Die "wilden Stimmen" aus dem Gäu verschafften sich auch in Talheim Gehör – zur Freude des Publikums. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Der Musikverein Obertalheim bucht Weitinger Chor, füllt damit die Halle und bekommt viel geboten

Horb-Talheim. Der Musikverein Obertalheim (MVO) hatte am Samstagabend zu seiner traditionellen Herbstveranstaltung in die Steinachhalle eingeladen.

In diesem Jahr verzichtete man auf Experimente und ging dafür programmtechnisch auf Nummer sicher. Der MVO setzte auf die wilden Stimmen aus dem Gäu, auf den Weitinger Männer-Chor Wild Voices.

Ein Blick über die gut gefüllten Zuschauerreihen zeigte, dass man damit einen Glücksgriff getan hat. Mit den "Wild Voices" auf der Bühne kann man bekanntlich nicht viel falsch machen, denn 25 Jahre erfolgreicher A-capella-Gesang sprechen für sich.

Für’s Jubiläumsjahr hatten die Weitinger ein neues Repertoire, dass sie mit dem Wortspiel "deCHORativ" betitelten, zusammengestellt und begeisterten damit ihre Zuhörer mit Songs quer durch alle Genres.

Dass die Herren mit ihren Stimmen arbeiteten, dass machte schon ein kleiner akustischer Kunstgriff gleich zu Beginn des Konzerts sehr deutlich. Der Saal wurde abgedunkelt, die Stimme von Mit-Moderator Rolf Brezing tauchte plötzlich aus dem Off auf, und der Chor nutzte diese Gelegenheit, um sich auf der Bühne im Stile einer Fußballmannschaft vor Beginn eines wichtigen Spiels im Kreis aufzustellen und über ihr Lampenfieber gesanglich nachzusinnen. "Man(n) will’s ja richtig machen und im schönen Talheim sei man auch ein klein wenig angespannter als sonst – mimimi", hallte es von der Bühne. Wenn sich schon Lampenfieber breit macht, dann ist es strategisch klug, sich quasi mit drei Liedern, die man schon etwas länger im Repertoire hat, warm zu singen. Darunter auch der lebensnahe Song "Baumarkt", der in Anlehnung an die TV-Serie "Shopping-Queen" als neue Titelmelodie zur frisch erfundenen Casting-Show "Baumarkt-King" umfunktioniert wurde.

Bevor man in der Weitinger Version der Baumarktgeschichte auf die Jagd nach dem nutzlosesten "Deng" gehen konnte, mussten die "Manna em Saal" solch komplizierte Fachfragen wie "Wann ist ein Kolbenfresser satt" oder "In welchem Regal liegt die Feierabendschablone" beantworten.

Dreistimmig und mit dem Chor als Groove-Abteilung marschierten die Sänger dann durch Hela und Co. Nachdem sich die Herren zufrieden vor sich hin schmunzelnd in Erinnerungen an die Jagd nach Kabelbindern, Linksgewinden und Luftdübeln in ihren Sitzen zurücklehnen durften, waren anschließend die Damen im Saal dran. Marcus "Fetz" Fischer, erster Tenor, genialer Moderator und Spezialist für alpenländische Liedtexte, hob zu einem Loblied auf die Frauen an, das Böses ahnen ließ. Er lobte ihr Geschick im Haushalt, dass sich jede Knitterfalte schon beim Anblick ihres Bügeleisens ergebe, und dass Frauen einzigartig seien. "Frauen können vieles und einiges", so sein Fazit. "Und deshalb sollten wir Männer nur das tun, was wir können – Bier trinken, Fußball gucken und Auto fahren."

Dass der nächste Song dann das "Autolied" war, war nach dieser Ansage kein Zufall. Und so ging es dann den ganzen Abend weiter. Die Lieder saßen, Notenblätter waren überflüssig, die Ansagen waren zumeist mehr als lustig, und die "Wild Voices" präsentierten sich als gut eingesungener Chor, der dadurch auch viel Raum für so manches Zusatz-Späßchen auf der Bühne hatte. Ein gelungenes Konzert, über das sich die vielen fleißigen Vereinsmitglieder des MVO freuen durften.