Fotos: Landfrauen Foto: Schwarzwälder-Bote

Die "gute alte Zeit" war von Mühsal und Plackerei geprägt / Landfrauen erinnern sich

Wie war das Leben einer Landfrau früher? Heute kann man sagen, dass die Vereine der Landfrauen, die sich über die ganze Bundesrepublik verteilen, die Anfänge einer Frauenbewegung waren.

Donaueschingen  / Hüfingen / Bräunlingen . Der erste Schritt zu Selbstbestimmung wenn man so will. Denn die "gute alte Zeit" war nicht immer unbedingt das, wofür sie heute gehalten wird. Besonders nicht für die Frauen, die von morgens bis abends hart schuften mussten und kein Stückchen Freiheit für sich selbst beanspruchen durften. Im Gegenteil, sie mussten viel ertragen, manchmal Arges aushalten und sich fügen. Sie waren nicht sozial abgesichert und somit gezwungen, da zu bleiben, wo sie sind.

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Tag für die Frauen im Städtedreieck im Morgengrauen mit der Stallarbeit, die ohne Maschinen erledigt werden musste. Anschließend wurden die kleineren Kinder versorgt und die größeren in die Schule geschickt. Drei Kinder in einer Familie waren wenig, in der Regel waren es sechs.

Anschließend ging es raus aufs Feld, denn von den Früchten hat man gelebt, die Hausarbeit musste warten. Kochen, waschen, putzen, die Geräte sauber halten, flicken, nähen und wieder Stallarbeit füllten den Tag bis in den Abend hinein. Nach so viel schwerer Arbeit war man froh, wenn man abends ins Bett fallen konnte.

Und dennoch waren diese in Armut aufgewachsenen Frauen nicht unbedingt unglücklich und unzufrieden, sie waren einfach bescheidener in ihren Ansprüchen. Später erlebten sie den Aufschwung und Wohlstand der Nachkriegsjahre. Mit der Gründung der Landfrauenvereine, die sich in der Nachkriegszeit überall vollzog, erreichten die Frauen wenigstens ein bisschen Auszeit aus dem arbeitsreichen Alltag und somit auch ein Stücken Freiheit und Selbstbewusstsein.

21 Hüfinger Frauen gründeten am 3. April 1951 im Gasthaus Krokodil den Landfrauenverein. Er war einer der ersten in der Region. Ab da gingen die Frauen zu den regelmäßigen Treffen, konnten sich austauschen und fortbilden und Verschiedenes unternehmen. Obwohl die Themen meist die Landwirtschaft, den Garten oder den Haushalt und Familie betrafen, waren die Frauen glücklich, mal unter sich zu sein, zu schwätzen und zu lachen. Jede akzeptierte jede und schielte nicht danach, ob die andere eine bessere Schürze trug als man selbst.

Die Treffen waren den Frauen heilig, denn sie versprachen fröhliche Stunden unter ihresgleichen mit Informationen und Fortbildung. Neuartige Geräte für den Haushalt, wie beispielsweise der Kühlschrank, kamen auf und wurden vorgestellt, es wurde gezeigt, wie man die Früchte des Gartens fachmännisch einfriert, man absolvierte Nähkurse, bestickte Kissen, stellte kunstvolle Wandbehänge her oder lernte neue Kochrezepte und Tipps für Küche, Haushalt, Wäsche, Kindererziehung, Hygiene und Familie kennen. Das obige Foto zeigt eine Aufnahme zum 50. Jubiläum.

Gründungsmitglied Agathe Dury ist heute 87 Jahre alt und erinnert sich noch an Lehrerin Katzenmeier von der Landwirtschaftsschule in Donaueschingen, die oft ins Krokodil zu den Landfrauen kam und ihnen neuartige Erleichterungen für Haus und Hof vorstellte und mit den Frauen in der Gasthofküche neue Rezepte ausprobierte.

"Apfelsaft oder Sprudel haben wir nicht getrunken, sondern ein Achtele Malaga (Wermutwein) oder einen Likör", sagt Brunhilde Sulzmann, die damals im Krokodil bediente. Dazu gönnten sich die Bäuerinnen ein paar Salzstängle oder Leibnitz-Kekse.

"Am schlimmsten waren für uns Frauen die Samstage", erzählt Traudel Marx, deren Mutter Mena Gilly zu den Gründerfrauen des Vereins zählte. "Da musste das komplette Haus geputzt werden, die Straße und der Gehweg rund ums Haus gewischt, alle Teppiche und Läufer ausgeklopft, alle Schuhe – die für Sonntag und jene für werktags – geputzt werden, die Kleider gerichtet, gesäubert und geflickt, Badewasser angeheizt sowie ein Kuchen oder Zopf gebacken werden.

Dann kamen Leute zum Milchholen; zwischendrin begab man sich schnell ins öffentliche Waschhaus, wo Waschmaschinen standen, oder ins Kühlhaus (dies war anfangs eine Sensation), wo man in seinem persönlichen Fach Fleisch, Fisch oder Käse lagerte. War man bei der Heuernte wieder mal spät fertig, sprang man ins Bubenbad an der Breg, um sich zu erfrischen – aber erst, nachdem alle Jungen aus dem Knabenheim wieder daheim waren, denn das Bad gehörte zu der Einrichtung am Burgplatz.

"An meinen ersten Ausflug in den Bregenzer Wald erinnere ich mich noch gerne, denn es war für mich das Größte, einmal zu verreisen", sagt Agathe Dury heute. Oftmals fuhren sie irgendwohin, um zu schauen, wie man Gärten fachmännisch anbaut, wie man Kräuter anpflanzt und mehr. Leider gibt es keine Fotos, denn die Frauen besaßen keine Kamera.