Bei einer Exkursion des Kultur- und Museumsvereins werden die einstige Glashütte Buhlbach und die Klosterkirche des ehemaligen Benediktinerklosters Reichenbach besichtigt. Foto: Verein Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur- und Museumsverein lädt zum Besuch einer Glashütte und einer Klosterkirche am 17. Oktober ein

Horb. Am Samstag, 17. Oktober, führt eine Halbtagsexkursion des Kultur- und Museumsvereins Horb in den Kulturpark Glashütte Buhlbach sowie in die Kirche des einstigen Benediktinerklosters Reichenbach im Murgtal. Zur Fahrt mit Privat-Autos trifft man sich um 12.30 Uhr auf dem Parkplatz am Flößerwasen. Eine Exkursionsteilnahme ist deshalb nur mit telefonischer Voranmeldung beim zweiten Vorsitzenden Heinrich Raible unter der Telefonnummer 07451/27 02 möglich.

Die 1758 gegründet Glashütte in Baiersbronn-Buhlbach erlebte unter der Familie Boehringer im 19. Jahrhundert eine Blütezeit. Nachdem Johann Georg Boehringer 1788 die Glashütte übernommen hatte, spezialisierten sich die Glasmacher im Buhlbachtal auf die Grünglasproduktion. Ihre Arbeit beschränkte sich auf die Herstellung von Flaschen.

Schon bald wurde der Buhlbacher Schlegel entwickelt, der sich in Qualität und Haltbarkeit von allen anderen Flaschen abheben konnte. Zu einer Zeit, als viele Glashütten im Schwarzwald geschlossen wurden, bot die Glashütte Buhlbach in Boehringers Todesjahr 1848 rund 200 Menschen Arbeit und Brot.

Ferdinand Oechsle aus Buhlbach ist der Erfinder der Mostwaage

Verpackt in Stroh fanden die Buhlbacher Schlegel ihren Weg auf Pferdefuhrwerken aus dem abgelegenen Schwarzwaldtal in die Welt der Großstädte. Mit der Herstellung des Buhlbacher Schlegels, der bis zum Zarenhof nach Sankt Petersburg exportiert wurde, erreichte die Glashütte eine überregionale Bedeutung. Nicht umsonst füllten Kessler, Henkel und Kupferberg ihre edlen Tropfen damals in Buhlbacher Flaschen ab. Während der Blütezeit der Glashütte wurden jährlich rund zwei Millionen Champagnerflaschen Mund geblasen.

Die Lebenswelt der Holzhändler und Glasmacher beschrieb der Schriftsteller Wilhelm Hauff 1828 in seiner bekannten Schwarzwaldsage "Das kalte Herz". Ein Enkel von Johann Georg Böhringer erzählte, dass Hauff in seiner Jugend nicht nur beim Onkel im Schwarzenberger Pfarrhaus weilte, sondern auch in Buhlbach. Der Vater des Glashüttenbesitzers Boehringer, der sein Geld noch als Holzhändler verdiente, könnte zusammen mit Gottfried Adam Klumpp, dem Gründer der Holländer Holzcompagnie, das Vorbild für den Holzkönig gewesen sein, dessen Knecht in Hauffs Sage zur Gestalt des Holländer Michel wurde.

Zu den großen Söhnen Buhlbachs zählt Ferdinand Oechsle, der Erfinder der Mostwaage, mit der bis auf den heutigen Tag überall auf der Welt der Zuckergehalt des Traubenmostes gemessen wird. Mit der Erfindung dieser Waage, die er zusammen mit seinem Sohn Christian Ludwig in Pforzheim entwickelte, wird noch heute das Mostgewicht in Grad Oechsle gemessen. Ferdinand Oechsle wurde 1774 als Sohn des damaligen Glashüttenfaktors Israel Oechsle in Buhlbach geboren.

Den Abschluss der Halbtagsexkursion bildet die Besichtigung der Klosterkirche des ehemaligen Benediktinerklosters Reichenbach, das intensive Beziehungen zur Stadt Horb unterhielt und dort aufgrund zahlreicher Besitzungen einen Pfleghof besaß. Horbs ältestes Stadtrechtsprivileg wurde 1270 von den Pfalzgrafen von Tübingen in diesem Murgtalkloster besiegelt.

Die Klosterkirche, die aus einem einschiffigen romanischen Langhaus besteht, wurde im Jahr 1085 vom Konstanzer Bischof Gebhard III. von Zähringen zu Ehren des Heiligen Gregor eingeweiht. Der Grundriss der Kirche erinnert stark an den Grundriss der Kirche St. Aurelius in Hirsau.

Das Kloster Reichenbach war stets ein Priorat des Klosters Hirsau und blieb von diesem auch nach der Reformation abhängig, bis Herzog Friedrich I. von Württemberg 1595 das Kloster Reichenbach von 50 Reitern und 300 Schützen zu Fuß besetzen ließ.

Der letzte Prior Johannes Hügel floh vor den protestantischen Württembergern ins katholische Horb, wo er im Reichenbacher Hof Unterschlupf fand.