Die ehrenamtlichen Helfer der Hospiz-Gruppe trafen sich im Franziska-von-Hohenheim-Stift. Foto: Trommer Foto: Schwarzwälder-Bote

Hospitzdienst: Einrichtung im Oberen Gäu feiert Geburtstag / Für Mitarbeiter ist Begleitung auch Lebenssinn

Von Dorothee Trommer

Der Hospizdienst Oberes Gäu feiert Geburtstag: Seit 20 Jahren betreuen die ehrenamtlichen Mitarbeiter Menschen am Lebensende und ihre Angehörigen.

Jettingen. Im Festsaal des Franziska-von-Hohenheim-Stifts in Jettingen hatten sich zahlreiche Mitarbeiter und Gäste versammelt, vor Beginn des offiziellen Teils es gab viele Gespräche und Umarmungen. Einen Denkimpuls gab Pastoralreferent Michael Elmenthaler und einen längeren Vortrag hielt Prälat im Ruhestand Martin Klumpp.

Kerstin Reese hat die Gesamtleitung des Hospizdienstes Oberes Gäu inne. Besonders dankte sie der Heimleiterin Irmgard Singer dafür, dass die Feier dort stattfinden konnte. Holde Berin, seit vielen Jahren als erzählende Trauerbegleiterin in der Hospizbewegung tätig, hat bei der Gründung der Gruppe vor 20 Jahren maßgeblich zur Ausbildung beigetragen, sie war zum Jubiläum aus Stuttgart gekommen.

Ehrenamt sei Herzenssache, dies sei bei dem Thema Sterben ganz besonders wichtig, sagte Bürgermeister Hans Michael Burkhardt. Hier komme man mit Kopf und Verstand nicht weiter, so Burkhardt. Ein Händedruck, Berührungen seien hier notwendig, sagte der junge Vater, der von seinen neugeborenen Kindern berichtete und von dem Bedürfnis, dies ganz schnell zu berühren, um ihnen die Liebe zu zeigen. Diese Zuneigung sei auch am Lebensabend notwendig. Das Thema Sterben sei in der modernen Gesellschaft tabuisiert. Kann es einen schönen Tod überhaupt geben – ja, das bedeute es, in Würde zu sterben, so Burkhardt. Die Mitarbeiterinnen der Hospizgruppe Oberes Gäu bekamen ein Dankeschön in Form von Schokolade und Eintrittskarten zu dem Jettinger Kulturprogramm.

Michael Elmenthaler, der die Hospizgruppe mit gegründet hatte, nannte die Mitarbeiterinnen "Engel in Menschengestalt". Zeit zu schenken, einfach da sein – das sei gelebte Menschlichkeit.

Sie seien Boten der Liebe und würden geführt durch eine innere Kraft. Hospizler verspürten eine Berufung zu der Arbeit, die sie tun. Sie fänden Lebenssinn in der Aufgabe, über die Brücke zu geleiten.

Kerstin Reese bedankte sich bei Christine Kipp, welche die Gruppe zehn Jahre lang geleitet hat.

Martin Klumpp berichtete in seinem lebendigen Vortrag von den Beweggründen von Menschen in seiner Hospizgruppe in Stuttgart. Es kämen hier Leute, die täglich in einem hoch technisierten Umfeld tätig sind und die Hospizarbeit als Ausgleich verstehen. Klumpp zitierte Nietzsche, der den Tod als die größte Kränkung der menschlichen Existenz sah. Er mahnte, jede Tageszeit zu würdigen und erinnerte daran, dass früher ein Abendgebet gesprochen wurde und der Tag betrachtet. Der Tag sterbe am Abend und sei unwiederbringlich.

Klumpp nannte Krimis im Fernsehen eine Art Abhärtungsprogramm – der Tod als Unterhaltung, was im Widerspruch steht zu der erwähnten Tabuzone Tod stehe.

Trauer könne man nicht lernen oder üben, sagte der Prälat im Ruhestand, wie vieles andere auch nicht gelernt werden kann – das Kind wisse nicht, wie sein wird, erwachsen zu sein. "Wir leben immer in ein unbekanntes Leben hinein, jede Veränderung ist ein Sterben. Der Junggeselle stirbt, wenn er zum Ehemann und Vater wird."