Die Versorgung der Asylbewerber – hier ein Bild aus Meßstetten – ist auch beim Sozialamt des Landkreises Freudenstadt zurzeit das Thema schlechthin. Foto: Archiv: Hopp

Wachsende Zahl der Asylbewerber prägt Arbeit des Sozialamts. Kreistag befasst sich mit Leistungsbilanz für Jahr 2014 .

Region - Was hat das Sozialamt im vergangenen Jahr gemacht? Dem Empfinden nach vor allem Asylbewerber versorgt. Und dabei fühlt man sich vom Bund ziemlich hängen gelassen. So geht es Amtsleiter Robert Bornhauser, aber auch Landrat Klaus Michael Rückert.

»Es ist das Thema schlechthin, manchmal hat man das Gefühl, dass das Sozialamt nichts anderes mehr macht«, meinte Robert Bornhauser, als er in der Sitzung des Verwaltungs- und Sozialausschusses des Landkreises die Leistungsbilanz für 2014 vorlegte. Innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl der Asylbewerber im Landkreis verdoppelt. Die meisten der Antragsteller stammen aus dem Kosovo, ihre Anträge werden mehrheitlich abgelehnt.

»Und dann?«, wollte Kreisrat Ernst Wolf (FDP) wissen? Laut Schilderung von Landrat Klaus Michael Rückert passiert dann offenbar wenig. Denn das Problem ist: Die Abschiebung wird selten vollzogen, da sie im Notfall mit Polizeigewalt erfolgen müsste. Davor scheut sich der Bund allerdings, und die erfolglosen Antragsteller tauchen unter. Eine Praxis, die den Landrat ziemlich aufbringen kann: »Massiv unbefriedigend«,  schimpfte er auf die Vogel-Strauß-Politik,  die von der verantwortlichen Bundesebene praktiziert wird.

Dabei hat das Sozialamt neben den Asylbewerbern offensichtlich genügend andere Baustellen – die in der Summe meist passabel abschließen. Was den Sozialhilfenettoaufwand betrifft, liegt Freudenstadt mit 105,63 Euro pro Einwohner landesweit auf Rang 30 von 35 Landkreisen. »Ein guter Platz«, meinte Bornhauser. Innerhalb der Kreiskommunen selbst taten sich deutliche Unterschiede auf. Während in Horb knapp 220 Euro pro Kopf an Sozialhilfe ausbezahlt wurden (5,4 Millionen gesamt), lag Freudenstadt mit 320 Euro um fast 30 Prozent höher (sieben Millionen gesamt). Warum, wollte prompt Freudenstadts Oberbürgermeister Julian Osswald (CDU) wissen.

Während Freudenstadt eine urbane Struktur habe, in die auch viele sozial Schwache zuziehen, erklärte Bornhauser, bestehe Horb vor allem aus vielen kleinen Teilorten. »Da ist die Welt noch in Ordnung.« Am heilsten ist die Welt allerdings in Grömbach, wo 2014 knapp 117 Euro pro Einwohner ausgezahlt wurden (74.200 Euro gesamt). Den höchsten Pro-Kopf-Aufwand hingegen brachte Wörnersberg zusammen mit 328 Euro je Einwohner (76.800 Euro gesamt). Insgesamt angestiegen im Kreis ist die Grundsicherung für Erwerbstätige, wozu unter anderem Miet- und Heizkosten gehören.

13 Prozent der Bürger haben Schwerbehinderten-Ausweis

Rund 300.000 Euro betrug der Mehraufwand. Der Grund: Die Mieten sind teurer geworden. Relativ konstant blieben hingegen die Bildungs- und Teilhabeleistungen mit 252.725 Euro, die mehrheitlich in Schulbedarf investiert wurden. Beim Wohngeld ergab sich sogar eine deutliche Entlastung: 1899 Anträge im Umfang von 792 862 Euro wurden 2014 bearbeitet. Im Jahr davor waren es noch 20 Prozent mehr. Die derzeit gute Konjunktur macht sich bemerkbar. Rückgängig waren die Integrationshilfen für behinderte Kinder im Schulbereich.

Hier rangiert der Landkreis eher im hinteren Drittel des Landesschnitts. »Wir sehen das als Aufgabe des Schulträgers«, erklärte Robert Bornhauser. Leicht ansteigend war im vergangenen Jahr der Unterstützungsbedarf im Bereich der stationären Wohnformen für Behinderte. Im ambulanten Bereich ging die Zahl leicht zurück – obwohl diese Wohnform von Seiten des Kreises favorisiert wird. »Es ist aufwendig, aber besser«, meinte Bornhauser. Eine wenig erfreuliche Bilanz zog der Kreis in Sachen Schwerbehinderten-Status.

Knapp über 13 Prozent der Bewohner in Freudenstadt beträgt die Summe der Bürger mit einem entsprechenden Schwerbehinderten-Ausweis – Tendenz steigend. Woher diese hohe Zahl komme, wollte Margarete Rebholz (FDP) wissen. Eine genaue Ursache vermochtet Bornhauser nicht zu nennen, allerdings: Der fortschreitende demografische Wandel hinterlässt seine Spuren. Wenig überraschend ist daher auch die Zahl der rechtlichen Betreuung von Erwachsenen angestiegen. Waren es 2006 noch 1203 Bürger, lag die Zahl 2014 schon bei 1422.

Etwas rückläufig war die Zahl der Klienten in der Suchtberatung, die 2013 bei 548, 2014 bei 506 Personen lag. Wenig aussagekräftig ist jedoch der gefällig wirkende Anteil der Arbeitslosengeld-II-Empfänger in der Bilanz. Dieser lag 2014 bei 39 Personen, im Jahr zuvor noch bei 91. Die Ursache wusste Bornhauser zu nennen: Die Arbeitsagentur hatte schlicht nicht mehr jeden Sucht-Beratungsempfänger unter ihren Klienten als solchen gemeldet.