Ein Mann hsoll angeblich zwei elf und zwölf Jahre alte Mädchen in einem Linienbus in Jettingen unsittlich berührt haben. Wie sich nun herausgestellt, war die Geschichte der Mädchen erfunden. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock/Sonya Etchison

Elf- und Zwölfjährige ärgern sich über Ermahnung im Bus und beschuldigen Mann, sie unsittlich berührt zu haben.

Jettingen - Die Polizei hat einen mutmaßlichen Fall von sexuellem Missbrauch von zwei Kindern in Jettingen durch einen Unbekannten aufgeklärt. Das Ganze ist nie passiert. Die Kinder haben die Geschichte frei erfunden. Am Freitag, 21. Februar, fahndete die Kriminalpolizei Böblingen nach einem unbekannten Mann zwischen 30 und 40 Jahren, weil dieser angeblich zwei elf und zwölf Jahre alte Mädchen in einem Linienbus in Jettingen unsittlich berührt haben soll.

Die Fahndung verlief erfolgreich. Die Beschreibung des Mannes und Umstände waren so exakt, dass sich dieser als Beschuldigter erkannte und schon am Folgetag selbst bei der Polizei meldete. Allerdings mit einer ganz anderen Version der Vorkommnisse.

Er habe den Beamten erklärt, dass er die beiden Kinder im Bus lediglich zur Ordnung ermahnt habe, erklärte gestern Peter Widenhorn, Pressesprecher bei der Polizeidirektion Ludwigsburg, auf Anfrage. Die Kinder hätten sich in dem Bus lautstark mit einem Handyspiel beschäftigt und den beschuldigten Mann zudem mehrfach angerempelt.

Die Ermittler schenkten dem Mann Glauben und erhielten auch von den zwei Mädchen nach einem ausführlichen Gespräch die Bestätigung, dass dies den tatsächlichen Vorkommnissen in dem Linienbus entspricht.

Als Begründung für ihre erfundene Missbrauchsgeschichte gaben die beiden Mädchen an, dass sie sich über die Maßregelung des Mannes geärgert hätten.

Weitere Folgen hat die Geschichte nicht für die Mädchen. Zumindest keine rechtlichen, weil sie strafunmündig sind. Die Polizei sei immer wieder mit vorgetäuschten Straftaten konfrontiert, wenngleich sich dies zahlenmäßig im Rahmen halte, sagt Widenhorn.

In diesem Fall seien die Betroffenen ungewöhnlich jung, also in einem Alter, in dem man so etwas wie sexuellen Missbrauch eigentlich erst bewusst wahrnehmen könne. Die Ermittler würden davon ausgehen, dass sich die Kinder über die Tragweite ihrer Anschuldigungen nicht bewusst gewesen seien.