Der Unterjettinger Gesangverein sang bei seinem Konzert im Bürgersaal Kompositionen und Texte, die heute oft in Vergessenheit geraten sind. Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Unterjettinger Gesangverein holt traditionelle Lieder zurück ins Bewusstsein der Zuhörer

Alt ist nicht gleich vergessen oder eingestaubt, und Chorgesang in perfektem Einklang schließt weder mehrere Soli, noch ungesungene Prosa aus. Das bewies der gemischte Chor des Unterjettinger Gesangvereins bei seinem Konzert im Bürgersaal.

Jettingen. An die Wand geworfene Bilder alter Volksliederkarten verrieten bereits, worum es beim Konzert der etwa 25 Sänger unter Leitung von Peter Eisele im Unterjettinger Bürgersaal gehen könnte. "Der gemischte Chor des Gesangvereins Unterjettingen erinnert an längst vergessene Lieder" – das versprach das ausgegebene Programm. Doch was genau verbarg sich hinter dieser Ankündigung?

Werke wie diese hatten die meisten Konzertbesucher wohl noch nie gehört. Um die Zeit des 16. bis Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden die Kompositionen und Texte, die der gemischte Chor voll Enthusiasmus zum Besten gab. Peter Eisele hatte die Lieder wiederentdeckt und ihnen mit seinem Arrangement neues Leben eingehaucht.

Solistin lässt eigene Note einfließen

Seine Intention: Lieder, die früher häufig gesungen worden und heute in Vergessenheit geraten sind, in das Bewusstsein der Menschen zurückholen. So schallten "Soll ich dir mein Liebchen nennen", "Ja grün ist die Heide" oder "Spinn, spinn, meine liebe Tochter" durch den Saal.

Diese musikalischen Geschichten aus vergangenen Zeiten wechselten sich mit zweierlei anderen Programmpunkten ab. Der eine hiervon präsentierte sich in einem stilvollen Kleid – in Gestalt einer Gesangspädagogin und Kirchenmusikerin mit Namen Ruth Brucker.

Die Solistin lieh ihre geübte Altstimme vorwiegend Werken des berühmten deutschen Hochromantik-Komponisten Johannes Brahms. Volkslieder wie "Soll sich der Mond nicht heller scheinen" und "Da unten im Tale" hatte dieser auf seine ganz eigene Weise bearbeitet.

Brucker wiederum ließ etwas von ihrem eigenen Können und ihrer eigenen Note einfließen. "Das Veilchen" von Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Wolfgang von Goethe, sowie Friedrich Rochlitz und Franz Schuberts "An die Laute" gehörten ebenso zum Repertoire der Sängerin.

Sänger tragen Texte ohne Musik vor

Instrumentale Begleitung auf dem Klavier erhielten sowohl Brucker als auch der Chor von Margit Arndt-Leibinger. "Sie hat uns wie immer unglaublich sensibel und gut begleitet und auf alle Impulse von mir als Dirigent reagiert. So etwas ist selten", lobte Eisele die Leistung der Pianistin.

Dritter Bestandteil des Konzertes waren Liedtexte. An sich nichts Ungewöhnliches, doch entschied sich der gemischte Chor, diese nicht zu singen. Stattdessen trugen einzelne Sänger die Texte vor. Keine Musik, kein Gesang, und doch nicht minder eindrucksvoll.

Zu den von Eisele handverlesenen Texten gehörten unter anderem "Wenn ich ein Vöglein wär" von Johann Gottfried Herder, das aus dem 16. Jahrhundert stammende "Es stand eine Linde im tiefen Tal" sowie "Schätzchen sag, was fehlt dir denn", ein hessisches Volkslied aus dem 18. Jahrhundert.

Die Sänger waren auf diesem musikalischen Ausflug in die Welt längst vergessener Lieder nicht alleine. Gut 100 Besucher reisten mit ihnen, bestaunten die gesungenen Sehenswürdigkeiten, lauschten den lebendigen Kurzgeschichten in Form verlesener Liedtexte und klatschten nach jedem Vortrag begeistert.