Freudestahlende Gesichter: Auch die Kinder in Mogilev freuen sich über die Hilfslieferungen. Denn meist bekommen sie dann ein wenig Spielzeug zugeschickt. Foto: Davydova Foto: Schwarzwälder-Bote

Hilfslieferung der Jettinger Weißrusslandhilfe steht drei Monate beim Zoll / Transporte auf Spenden angewiesen

Von Ralf Klormann

Jettingen. Mehr als 28 Jahre sind seit der Nuklearkatastrophe in Tschernobyl vergangen. Die Nachwirkungen sind jedoch längst nicht beseitigt. Seit Jahren rollen deshalb regelmäßig Lastwagen voller Hilfsgüter von Jettingen in die weißrussische Stadt Mogilev. Die Menschen dort haben nicht nur mit den Folgen der Strahlung, sondern auch mit Armut zu kämpfen.

Ob Kleidung und Schuhe, Krankenbetten und Matratzen Fahrräder, Schulranzen, Spielzeug oder Saatgut – der Jettinger Verein Initiative Weißrussland sammelt seit nun bereits rund 20 Jahren unter der Federführung von Initiatorin Elisabeth Eckenbach Spenden aller Art. Etwa einmal im Jahr werden diese dann per Lastwagen nach Mogilev transportiert. "Die Menschen dort brauchen es nach wie vor", weiß Eckenbach.

Denn nicht nur die finanzielle Lage vieler Weißrussen – woran nicht zuletzt Staatsoberhaupt Alexander Lukaschenko schuld sei – ist kritisch. Auch gesundheitlich seien viele Menschen angeschlagen. "Junge Leute haben dort Krankheiten, die man eigentlich erst im Alter bekommt", berichtet Eckenbach. Viele hätten ein schwaches Immunsystems, eine Folge radioaktiver Strahlung. Die medizinische Versorgung sei in Weißrussland jedoch kaum ausreichend. Besonders wichtig seien daher auch Hilfsgüter wie Krücken oder Rollatoren – wobei sich immer wieder viele Weißrussen überrascht zeigten, dass es so etwas überhaupt gebe.

Erst vor kurzem wurde nun die Verteilung der jüngsten Hilfsgüterlieferung in Mogilev abgeschlossen. Galina Davydova, die sich in Weißrussland um die Verteilung kümmert, hatte sich aus diesem Anlass unlängst in einer E-Mail an Jettingens Bürgermeister Hans Michael Burkhardt gewandt, um allen Beteiligten zu danken. "Eure Unterstützung ist sehr wichtig für viele Familien, insbesondere für Behinderte, alleinstehende Mütter, kinderreiche Familien und alte Leute", betonte sie in ihrer Nachricht.

Darüber freute sich nicht zuletzt auch der Bürgermeister. "Es ist schön, wenn man solche Rückmeldungen bekommt und erfährt, dass die Hilfe dort angekommen ist, wo sie gebraucht wird", meinte Burkhardt dazu.

Ganz reibungslos war die 23 Tonnen Hilfsgüter umfassende Lieferung allerdings nicht verlaufen. Denn der Lastwagen hatte sich bereits im April dieses Jahres auf den Weg nach Mogilev gemacht, war vom weißrussischen Zoll allerdings erst rund drei Monate später freigegeben worden – obwohl es nichts zu beanstanden gegeben hatte.

Zumindest über den letztgenannten Umstand freute Eckenbach sich aber durchaus. "Gott sei Dank ist der Transport gut durchgekommen", unterstrich sie. Dass dies auch durchaus anders laufen kann, erlebte sie vor einigen Jahren, als die weißrussischen Beamten den Lastwagen wegen mitgeführter Lebensmittel überhaupt nicht durchlassen wollten. "Irgendeine Schikane gibt es eigentlich immer", meinte Eckenbach.

Probleme hätten in diesem Jahr lediglich einige Säcke Saatgut machen können. In weiser Voraussicht seien diese aber mehr oder weniger an den Zöllnern "vorbeigemogelt" worden. Letztere hätten dabei offenbar bewusst weggeschaut, erzählt Eckenbach.

Seit etwa zwei Jahren hat sich für den Jettinger Verein übrigens noch ein anderes Problem aufgetan: Die Initiative erhält keine Fördergelder vonseiten des Landes mehr und ist daher vor allem hinsichtlich der Transportkosten von rund 3000 Euro auf Spenden angewiesen. Eckenbach denkt deswegen aber keineswegs ans Aufgeben. "So lange es geht, werden wir weitermachen", unterstreicht sie.

Wer helfen möchte, kann in der Hohenrainstraße 15 übrigens außer in den Ferien jeden Dienstag von 14 bis 16 Uhr Spenden jeder Art abgeben. Besonders Bettwäsche, Kleidung, medizinische Hilfsmittel wie Rollstühle, Rollatoren, Katheter und Spritzen, Schulrucksäcke, Spielzeug und Haushaltsgeräte werden immer dringend benötigt.

Weitere Informationen: Initiative Weißrussland, Elisabeth Eckenbach, Telefon 07452/79 08 40