vorgesehen sind laut Bürgermeister Paleit Gesamtinvestitionen von sieben Millionen Euro.

"Alle Arbeiten werden trotz Corona wie geplant ausgeschrieben." Weil aktuell keine Gremiensitzungen möglich sind, soll die Vergabe der Aufträge dann per sogenanntem Umlaufbeschluss erfolgen. Heißt: Die Gemeinderäte bekommen die Unterlagen nach Hause und zeichnen sie ab, statt wie sonst am Ratstisch abzustimmen. Paleit: "Wir sind und bleiben arbeitsfähig."