Hat sein drittes Hanselhäs fertig gemalt: der 15-jährige Schüler Moritz Kramer aus Hüfingen. Foto: Lenlde Foto: Schwarzwälder-Bote

Moritz Kramer ist der jüngste Hüfinger Häsmaler / Zur Entspannung greift Schüler zu Farbtopf und Pinsel

Von Gabi Lendle

Hüfingen. Wenn junge Menschen alte Traditionen fortführen, ist das eine gute Sache und ein Beweis von Heimatverbundenheit. Moritz Kramer ist einer von ihnen. Der 15-jährige Realschüler ist derzeit Hüfingens jüngster Hanselmaler und hat in diesen Tagen sein drittes Hanselkostüm fertig gemalt. Bei 250 Arbeitsstunden ist dies nicht nur eine künstlerische Meisterleistung, sondern auch wahrhafte Fleißarbeit.

Für Moritz ist es aber nicht nur Arbeit, sondern in erster Linie Hobby und Leidenschaft zugleich. Wenn andere Jugendliche Sport treiben, Musik machen oder sich am Computer verweilen, greift Moritz zur Entspannung lieber zu Farbtopf und Pinsel. Das kann er ausgezeichnet, wie man nicht nur auf den fertigen Hanselhäsern sehen kann. Sondern auch auf den Bildern, die der junge Künstler in seiner Freizeit anfertigt.

Den Anstoß für seinen ersten Hansel erhielt er von Sigrun Schaumburg, bei der er verschiedene Malkurse belegte. Sie erkannte das Talent des ältesten Sohnes von Annette und Udo Kramer von der traditionsreichen Metzgerei in Hüfingen, und Moritz ließ sich nicht lange bitten, zumal er ja der Spross einer echten Hüfinger Hanselfamilie ist.

"Am liebsten male ich Tiere und Motive aus der Natur", sagt Moritz, der im Frühjahr nach seiner Abschlussprüfung auf dem Technischen Gymnasium mit den Profilen Gestaltungs- und Medientechnik sein Abitur machen möchte. Wie es dann beruflich weitergeht, weiß er heute noch nicht. Nur so viel: Dass er erst einmal ein Jahr auf einem anderen Kontinent verbringen möchte. "Am liebsten in Australien oder Neuseeland", verrät er seine Pläne.

Schon von Kindheit an hat er gerne gemalt und sich etliche Kenntnisse erworben und verschiedene Techniken ausprobiert. "Am liebsten habe ich mich der Freien Malerei gewidmet und habe von Sigrun Schaumburg dazu viele tolle Tipps bekommen", erzählt der junge Mann, der seinen ersten Hansel bereits mit neun Jahren gemalt hat. Seine Motive findet er auf Fotos, in Büchern und im Internet. "Die künstlerische Gestaltung und große Gemälde liegen mir am Besten, ich finde es cool, wenn man etwas gemalt hat, an dem der Blick des Betrachters hängen bleibt und das ins Auge sticht", erzählt Moritz, der am liebsten mit Ölfarben arbeitet. Er malt mal realistisch, bevorzugt aber inzwischen die Eindrucksmalerei, bei der er auf Details verzichtet und versucht, mit Farben und Tupfern Stimmungen hervorzuheben.

Von seinen stolzen Eltern erfährt Moritz große Unterstützung. Sie haben ihm unterm Dach ein kleines Atelier eingerichtet, in dem er in Ruhe arbeiten kann – wie an seinem dritten Hansel, mit dem er rechtzeitig begonnen hat, damit er vor dem Prüfungsstress in der Schule damit fertig wird. Als Motive hat er ein Rebhuhn und die heimischen Pflanzen Salbei, Kartoffel- und Apfelblüten in akribischer Genauigkeit auf den Stoff gemalt. Dazu musste er sich vorher kleine Skizzen auf Papier anfertigen, die er mit Bleistift auf den Stoff übertragen hat. Die Motive werden mit Textilfarbe ausgemalt. Mehr verraten darf er von dem fertigen Hansel nicht, der ist nämlich seine erste Auftragsarbeit und soll noch für Überraschung sorgen. Auf jeden Fall freut er sich immer, wenn er an Fastnacht "seine" Hansel gut gelaunt durch die Straßen laufen sieht.