Michael Theurer in Horb. Aus seiner Heimatstadt gibt es trotz seiner Bundestagskandidatur in Karlsruhe noch einige Erwartungen an den Politiker. Foto: Hopp

Horber Ex-OB will für FDP in den Bundestag. Parteifreunde sagen: "Terminkünstler" wird sich weiterhin im Kreis zeigen.

Horb - Michael Theurer (FDP) will in den Bundestag gewählt werden – er kandidiert aber nicht im Wahlkreis Freudenstadt-Calw, sondern in Karlsruhe. Bedeutet das eine Abkehr von seiner Heimatregion?

"Ich hätte mich gefreut als Kreisvorsitzender der FDP, wenn Michael Theurer im Wahlkreis Freudenstadt/Calw angetreten wäre", sagt Timm Kern, der den Liberalen im Kreis Freudenstadt vorsteht, im Gespräch mit unserer Zeitung. Enttäuscht sei er von Theurers Entscheidung aber nicht. Schließlich stecken parteitaktische Gründe der FDP hinter der Angelegenheit, die auch Kern mitträgt und in Gesprächen mit Theurer abgewogen hat.

Kern erklärt den Hintergrund dieser Überlegungen: Der FDP-Bezirksverband Nordschwarzwald hat demnach mit Hans-Ulrich Rülke (Wahlkreis Pforzheim), Erik Schweickert (Wahlkreis Enz) und ihm selbst, Timm Kern (Wahlkreis Freudenstadt), bereits drei Landtagsabgeordnete. "Wenn jetzt noch ein Bundestagsabgeordneter hinzukäme, wäre das in der Partei schwer zu kommunizieren", sagt Kern.

Am Donnerstag hatte Theurer, 49 Jahre alt und einst Horber Oberbürgermeister, seine Kandidatur im Wahlkreis Karlsruhe bei der Bundestagswahl 2017 mitgeteilt. Er hatte darauf verwiesen, dass sich die FDP entlang des Rheins stärker aufstellen will und ihn seine Parteifreunde aus Karlsruhe um die Kandidatur gebeten hätten. "Ich will und kann mich dieser Bitte nicht verschließen", sagte er.

Da Theurer voraussichtlich auf Platz eins der FDP-Landesliste steht, würde er beim Einzug der FDP in den Bundestag mit großer Wahrscheinlichkeit den Sprung nach Berlin schaffen. Er soll schon für das Amt des Fraktionsvorsitzenden gehandelt werden, wie er selbst berichtete. Ob er seine kommunalen Mandate im Freudenstädter Kreistag und Horber Gemeinderat beibehalten kann, müsse dann neu bewertet werden.

Neubewertung? Seine Parteifreunde in der Region setzen weiter auf Theurers Anwesenheit. Kern weist darauf hin, dass Theurer beim Einzug in den Bundestag nicht mehr im EU-Parlament säße. "Brüssel und Straßburg fallen weg, ich habe nicht die Befürchtung, dass er weniger in der Region sein wird."

Auch der FDP-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Ernst Wolf, hofft darauf, dass Theurer seiner Fraktion erhalten bleibt und ab und an zu den Sitzungen kommen kann. "Er ist ein eifriger Mensch und ein Terminkünstler, ich traue ihm zu, dass er das hinkriegt", sagt Wolf. Wenn jemand den Hauch der großen Politik in den nach Wolfs Worten bisweilen "provinziellen" Kreistag bringe, sei das eine Bereicherung.

Horb oder Berlin? Der Vorsitzende der Horber Gemeinderatsfraktion Freie Demokraten/Freie Wähler, Alfred Seifriz, äußert sich vorsichtig: "Wo er letzten Endes Schwerpunkte setzt, ist seine Sache, das würde ich ihm überlassen."

Theurer indes weiß, dass durch die vielen Erwartungen – Erwartungen aus seiner alten Heimat, aus dem neuen Wahlkreis Karlsruhe, aus Berlin und aufgrund seines eigenen Anspruchs – stressige Zeiten auf ihn zukommen. "Ich gehe bis an die Grenze meiner persönlichen Leistungsfähigkeit", sagte er mit Blick auf den Wahlkampf.

Kern, der Theurer die Kandidatur im Wahlkreis Calw/Freudenstadt angetragen hatte, ist nun damit beschäftigt, einen anderen Kandidaten zu finden. Er habe viele junge Parteimitglieder angesprochen. Noch vor der Sommerpause soll der Kandidat feststehen, sagte Kern.