Das Improtheater bot mehr als nur Nonsens im Bürgertreff. Foto: Trommer Foto: Schwarzwälder-Bote

Improtheater "Nonsense" spielt im Bürgertreff auf Zuruf

Von Dorothee Trommer Jettingen. Im Bürgersaal in Jettingen wurde ein grausamer Mord auf der Bühne begangen: Die Architektin Irma wurde von der geldgierigen Frau Cola mit einem Fleischwolf ermordet. Zu solch abstrusen Handlungen lässt sich die Gruppe "Improtheater Nonsense" durch Zurufe aus dem Publikum inspirieren, und das sparte nicht mit schwarzen Gedanken.

Alljährlich lädt die junge Schauspielertruppe zum Weihnachtsimpro im Bürgersaal ein, wo sie gerngesehene Gäste sind, wie Jugendreferent Manfred Aberle berichtet. Die jungen Leute stammen aus Jettingen und Umgebung, gingen zusammen ins Andreae-Gymnasium in Herrenberg und waren dort in der Theater-AG aktiv. In diesem Zusammenhang haben sie das Genre Theatersport oder Improvisationstheater kennen- und lieben gelernt.

Heute studieren sie und leben großteils nicht mehr in der Gegend, kommen aber zur Weihnachtszeit gern nach Hause und zeigen ihr Können.

Improvisiertes Theater hat eine lange Geschichte, schon in der griechischen Antike lässt sich diese Kunstform nachweisen. Die "Comedia dell’Arte" kann ebenfalls als Improvisationstheater bezeichnet werden. In den 70er- Jahren schuf Keith Johnstone in England das Konzept Theatersport, die bis heute populärste Form des Improtheaters und exportierte es nach Kanada, wo er das heute noch existente "Loose Moose"-Theater gründete. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts verbreitete sich Theatersport und Improvisationstheater global.

In Jettingen gab es zu Beginn die Endlosgeschichte, die das Thema "Bredlebacken" und Schlitten fahren auf wundersame Weise miteinander verwob, dann wechselten die Schauspieler von einer brandgefährlichen Situation im Stuttgarter Fernsehturm blitzschnell zu einer Unterwasserszene und über die Universität in den Baumarkt – da gehört wahrlich Freude an der Improvisation und Ideenreichtum dazu. Die Darsteller müssen ihre Spielidee ja sofort umsetzen, zu langem Nachdenken ist hier keine Zeit.

Auch der Kauf eines Fisches am Hamburger Hafen kann als Tragödie, Krimi oder Western inszeniert werden, wie die Truppe "Nonsense" eindrucksvoll demonstrierte.

Die Gebärdensprachedolmetscherin setzte bei TV-Interview mit dem Tennis-Spieler, der nur Rückhand spielt und immer verliert, das Wort Ratschlag um, indem sie ein Rad schlug. Aber auch das Reimen beherrschen die jungen Schauspieler, die die Worte Kartoffelmesser und Vanillekipferl in ein Gedicht verpackten.

Der längste Teil des Abends bestand aus einem Kriminalfall, bei dem das Publikum seine Freude an makabren Speilen bewies – im Chor wurde "stirb" gerufen und damit das Opfer bestimmt.

Daraus entspann sich eine wilde Szenenfolge mit einem leicht debilen Kameltreiber (Florian Behr), einem tolpatschigen Kriminalassistent (Henrik Philipsen), einem grummeligen Kommissar, (Jessica Plum) der Architektin Irma (Isabel Lueb), die Angst vor Spinnen hat, ihrem Vater, einem Lehrer (Carsten Simons), und der schlauen Frau Cola (Kerstin Schott), die nicht nur Psychotherapeutin ist sondern auch mit Fleischwölfen handelt. Übrigens kam ihr Name – Cola – daher zustande, dass sie das Publikum nach etwas typisch Weihnachtlichem fragte.

Nach vielen, teilweise recht abrupten Szenenwechseln wurde mittels Karten in verschlossenen Umschlägen der Mörder bestimmt, in dem Fall die Mörderin – also eine Art Detektivspiel vor Publikum, welches bestens unterhalten wurde.

Die Gruppe "Improtheater Nonsense" war bereits zum dritten Mal im Bürgersaal zur Weihnachtsimpro und die Gäste freuen sich bestimmt schon auf kommende Veranstaltungen.