Sie wollen für ihre Partei in den Landtag (von links): Michael Fischer und Wolf Hoffmann mit Wahlobmann Daniel Lede Abal Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

63-jähriger Horber einstimmig als Erstkandidat für Landtagswahl gewählt / Zweitkandidat ist Michael Fischer

Von Peter Morlok

Kreis Freudenstadt. Die Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen im Kreis Freudenstadt haben am Donnerstagabend ihre Kandidaten gewählt, die in den Wahlkampf um einen Sitz im baden-württembergischen Landtag ziehen.

"Es wird an der Zeit, dass wir in die Öffentlichkeit gehen", meinte Kristina Sauter, die zur Nominierungsversammlung gerade mal ein Dutzend Parteifreunde aus dem großen Einzugsbereich des Kreisverbands im Horber Kloster begrüßen konnte. Dieser Ort sei mit Bedacht ausgesucht worden, so Sauter, und man wolle damit auch die Verbundenheit der Partei zu den Aktivitäten des Projekts Zukunft unterstreichen. Auch machte sie darauf aufmerksam, dass der Wahlkreis Freudenstadt etwas kompliziert sei, da man hier zwei Kreise unter einen Hut bringen müsse, die nie wirklich zusammengefunden hätten.

Als Gast begrüßte Kristina Sauter den Tübinger Landtagsabgeordneten Daniel Lede Abal. Im Parlament ist er Mitglied im Integrationsausschuss, Obmann in der Enquetekommission zum NSU/Rechtsterrorismus, Mitglied im Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie im Ständigen Ausschuss, der sich mit Fragen von Recht, Verfassung und Justiz beschäftigt. Er übernahm die Leitung der Versammlung.

Gerade die Justiz scheint ein Steckenpferd von Daniel Lede Abal zu sein, denn seine Ausführungen und Hinweise zu einem anfechtungsfreien Wahlprozedere nahmen mehr Zeit in Anspruch als die gesamte Kandidatenvorstellung und die anschließende geheime Wahl. So musste sich jedes abstimmungsberechtigte Parteimitglied mit Personalausweis bei der Wahlverantwortlichen legimitieren, bevor es seinen Stimmzettel ausgehändigt bekam. Und da gab es keine Ausnahme. Selbst Walter Trefz, den Kristina Sauter bestimmt schon ihr halbes Leben kennt, musste seinen Ausweis vorlegen. Eine weiteres, fast schon skurriles Detail dieser Vorbereitung war, dass jeder Wahlberechtigte ein Handzeichen geben musste und danach die Aufforderung an die Runde erging, sich gegenseitig anzuschauen und zu prüfen, ob sich hier auch kein Nichtmitglied in die Wahl einbringen wolle. Göppingen ließ grüßen, denn dort waren die Parteifreunde etwas schluderig mit ihrem Wahlvorgang und durften die ganze Geschichte wiederholen. Das wollte Daniel Lede Abal unbedingt vermeiden. Selbst über die Redezeit der einzelnen Kandidaten wurde abgestimmt.

Als alle Punkte, die es zu beachten galt, haarklein abgearbeitet worden waren, ging es an die Kandidatenvorstellung. Als einziger Erstkandidat aus dem Kreis Freudenstadt stellte sich Wolf Hoffmann (Horb) zur Verfügung. Der 63-jährige Realschullehrer, der seit zehn Jahren als Kreisrat aktiv ist, ist seit 1979 Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), dort seit über zehn Jahren Mitglied im örtlichen Personalrat des Schulamts Rastatt, davon seit drei Jahren als Vorsitzender. Er stellte sein Wahlprogramm in einem umfangreichen Papier vor und überzeugte seine Parteifreunde damit vollumfänglich. Zwölf von zwölf möglichen Stimmen entfielen auf ihn.

Als Zweitkandidat stellte sich der Alpirsbacher Allgemeinmediziner Michael Fischer dem Wählervotum. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Grünen-Kreisverbands und war wie Hoffmann zehn Jahre lang Kreisrat, ehe er 2014 aus diesem Gremium ausschied. Auch er wurde mit 100-prozentiger Zustimmung als Kandidat für den Landtag bestätigt. Fischer erklärte, dass er lange mit sich gerungen habe, ob er sich nicht auch um die Erstkandidatur bewerben sollte, sei dann aber aus Zeitmangel von dieser Überlegung abgekommen.

Mit einer "Salvatorischen Schlussabstimmung" ging die Nominierungsveranstaltung offiziell zu Ende. Eine kleine Diskussions- und Fragerunde schloss sich an, in deren Verlauf auch auf die Demonstration gegen den geplanten AfD-Parteitag in Horb aufmerksam gemacht wurde.