Von links die Vertrauensleute Roy Kieferle und Gisbert Ruff, Ulrich Keller, Moderator Reinhold Rau, Bürgermeister Christoph Schaack sowie Kämmerer Jürgen Gall und Gemeinderat Tobias Neubauer. Am Mikrofon informiert Biologin Barbara Eichler. Foto: Gegenheimer

Groß war das Interesse der Dobler Bürgerschaft am Infoabend zum kommenden Bürgerentscheid. Rund 100 Interessierte kamen ins Kurhaus.

Doblerinnen und Dobler haben sich intensiv mit der Thematik des Bürgerentscheides vom kommenden Sonntag, Baugebiet an der Höhenstraße weiterplanen – Ja oder Nein?– , auseinandergesetzt. Das zeigten sowohl die Zahl von rund 100 Interessierten beim Infoabend am Dienstag wie auch Inhalt und Qualität von Fragen und Anmerkungen.

Pro und contra

Rede und Antwort standen die Vertrauensleute des Bürgerbegehrens, Ulrich Keller, Roy Kieferle und Gisbert Ruff, als Vertreter der Gegner des Baugebietes einerseits, sowie Bürgermeister Christoph Schaack und die Gemeinderäte als Befürworter andererseits.

Die Verwaltung hatte außerdem Sachverständige zu den Themen Kommunalentwicklung, Grundstücksneuordnung, Erschließungsträgerschaft, Projektmanagement und Erschließungsplanung eingeladen, die Wolfgang Jannarelli von der KIB Kommunalentwicklung und integrierte Baulanderschließung vorstellte.

Infos von Sachverständigen

„Tauschen Sie sich Fakten basiert aus und mit Respekt vor anderen Meinungen“, gab Moderator Reinhold Rau allen mit. Es war mit sein Verdienst, dass die Veranstaltung durchweg sachlich und im Zeitrahmen blieb. Mit charmanter Unerbittlichkeit forderte er Disziplin von allen Akteuren.

Wichtig aus dem ersten Teil, den Kurzstatements der Sachverständigen, war, dass die Planung erst ganz am Anfang steht und „noch nichts in Stein gemeißelt“ ist. Infos gab es zu den Stichworten Niederwaldstruktur, Sachstand Arten- und Biotopschutz und Ausgleichsmaßnahmen. Ferner zu den möglichen straßenbaulichen Varianten samt Parkplätzen sowie zum Regen- und Schmutzwassermanagement.

Das sagen die Befürworter

Wald sei für Dobel von unschätzbarem Wert, aber bauwirtschaftlicher Stillstand gehe zu Lasten der ganzen Gemeinde, so Bürgermeister Schaack. Nach derzeitigem Stand sei das Baugebiet an der Höhenstraße nahezu alternativlos.

Dem schlossen sich Markus Treiber und Tobias Neubauer stellvertretend für den gesamten Gemeinderat an. Sie betonten, dass im Rat lebhafte Diskussionen zum Für und Wider stattgefunden hätten. Die Realisierung eines Baugebietes sei nicht weniger als die Einlösung ihrer Wahlversprechen an die Dobler von 2019.

Das sagen die Gegner

Vertrauensmann Keller argumentierte mit dem hohen Wert des Buchen-Weißtannenwaldes, dessen Teil-Rodung mit einer geringen Zahl relativ großer Bauplätze kein verhältnismäßiger Nutzen gegenüberstehe. Er sprach das problematische Thema Kanalisation an und vom „Planungstrick Niederwald“ zur Verkleinerung der teuer werdenden Bauplätze. Den mangelhaften Brandschutz durch weniger Abstand brachte er ebenso aufs Tapet wie die wegfallenden Parkplätze an der Höhenstraße – an Engpass-Tagen anders zu berechnen als an „regulären“. Man stimme mit dem Gemeinderat überein, dass Bauland bereitgestellt werden müsse. Der Weg aber sei falsch. Innerörtliches Entwicklungspotenzial solle vielmehr genutzt werden.

Bürger am Zug

Nach der Hälfte der Zeit durften die Bürger ran. Mehrfach wurde die Zerstörung wertvollen Waldes bedauert. Wald, mit dem die Menschen verwurzelt sind und der Dobels touristischen Wert ausmacht.

Wie man mit der bereits heute an Ballungstagen chaotischen Verkehrssituation in der Höhenstraße umgehen wolle, wollte eine Bürgerin wissen. Dies sei Gegenstand späterer Untersuchungen, falls das Verfahren weitergehe, war vom Fachbüro zu hören.

Ein Bürger fragte nach, ob solcher Erholungswald der Stufe 1 einfach zu Wohnbaufläche gemacht werden könne. Ja, so die Antwort der Sachverständigen, mit entsprechend hohen Ausgleichsmaßnahmen. Welche dies seien, fragte ein anderer Bürger. Man habe begonnen, einige zusammenzustellen, dies aber gestoppt, so die Sachverständige. Nach Erläuterung des Bürgermeisters der Stopp deshalb, weil durch den Bürgerentscheid die Weiterplanung aktuell mit einer Sperre belegt ist.

Thema Flächenversiegelung und Wasserschutzwald: Nein, die Mannenbach Wasserversorgung werde erst an späterer Stelle des Verfahrens als Träger öffentlicher Belange einbezogen. Das Landratsamt, so der Bürgermeister, halte das geplante Regenwasser-Ableitungskonzept in einem offenen Kanal für wasserrechtlich genehmigungsfähig.

Groß war das Interesse der Dobler Bürgerschaft am Infoabend zum kommenden Bürgerentscheid. Foto: Gegenheimer

Ob der geschätzt hohe Preis pro Bauplatz überhaupt für Dobler erschwinglich sei, wollte eine Bürgerin wissen. Gemeinderat Treiber verwahrte sich gegen eine Neiddebatte, wer sich was leisten könne. Regulierung zugunsten von Familien sei möglich, so sein Kollege Tobias Kull. Gemeinderat Neubauer schilderte „irre Zeiten“ am Immobilienmarkt. Die geschätzten Preise von über 300 Euro je Quadratmeter (Vertrauensleute) oder 232 Euro je Quadratmeter (Sachverständiger zu derzeitiger Planung) sind jedoch allesamt noch nicht belastbar.

Wieso die Bauplätze so groß geplant seien, fragte eine Bürgerin. Der städtebauliche Entwurf sei eine erste Skizze, informierte die Sachverständige. Änderungen seien möglich.

Welche innerörtlichen Potenziale die Vertrauensleute statt des neuen Baugebietes nutzen wollten? Das von Keller daraufhin genannte Leerstandskataster, so klärte Gemeinderat Neubauer auf, sei datenschutzrechtlich nicht zulässig. Selten genutzte Ferienwohnungen, so Rathauschef Schaack, seien ärgerlich, aber ebenso wenig abzuschaffen wie Enkelgrundstücke, die nicht veräußert würden.

Unterstützung erhielt der Gemeinderat von einem ehemaligen, nämlich Bernd Bischoff, 30 Jahre Dobler Revierförster. Er schilderte, wie viel Wald Dobel besitzt und wie in vergangenen Jahrzehnten deutlich größere Flächen davon für Vorhaben von Sportplatz bis Recyclinghof gerodet wurden. „Was Dobel machen möchte, geht zwangsläufig in den Wald“, so Bischoff, „weil ein Großteil der Wiesen FFH-Gebiet sind“.

Gemeinderat Lutz Auerswald appellierte am Ende an die Bürgerschaft, doch in die öffentlichen Gemeinderatssitzungen zu kommen und dort Entscheidungsprozesse zeitnah zu verfolgen. Damit es zu Bürgerentscheiden wie jetzt gar nicht erst komme.