Erste Reifestation für den Most ist ein Edelstahlfass im Gewölbekeller. Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausgezeichnet: Alfred Brodbeck aus Jettingen nimmt mit seinem Getränk erfolgreich an Wettbewerben teil

In einem großen, silbernen Edelstahlfass in einem alten Gewölbekeller gärt Alfred Brodbecks Geheimnis: seine ganz eigene Mischmost-Rezeptur, die ihm schon mehrere Preise einbrachte.

Jettingen. Etwa 60 Prozent Äpfel und 40 Prozent Birnen bilden die Grundlage für den Mischmost des 74-jährigen. Die Früchte bekommt er von ortsansässigen Obstwiesenbesitzern, die ihre Ernte nicht selbst einholen.

Eine eigene Obstwiese war nie ein Ziel

Auch auf den Gemeindewiesen darf er sammeln gehen. Eine eigene Obstwiese wünscht sich der Abteilungsleiter im Ruhestand nicht. "Das ist nicht das Ziel", erklärt er. Ihm geht es um das Mosten an sich.

Und das ist mit der Ernte noch lange nicht vorbei: Das Obst wird in einer Öschelbronner Mosterei zu Maische gemahlen, in Tücher eingeschlagen und ausgepresst – "nur gute Ware, keine faule", betont der gebürtige Tübinger ausdrücklich. "Denn nur von was Gutem kommt auch was Gutes aus dem Fass." Gepresst wird nicht bis zum letzten Tropfen, sonst geben Kerne und Stiele Bitterstoffe frei.

Der gewonnene Saft geht direkt ins 320-Liter-Fass, allerdings nicht in Bordbecks eigenem Keller. Bei Hans-Martin Haag darf er sein geruchsneutrales, leicht zu reinigendes Edelstahlfass in dessen Gewölbekeller einstellen. Bevor Brodbeck vor etwa fünf Jahren sein eigenes Fass anschaffte, durfte er Haag etwa zehn Jahre lang als Mosthelfer über die Schulter schauen.

Was Brodbecks Most zu einem besonderen macht, sind die zur Verfeinerung beigegebenen Gartenfrüchte wie Himbeeren und Johannisbeeren, auch Holunder aus dem Wald kommt in sein Fass.

Seit vergangenem Jahr tritt der gelernte Feinwerktechniker mit seinem Most erfolgreich bei Wettbewerben an. Er ergatterte unter anderem den ersten Platz bei der ersten schwäbischen Mostmeisterschaft der Landkreise Reutlingen, Tübingen, Esslingen und Böblingen. "Ich wollte schauen, wie mein Most ankommt", erklärt Brodbeck, für den das Mosten dennoch nur ein Hobby ist. Sein Zugang dazu: Sein Urgroßvater war Weingärtner und auch sein Vater hat schon Most gemacht.

Alfred Brodbeck ist in einem Elternhaus mit Ackerland, Getreide- und Futterrübenanbau aufgewachsen – nah an der Natur. Das prägte auch sein späteres ehrenamtliches Engagement. Mit seinem damaligen Kollegen Hans-Martin Haag unterhielt er sich darüber, was man denn für Jettingen tun könne, um die Natur zu verschönern und zu erhalten. Aus diesen Überlegungen entstand 1990 die Naturschutzgruppe Jettingen – mit Alfred Brodbeck als einem von etwa zehn Gründungsmitgliedern.

Bis heute ist er aktiv bei der Gruppe dabei, die unter anderem zwei Naturlehrpfade eröffnet hat. Bis 2003 tat sich Brodbeck stimmlich im Unterjettinger Gesangverein als erster Bass hervor. Dann stieg er auf Mundharmonika um, lernte auch "ein bisschen" Blues Harp.

Bis 2015 war er im CDU-Ortsverein als Schriftführer engagiert, für den er seit ein paar Jahren den "Geschichtenonkel" bei den Ortsrundfahrten zum Sommerferienprogramm spielt. Eine passende Aufgabe für Brodbeck, der über die Jahre immer mal wieder historische Stadtführungen in Tübingen durchführte.

Beruf führte ihn von Tübingen in Gäugemeinde

Nach Jettingen geführt hat ihn die Arbeit: 1973 hat er einen Job als Abteilungsleiter bei einem ortsansässigen Verpackungstechnik-Unternehmen angenommen. Nach sieben Jahren in Untermiete, schlug er Wurzeln in Unterjettingen, baute 1980 ein eigenes Haus. Seit 1994 ist er mit seiner Frau Uschi verheiratet, die zwei Kinder in die Ehe mitbrachte. Brodbeck ist stolzer Opa von fünf Enkeln im Alter von eineinhalb bis 22 Jahren.