Die Jagd ist vorbei. Auf dem Bild Peter Weissinger mit dem Keiler und dem Bayerischen Gebirgsschweißhund Tarik. Foto: Pastoors

Nachsuche: Zwei Tage und Nächte hält Keiler Waidmänner und Anwohner in Atem. Suchhund Tarik spürt Tier auf.

Jungingen - Der Keiler, der am Montagmorgen in Jungingen im Killertal einen Jäger und seinen Hund bei der Nachsuche angegriffen und schwer verletzt hat, ist tot. Zwei Tage und Nächte lang hatte er die Waidmänner, Suchhunde und Anwohner in Atem gehalten.

Das Wildschwein war von einem Jäger in der Nacht zum Montag angeschossen worden. Bei der Nachsuche hatte ein weiterer Jäger mit seinem Hund das blutende Tier aufgestöbert und wurde von diesem schwer verletzt. Der angeschossene Keiler schlitzte dem Nachsucher mit seinem Hauer das Bein auf, verletzte auch den Hund schwer und entkam ein zweites Mal. Bis Montagabend hatten Jäger und Forstbeamte nach dem Wildschwein gesucht, wollten es, so Forstdirektor Hermann Schmidt, von seinen Leiden erlösen – erfolglos.

Gestern am frühen Morgen machten sich insgesamt sieben Jäger, darunter Kreisjägermeister Walter Greff, sowie Peter Weissinger und Thomas Pastoors von der Schweißhundestation Schönbuch noch einmal auf die Suche.

"Wir haben uns genau abgesprochen, wollten sehr umsichtig vorgehen und besondere Vorsicht walten lassen. Wir wollten nicht, dass einer von uns ein Risiko eingeht und noch jemand verletzt wird. Auch die Hunde hatten Schutzwesten an", schildert Weissinger den Einsatz. Weissinger ist Revierleiter im Landkreis Tübingen und sein Bayerischer Gebirgsschweißhund, ein Rüde namens Tarik, für solche Einsätze besonders ausgebildet. "Der Tarik ist ein Superhund", lobt Thomas Pastoors den vierbeinigen Jagdkameraden der Schweißhundestation.

Weissinger schilderte im Gespräch mit unserer Zeitung, wie er seinen Hund die Fährte des Keilers noch einmal aufnehmen ließ, von der Stelle, an der am Vortag der Jäger angegriffen worden war. Tarik hatte die Nase vorn, gute Gene, gute Ausbildung und viele Jahre der Routine machten sich bezahlt: Der Rüde fand den Keiler rund eineinhalb Kilometer von der Unfallstelle entfernt in einem Schwarzdornverhau. Da die Jäger nicht wussten, ob der verletzte Keiler noch lebt, näherten sie sich gegen die Windrichtung dem Gebüsch und schickten dann einen kleinen, wendigen Terrier mit Schutzweste in das dicht gewachsene Unterholz. Aber der Keiler war bereits tot, seinen Verletzungen erlegen oder, so wird vermutet, auch durch die Aufregung der erneuten Hetze durch die Hunde umgekommen.

Mit vereinten Kräften gelang es den sieben Waidmännern, das Tier aus dem Gebüsch zu bergen und auszunehmen. Aufgebrochen, also ohne Innereien, wog er 80 Kilo, das Lebendgewicht dürfte etwa 100 Kilo betragen haben. Weissinger schätzt, dass das Wildschwein etwa drei Jahre alt war.

Noch um die Mittagszeit gestern hatte ein Radiosender die Bevölkerung vor dem angeschossenen und aggressiven Keiler gewarnt. Der Wald am Südhang von Jungingen und hinter dem Heufeld ist beliebtes Ziel von Radlern, Wanderern und Hundebesitzern. Die hatten in jüngster Zeit auch häufiger von Begegnungen mit Wildschweinen und ganzen Rotten mit Frischlingen berichtet.

Der verletzte Jäger, den die Bergwacht Oberes Donautal und die Junginger Feuerwehr am Vortag geborgen hatten und der mit einem Hubschrauber in eine Spezialklinik transportiert worden war, ist inzwischen operiert worden und befindet sich, so wie sein Hund, auf dem Weg der Besserung.