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Besucher bekommen bei "Abend der offenen Tür" einen Einblick in die Asylunterkunft in der Unterjettinger Straße

Bei einem "Abend der offenen Tür" konnten Interessierte die Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Café Niethammer in der Unterjettinger Straße besichtigen. Zahlreiche Besucher informierten sich über die Wohnsituation der Asylanten.

Jettingen. Die Gemeinde Jettingen und das Landratsamt Böblingen hatten zur Besichtigung der Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Café Niethammer in der Unterjettinger Straße eingeladen. Neben Offiziellen und Mitgliedern des Arbeitskreises Flüchtlinge Jettingen kamen zahlreiche Besucher zum "Abend der offenen Tür", um sich über die Wohnsituation der Asylanten zu informieren.

Exakt 90 Minuten waren vorgesehen, um die seitens der Gemeinde Jettingen in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Schrottwieser renovierten und umgebauten Räumlichkeiten der früheren Gaststätte mit Tanzlokal in Augenschein zu nehmen. Viele Interessierte nutzten die kurze Zeit, um durch das Gebäude zu laufen. Mancher Besucher trauerte angesichts des Umbaus dem alten Tanzcafé Niethammer nach.

Die Gemeinde Jettingen hat das Gebäude nach Fertigstellung an den Landkreis Böblingen vermietet. Hier sind bereits seit Ende vergangenen Jahres 19 Personen im Altbau untergebracht. Drei syrische und eine afghanische Familie sowie Einzelpersonen wohnen seitdem im Obergeschoss. In wenigen Tagen sollen nochmals 19 weitere Personen hier einziehen. Ab Anfang September wohnen dann 38 Personen in dem Gebäude. Insgesamt bietet das umgebaute Café Platz für 79 Flüchtlinge.

Bei der Unterkunft in der Unterjettinger Straße handelt es sich um eine sogenannte "Vorläufige Unterbringung". Die Flüchtlinge leben hier für die Dauer ihres Asylverfahrens bis zu einem Zeitraum von maximal 24 Monaten. Manche Verfahren sind schon nach etwa einem Monat abgeschlossen, danach werden die Menschen einer Gemeinde zugeteilt und je nach Verfügbarkeit in Gemeinschaftsunterkünften, Wohnungen oder Containeranlagen untergebracht. Sie bleiben nicht zwangsläufig in Jettingen.

Arnold Lauer vom Amt für Migration und Flüchtlinge beim Landratsamt Böblingen führte durch die noch frisch nach Renovierung riechenden Räume. Zum einen bestehen diese aus abschließbaren Wohneinheiten für vierköpfige Familien oder Einzelpersonen, die mit Stockbetten, Kleider- und Kühlschränken sowie Tischen und Stühlen ausgestattet sind. Den Flüchtlingen stehen abschließbare und mit ihren Namen beschriftete Räume mit über sieben Quadratmetern zur Verfügung.

Erstausstattung liegt bereits in der Unterkunft parat

Auch die Erstausstattung, angefangen von Matratzen über Bettwäsche bis hin zu Haushaltsgegenständen liegt bereits parat. "Die Erstausstattung behält jeder Flüchtling, auch wenn er hier wieder ausziehen müsste", erklärte Lauer. "Daneben erhalten die Menschen finanzielle Leistungen. Sie kochen, waschen und putzen innerhalb der Einrichtung selber."

Außerdem haben Heimleiter Thomas Jurcan und die Sozialbetreuung ihre Büros. Der Heimleiter ist während der Aufbauphase oft sehr lange vor Ort anwesend, nachts und am Wochenende übernimmt ein Sicherheitsdienst die Überwachung des Gebäudes. Sprachliche Barrieren kennt Jurcan nicht, meist hilft Englisch weiter und einige der Flüchtlinge dolmetschen bei Bedarf.

Michael Dongus, Koordinator beim Arbeitskreis Flüchtlinge Jettingen, berichtete, dass seine Organisation mittlerweile 140 Mitglieder hat, die in sechs Arbeitsgruppen aufgeteilt sind. Sie arbeiten alle ehrenamtlich mit Heimleitung und Sozialbetreuung zusammen und stellen auf Wunsch Paten für die Flüchtlinge bereit.

"Bis jetzt konnten wir noch sehr wenig tun, da noch nicht viele Flüchtlinge hier wohnen", sagte Dongus. "Wir möchten durch unsere Ehrenamtlichen sowohl sprachliche Betreuung als auch Lernbegleitung, Freizeitgestaltung und einen Begleitservice anbieten – also Starthilfe zur Integration", erläuterte er das Vorhaben des Arbeitskreises. Bislang übernehmen die Mitglieder des Arbeitskreises in Schulen und Kindergarten an einigen Stunden in der Woche die Kinderbetreuung.

Die räumlichen Voraussetzungen hierfür sind im ehemaligen Café durch einen Sprachkursraum für etwa zwölf Personen und ein eingerichtetes Kinderbetreuungszimmer vorhanden. Noch stehen viele Räume – auch sogenannte "Notfallräume", die in Krankheitsfällen genutzt werden können – leer. Das soll sich aber in Zukunft ändern.