Derzeit gibt es in Hüfingen nur noch zwei Fachärzte für Allgemeinmedizin. Über die Versorgung der Patienten unterhält sich Mitarbeiterin Gabi Lendle mit Markus Common, der seine Praxis am Burgplatz betreibt. Foto: Common Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: In der Bregstadt gibt es seit Jahresbeginn nur noch zwei Allgemeinmediziner

Hüfingen. Der Facharzt für Allgemeinmedizin, Markus Common, betreibt seit 15 Jahren in der Bregstadt eine Praxis.

Herr Common, Ihr Kollege Bernd Wagner hat zu Jahresbeginn seine Praxis am Sennhofplatz für immer geschlossen, einen Nachfolger gibt es nicht. Das bedeutet, dass neben Ihnen nur noch ein weiterer Facharzt für Allgemeinmedizin in Hüfingen ansässig ist. Wie sehen Sie als Arzt die medizinische Versorgung der Hüfinger Bevölkerung, den Ortsteilen und der Umgebung?

Die Versorgung wird sich zukünftig sehr schwierig gestalten. Die Tendenzen der Ärzte zur Landflucht habe ich schon vor zehn Jahren erkannt und bin deshalb auch schon auf die Stadt zugegangen. Viele der niedergelassenen Ärzte in unserem Städtedreieck erreichen in naher Zukunft das Rentenalter oder haben es schon erreicht. Hinzu kommt, dass die angehenden Mediziner bevorzugt in großen Städten bleiben wollen, um sich dort in Fachgebieten zu spezialisieren. 60 bis 70 Prozent der Medizinstudenten sind heute weiblich. Auf Grund ihrer Familienplanung streben sie eine strukturierte Arbeitszeit an und wollen sich nicht unbedingt selbstständig machen. Der Trend geht heute weg von der herkömmlichen Landarztpraxis und hin zu Versorgungszentren wie beispielsweise den Ärztehäusern in größeren Städten.

Wie viele Patienten kommen nach der Praxisschließung von Dr. Wagner zu Ihnen und bitten um Termine?

Fast täglich kommen zwei bis drei Patienten mit der Anfrage, ob sie zu uns kommen können. Wir versuchen, so viele wie möglich bei uns aufzufangen. Dazu gehören Familienangehörige unserer eigenen Patienten, chronisch Kranke und akute Erkrankungen. Schwieriger wird die Aufnahme von älteren Menschen mit mehreren Erkrankungen. Diese habe es wegen ihrer aufwändigen Betreuung schwer auf der Suche nach einem neuen Hausarzt.

Wie viele Patienten betreuen Sie?

In einem Quartal kommen heute zwischen 1000 und 1200 Patienten in meine Praxis. Mein Stamm an Patienten umfasst allerdings rund 5000 Menschen, die ja nicht immer alle krank sind. Studien haben belegt, dass mit diesen Zahlen eine qualitative und gute Betreuung an der absoluten Obergrenze liegt.

Kommen zu Ihnen hauptsächlich chronisch Kranke?

70 Prozent sind ältere Menschen, die unter chronischen Krankheiten leiden. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit ist zum Beispiel die Betreuung von Diabetes-Kranken, diese benötigen eine zeitintensive Behandlung. In den letzten Jahren kommen immer mehr Menschen in meine Praxis, die durch berufliche und familiäre Situationen überlastet sind und eine Behandlung benötigen. Hinzu kommen natürlich auch stets Patienten mit akuten Erkrankungen sowie Präventionsmaßnahmen und Vorsorgeuntersuchungen.

Machen Sie auch noch Hausbesuche?

Ja, selbstverständlich. Jeder Hausbesuch der angefordert wird, wird auch von mir ausgeführt. Sie sollten allerdings auch gerechtfertigt sein. Mittlerweile werden diese je nach Anforderung von unserem Team ausgeführt, die dann Blut abnehmen, Wunden kontrollieren, Blutdruck messen und mehr. Rund 30 Patienten betreue ich auch in den Altenpflegeheimen in Hüfingen, Bräunlingen und Donaueschingen.

Kommen Ihre Patienten alle aus Hüfingen?

Überwiegend kommen sie aus Hüfingen und den Ortsteilen. Durch den Ärztemangel habe ich aber inzwischen Patienten aus dem gesamten Städtedreieck und sogar darüber hinaus.

Kann das Praxis-Team diese Vielzahl an Patienten überhaupt noch umfassend betreuen?

Wir alle im Team, und es geht nur im Team, sind jetzt an der Grenze angelangt, wo eine höhere Zahl an Patienten nicht mehr möglich und auch nicht sinnvoll ist. Wir wollen unsere Patienten nicht nur schnell behandeln, sonder persönlich und umfassend betreuen. Uns liegt weiterhin viel daran, dass wir zu unseren Patienten einen persönlichen Bezug aufrecht erhalten können. Wir möchten sie auf keinen Fall abarbeiten und können dies unserem Team auch nicht zumuten.

Wie sehen Sie die zukünftigen Perspektiven der ärztlichen Versorgung in Hüfingen?

Als wir mit unserer Praxis starteten, waren wir drei Hausärzte. Das war für die Patienten und auch für uns eine gute Situation. Deshalb begrüßen wir jeden Kollegen, der sich im Städtedreieck niederlässt und damit die Patientensituation entschärft und verbessert.

  Die Fragen stellte Gabi Lendle.

Markus Common hat im Jahr 2001 die Praxis des verstorbenen Fritz Robl übernommen und schon vorher dort im Vertretungsdienst gearbeitet. An seiner Seite ist seine Ehefrau Astrid tätig, die ihre langjährigen Erfahrungen als Physiotherapeutin mit einbringen kann. Zum Team gehören weitere vier Angestellte. Vor fünf Jahren zog die Praxis vom Grabenring in moderne und erweiterte Räumlichkeiten am Burgplatz. Hier können die Patienten ebenerdig, barrierefrei und bequem die Praxis erreichen, die Parkplätze befinden sich direkt vor dem Haus.