Silvia Schöller aus Nordstetten lebt für die Musik – derzeit studiert sie in Italien, kommt aber im Sommer zurück. In Deutschland will sie ihren Traum verwirklichen und Dirigieren studieren. Fotos: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Musik: Silvia Schöller studiert im italienischen Triest / Erste Schritte als Dirigentin beim Frühlingskonzert in Horb

Die 19-jährige Nordstetterin Silvia Schöller studiert in Triest (Italien) Musik, Hauptfach Cello. Weil sie Dirigentin werden will, hat sie nun schon ein eigenes Orchester gegründet. Am Sonntag, 23. April, spielt die Gruppe das erste Konzert in Horb.

Horb. Silvia Schöller war schon als Schülerin des Rottenburger St. Meinrad-Gymnasiums eine begabte Cellistin, nahm zunächst in Horb, dann in Tübingen und schließlich in Mainz bei einem Lehrer der Musikhochschule Unterricht. Aber Musik studieren? "Anfangs war ich mir unsicher", sagt sie heute. Inzwischen lebt sie für ein Jahr in Triest im östlichen Norditalien und studiert am Konservatorium.

Aber warum in Italien? Sie wollte gerne nach dem Abitur ins Ausland, aber nicht ohne Instrument. Nachdem sie am Gymnasium fünf Jahre lang Italienisch gelernt hatte, bewarb sie sich bei den Musikhochschulen in Florenz und Bologna. Um noch größere Chancen zu haben, irgendwo angenommen zu werden, schaute sie nach einer weiteren Stadt mit Musikhochschule: "Was liegt am Meer und sieht schön aus?" Das waren ihre einzigen Kriterien.

Nach einem Monat als Au-Pair-Mädchen in einer italienischen Familie, wo sie am Nachmittag Zeit zum Üben hatte, spielte sie ihre Aufnahmeprüfungen und wurde prompt in Florenz und Triest angenommen. "Darüber war ich sehr, sehr glücklich." Sie entschied sich für Triest, wo sie den Cellolehrer bereits kennengelernt hatte.

Das Niveau zog im Gegensatz zu den Jugendorchestern, in denen sie bis dahin in Deutschland gespielt hatte, noch mal an. "Das war schon eine andere Probenatmosphäre", sagt sie. Wer im Orchester der Musikhochschule etwas nicht richtig spiele, müsse den Part an bessere Mitspieler abgeben. Silvia Schöller investiert täglich etwa sechs Stunden ins Üben an Cello- und Klavier. Ihr Klavierspiel hat sie intensiviert, seit sie auch noch Dirigieren studieren möchte – viele Hochschulen setzen das Klavierspiel dafür voraus.

Wie man mit einem Taktstock ein ganzes Orchester steuern kann, fasziniert sie schon lange, obwohl sie dafür ihr Cello zur Seite stellen muss. Sie sagt aber: "Das Orchester ist das Instrument, auf dem man spielt. Beim Dirigieren kann man Musik in Gestik fassen, irgendwie anfassen." Seit einiger Zeit macht sie beim Dirigentenunterricht die Trockenübungen.

Im April kann sie dann am Dirigentenpult vor ihrem eigenen Orchester, dem "young present orchestra", das sie in der Heimat mit Freunden und Bekannten gegründet hat, Praxiserfahrung sammeln. Ende April gibt die Gruppe nach einem Probewochenende Konzerte in Lindau und Nordstetten.

Silvia Schöller hofft, dass aus dem "young present orchestra" ein langfristiges Projekt wird. "Ich wünsche mir, dass wir als Musiker zusammen selbstorganisiert bleiben und unsere Träume wahr machen können." Aufs Programm hat sie mit Edvard Griegs Suite "Aus Holbergs Zeit" eines ihr Lieblingsstücke gesetzt.

Ihren Weg will sie nach ihrem Italien-Jahr in Deutschland fortsetzen, demnächst spielt sie die Aufnahmeprüfung für die Musikhochschule Mainz. "Das Niveau der Musikhochschulen ist in Deutschland am höchsten", sagt sie. In Italien sei einiges unorganisiert, bei Erledigungen im Uni-Sekretariat habe sie schon bis zu zwei Stunden warten müssen. "Das ist als Musiker schwierig, wenn man den Tag durchgeplant hat mit Üben." Gleichzeitig hat sie von den Italienern Entspannung gelernt. "Wenn man wartet, hält man Smalltalk mit fremden Leuten oder geht eben einen Kaffee trinken", sagt sie. "Wenn ich etwas besonders genau nehmen, dann heißt es oft: die Deutsche." Über Stereotype könne sie mit den Freunden aus aller Welt dann gemeinsam lachen.

Weitere Informationen: Frühlingskonzert des Streichensembles "young present orchestra" unter der Leitung von Silvia Schöller am Sonntag, 23. April, 18 Uhr in der St. Mauritius-Kirche Nordstetten. Gespielt werden Werke von Antonio Vivaldi, Edvard Grieg und Joseph Haydn.