Eine Flüchtlingspaar aus Afghanistan in der Landesaufnahmestelle in Messstetten. Viele der Flüchtlinge wissen nicht, wohin es sie in Deutschland verschlägt Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Ankunft von Flüchtlingen im Landkreis vollzieht sich fast ohne Ankündigung / "Der Busfahrer ruft uns an"

Von Jürgen Lück

Horb-Talheim. Das Aus für die neue Flüchtlingsunterkunft neben der Grundschule bewegt weiterhin die Gemüter. Vermieter Richard Brems will den Mietvertrag aufheben, weil ihm der Landkreis nicht garantieren kann, das dort "traumatisierte Flüchtlinge" unterkommen (wir berichteten).

Liegt das am Landkreis? Gibt er sich zu wenig Mühe? Der Schwarzwälder Bote hakte beim Landkreis nach. 

Landkreis-Sprecherin Sabine Eisele: "Wir bekommen in der letzten Woche des Monats mitgeteilt, wie viele Personen im kommenden Monat aufzunehmen sind und wann die erste Zuteilung mit wie viel Personen erfolgt. Meistens geht es um zwei bis drei Zuteilungen monatlich. Daraufhin teilen wir der Landeserstaufnahmestelle (LEA) unsere Kapazitäten mit, dass wir beispielsweise eine Wohnung für eine Familie von bis zu sieben Personen frei hätten oder zwei Plätze für Einzelpersonen in den Gemeinschaftsunterkünften. Die LEA ist bemüht, diese Meldungen zu berücksichtigen."

"Insgesamt sind in Horb nun 55 Personen in den Ausweichquartieren"

Wer dann tatsächlich komme, das erfahre der Landkreis erst sehr spät. Eisele: "Wer dann tatsächlich kommt, ob Familien oder Einzelpersonen und aus welchen Herkunftsländern wird uns frühestens eine Woche vor deren Ankunft von der Landeserstaufnahmestelle mitgeteilt. Die tatsächliche Ankunftszeit erfahren wir eine Stunde vorher durch einen Anruf des Busfahrers."

Klar ist es deshalb schwierig, Flüchtlinge aus bestimmten Herkunftsländern gezielt in bestimmte Orte wie beispielsweise Talheim zu leiten. Eisele: "Bei dieser Sachlage können wir nicht vorhersehen oder garantieren, welche Personen wir wann wo unterbringen werden."

Die Folge: Während im Landesdurchschnitt durchschnittlich gut 60 Prozent der Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien sind, ist der Anteil im Landkreis Freudenstadt offenbar deutlich höher. Landkreissprecherin Eisele: "Im Zeitraum von Oktober 2014 bis Januar 2015 haben wir insgesamt 88 Personen aus Serbien/Kosovo/Bosnien aufgenommen, weitere 19 Personen kamen aus Syrien. Bezogen auf die Gesamtzahl der in diesem Zeitraum vom Landkreis aufgenommenen Personen kamen 72 Prozent aus den Balkanländern und 15 Prozent aus Syrien."

Und warum landeten in der Raumschaft Horb keine "Kriegsflüchtlinge"? Eisele: "Da im Zeitraum seit Oktober der Anteil der Flüchtlinge aus den Balkanstaaten sehr hoch war und in Talheim und Rexingen neue, noch unbelegte Unterkünfte zur Verfügung standen, konnten wir von den uns zugewiesenen 88 Personen aus dem Balkan 55 Personen in Talheim und Rexingen unterbringen, die anderen 33 Personen kamen nach Freudenstadt, Pfalzgrafenweiler und Dornstetten."

Der Landkreis verweist darauf, dass derzeit die Stadt Freudenstadt im Vergleich zu Horb mehr Flüchtlinge aufgenommen hat. Eisele: "Insgesamt sind in Horb nun 55 Personen in den Ausweichquartieren untergebracht und es leben 22 Personen, die im Leistungsbezug nach dem Asylbewerberleistungsgesetz stehen, in privat gemieteten Wohnungen oder in Anschlussunterbringung durch die Stadt Horb, insgesamt also 77 Personen. Demgegenüber haben wir in den Gemeinschaftsunterkünften in Freudenstadt derzeit 93 Personen, dazu kommen weitere 70 Personen, die im Leistungsbezug nach dem Asylbewerberleistungsgesetz stehen und in privat gemieteten Wohnungen leben, insgesamt also 163 Personen in Freudenstadt."