Leiter der Seelsorgeeinheit "Auf der Baar" fordert von neuen Pfarrgemeinderäten, "das Ganze" zu sehen

Donaueschingen / Hüfingen / Bräunlingen. Pfarrer Manuel Grimm aus Hüfingen wird Pastoraler Leiter der Seelsorgeeinheit "Auf der Baar". Morgen wird sie offiziell eröffnet.

In den vergangenen Jahren wurde intensiv an der neuen Seelsorgeeinheit gearbeitet. Wo liegen weitere Arbeitsschwerpunkte in den nächsten Jahren?

Das Jahr 2015 ist erst das Jahr, in dem die Umgestaltung vollzogen wird. Alles bisherige war nur die Vorbereitung, jetzt kommt die Umsetzung. In den kommenden Wochen werden die Pfarrgemeinderäte auf die Suche nach Kandidaten für die Pfarrgemeinderatswahl gehen, die am 15. März sein wird. Dann entsteht ein neues Gremium mit 30 Pfarrgemeinderäten, das sich im April konstituiert und den Stiftungsrat, die Ausschüsse, den Vorsitzenden, die Regelmäßigkeit der Sitzungen und so weiter bestimmt. Parallel dazu, nach der Wahl, werden in allen sieben Pfarreien die Gemeindeteams gebildet. Sie werden vom PGR ernannt und bestehen aus Personen der jeweiligen Gemeinde, die das Gemeindeleben vor Ort im Blick haben und dafür Sorge tragen. Das wird eine Hauptaufgabe für 2015 sein, weil es total neu ist und Erfahrungen erst gemacht werden müssen.

Inhaltlich gesehen heißt das: Die neuen Pfarrgemeinderäte müssen sich erst kennenlernen und finden. Es soll kein politisches Gremium werden, wo jeder nur seine Gemeinde im Blick hat. Vielmehr sollen die einzelnen Personen im PGR lernen, das Ganze im Blick zu haben. Der PGR wird schauen, welche Themen Priorität haben, muss also Schwerpunkte setzen und kann nicht alles angehen. Vor allem sollte man auch nicht nur das tun, was von außen oder von oben an den PGR herangetragen wird und dabei das "Eigene" verlieren. Deswegen "sich finden".

Die Pfarrgemeinderäte (PGR) werden in feinfühliger Kommunikation herausfinden lernen müssen, für welche Themen der PGR überhaupt zuständig ist, und was Sache der Gemeindeteams ist. Der PGR soll nämlich die Gemeindeteams nicht bevormunden oder überfahren, sondern nach dem Grundsatz der Subsidiarität das Gemeinsame regeln und das Eigenständige fördern.

In welchem Umfang hat die pastorale Betreuung der Gläubigen auch künftig Bestand? 

Die Neuerungen werden in erster Linie die Gremien und die Verwaltung angehen. Pastoral (seelsorgerlich) gesehen wird vieles erst mal so bleiben. Pfarrer Eckert ist nach wie vor der Pfarrer der Bräunlinger Gemeinden, und ich der der Hüfinger Gemeinden. Auch zukünftig werden zwei Priester und ein Gemeindereferent hier arbeiten. Natürlich wird sich Seelsorge auch in den kommenden Jahren verändern, und das nicht nur durch Gründe, die von oben (von Seiten der Pfarrer oder der Diözesanleitung) kommen. Da müssen wir alle einen wachen Blick für Veränderungen haben, die man jetzt noch nicht absehen kann.

Von Erfahrungen anderer Seelsorgeeinheiten lernen wir, dass seelsorgerliche Betreuung in Zukunft weniger flächendeckend sein wird. Seelsorge wird sich eher auf bestimmte Räume zentrieren und von Gruppen von Christen getragen werden. Sicher ist allerdings schon jetzt, man kann in Zukunft nicht die ganze Pastoral vom Pfarrer abhängig machen. Auch wird das Gemeindeleben vor Ort nicht bloß von "außen" aufrecht erhalten werden.

Wo müssen möglicherweise Abstriche in Kauf genommen werden?  

Wie wir in der Seelsorgeinheit Hüfingen schon seit drei Jahren sehen: Man muss anfangen gemeinsam zu denken. In der eigenen Gemeinde werden nicht mehr alle Gottesdienste und pastoralen Angebote sein, die man gewohnt war. Auch sind wir Pfarrer nur sehr begrenzt vor Ort – auch in dem Ort, wo wir wohnen. Die Erwartungen an unsere Person und Präsenz, die oft gemessen ist an Vorgängern früherer (anderer) Zeiten, können und wollen wir nicht mehr erfüllen.

Auf welche personelle Hilfe können Sie bei der Seelsorge bauen?  

Hauptberuflich werden wir in Zukunft zwei Priester und ein Gemeindereferent sein. Die Gottesdienste und Beerdigungen durch drei Pensionäre, die doch recht regelmäßig ihren Dienst tun, werden irgendwann nicht mehr sein. Dafür gibt es allerdings zunehmend, wenn auch wenige, ehrenamtliche Personen, die Gottesdienste leiten und für das Gemeindeleben Verantwortung übernehmen.

Unsere Gruppen werden eigenverantwortlich geleitet. Viele Jugendliche und Erwachsene engagieren sich hier für andere in ihrer Freizeit neben Schulstress und beruflicher Herausforderung. Dafür bin ich sehr dankbar. Und darauf baue ich nicht nur im Sinne der Entlastung, sondern weil durch die Mitverantwortung Vieler die Pastoral vielfaltiger und somit reicher wird.

Mit Blick auf die räumliche Ausdehnung der Seelsorgeeinheit: Werden Sie ein Pfarrer sein, der einen Großteil des Tages hinter dem Steuer des Autos sitzt? 

Durch die räumliche Aufteilung zwischen Pfarrer Eckert und mir versuche ich, das in Grenzen zu halten. Auch bisher ist ein Zusammenfassen von Terminen sinnvoll gewesen. Bei den Gottesdiensten vor Ort (auch werktags) treffe ich zum Beispiel viele Leute, sie wissen, dass sie mich da antreffen. Man kann auch für davor oder danach einen Termin ausmachen, wenn ich schon mal im Ort bin.

Lassen sich Gottesdienste an den hohen Feiertagen überall aufrecht erhalten? 

Nein schon jetzt nicht, seit wir in Hüfingen keinen Vikar mehr haben (seit September 2011). Wie oben beschrieben ist das aber keine Sache der Fusion jetzt, sondern ist abhängig von der Gesundheit und dem Dasein der Pensionäre.

Wie sieht die Zukunft der Seelsorgeeinheit allgemein aus? Kann man sich eine weitere Fusion vorstellen? Konnte man sich vor fünf Jahren eine Fusion Bräunlingen-Hüfingen vorstellen?

Nein, wenn man immer denkt, es wird sich doch bei uns bloß nichts verändern! Ja, wenn man damals die Fakten betrachtete: die Priesterzahlen in der Diözese (es wird sich zeigen, ob die Rechnung für die neuen SEs aufgeht). Wenn man Glaube und Kirche nicht nur an Strukturen und Gewohnheiten festmacht, ist es letztendlich auch egal, wie sich Strukturen verändern. Wichtiger ist es, dass wir den Blick für die Menschen auch in sich verändernden Lebensvollzügen nicht verlieren.

u Die Fragen stellte Stefan Limberger-Andris