Den einen oder anderen Archivschatz hat Michael Hensle in den vergangenen Monaten bei seiner Arbeit im Jettinger Gemeindearchiv gefunden. Foto: Priestersbach Foto: Schwarzwälder-Bote

Jettinger Archiv wird aufgearbeitet / Kosten von 50 000 Euro

Von Uwe Priestersbach

Jettingen. Zum letzten Mal tagte der Jettinger Gemeinderat im provisorischen Rathaussaal, nachdem die Sanierungsarbeiten im Rathaus praktisch abgeschlossen sind. Dabei beschäftigte sich das Gremium auch mit dem Gemeindearchiv, das doch umfangreicher ist, als ursprünglich angenommen.

Wie Bürgermeister Hans Michael Burkhardt anmerkte, gehört die Aufarbeitung des Archivs zu den Pflichtaufgaben der Gemeinde; und die schlägt jetzt in Jettingen mit über 50 000 Euro zu Buche. Froh zeigte sich der Rathauschef allerdings darüber, dass man sich mit der Erfassung und Aufarbeitung des Archivmaterials etwas Zeit gelassen hat. Denn zwischenzeitlich werden die Archivbestände digital in einer Datenbank erfasst, "in der man komfortabler suchen kann", so Burkhardt. Daher gebe es auch Überlegungen, das Findbuch allen Interessierten online auf der Homepage der Gemeinde für Recherchen zur Verfügung zu stellen.

Seit Anfang des Jahres ist der Archivar Michael Hensle mit der Sichtung und Aufarbeitung des Jettinger Aktenbestandes befasst. Bislang wurden 160 laufende Meter Aktengut bearbeitet, doch stellte sich dabei heraus, dass sich das Archivmaterial der Gäugemeinde statt der angenommenen 155 auf gut 250 laufende Meter summiert. Daraus ergibt sich ein Mehraufwand an Arbeitsstunden, den die Verwaltung auf zwei Vollzeitmonate schätzt. "Wir sind gut beraten, die Arbeiten jetzt zum Abschluss zu bringen", betonte der Bürgermeister, wofür es keinen Widerspruch aus dem Gemeinderat gab. "Wer A sagt, muss auch B sagen", brachte SPD-Rat Wilhelm Kern die Meinung der Räte auf den Punkt.

"Das Archiv ist das Gedächtnis der Gemeinde", erklärte Michael Hensle, dass mit dem Erhalt der Aktenbestände die Transparenz des Verwaltungshandelns gewährleistet und wertvolles Kulturgut bewahrt werde. Aufgabe des Archivars sei es daher, die vorhandenen Unterlagen auf ihre Archivwürdigkeit hin zu bewerten und Maßnahmen zur konservatorischen Bestandserhaltung vorzunehmen. Im Jettinger Archiv reichen vor allem die Akten zu Inventuren und Teilungen bis ins Jahr 1740 zurück und im Jahr 1710 fange das Gros des Bestandes an, der sich allerdings in einem oft "beklagenswerten Erhaltungszustand" befinde. Bei vielen Akten lasse sich nicht mehr viel machen und eine Restaurierung wäre fast nicht zu bezahlen. Als Beispiele für Jettinger Aktenschätze nannte er ein Lagerbuch aus dem Jahr 1657 oder eine Unterpfandbuch von 1699.