Das monumentale Epitaph des Heinrich von Neuneck zu Glatt im Gießen und zu Egelstal steht neben dem inschriftlosen Grabmal seines zwölf Jahre zuvor verstorbenen Neffen Heinrich von Anweil im Chor der Mühlener Remigiuskirche. Foto: Lipp Foto: Schwarzwälder-Bote

Egelstal-Geschichte: Teil 2: Die weit geknüpften Familienbande des Adelsgeschlechts der Megenzer

Der erste Teil der Geschichte über die Leichenpredigt und das Schloss Egelstal endete mit dem Auftritt des Adelsgeschlechts der Megenzer und ihrem herausragenden Vertreter Wolf Dietrich Megenzer von Felldorf.

Von Joachim Lipp

Horb-Mühlen. Aufgrund der engen Beziehungen zum Haus Württemberg gehörten die Megenzer von Felldorf dem lutherischen Glauben an, was die Übernahme der Herrschaft Egelstal-Mühlen gegen Ende des 16. Jahrhunderts nicht unnötig verkomplizierte.

Dank der Erbschaft seiner Schwester Anna von Fürst, die in Mühlen im Gedenken an ihren verstorbenen Mann Hans Konrad von Fürst die Reformation eingeführt und 1567 mit Daniel Finck aus Dinkelsbühl den ersten evangelischen Pfarrer eingesetzt hatte, wurde Heinrich von Neuneck 1578 Herr von Egelstal und Mühlen. Heinrich von Neuneck zu Glatt im Gießen und zu Egelstal konvertierte gleichfalls zum Protestantismus, weshalb auch dessen Gießener Untertanen in Glatt gleich ihm evangelischen Glaubens waren.

Heinrich, der nicht verheiratet war, starb im Jahr 1590 als letzter männlicher Vertreter der Linie Neuneck-Glatt A. Sein monumentales Grabdenkmal steht nebst dem inschriftlosen Epitaph seines Neffen Heinrich von Anweil, dessen Mutter Katharina von Neuneck mit dem Tübinger Obervogt Hans Kaspar von Anweil verehelicht war. Da aber Heinrich von Anweil bereits 1578 das Zeitliche gesegnet hatte, ging das Egelstal-Mühlener Erbe letztlich an einen weiteren Neffen namens Hans Konrad Megenzer von Felldorf. Dessen Mutter, Veronika von Neuneck, war mit Hans Veit Megenzer von Felldorf verheiratet, der bei einem Reutlinger Ratstag im Juli des Jahres 1580 nach einem anscheinend unbedeutenden Wortwechsel von dem neunzehnjährigen Grafen Konstantin von Lichtenstein erstochen worden war.

Jenen "Johann Conrad Megentzer von Velldorf zu Egelstall und Mühl am Necker", der mit Margaretha von Reischach zum Reichenstein verehelicht war, führte der "adeliche Megerentzische und Schönfelderische Pfarrer zu Mühlen am Necker" in seiner Leichenpredigt als Urgroßvater der zu Egelstal verstorbenen Eva Susanna auf.

Das Teilstück eines in die Südwand der Remigiuskirche eingemauerten Grabdenkmals erinnert vermutlich an ihre Urgroßmutter, die eine Tochter des "Württembergischen Geheimen Raths" Johann Jakob von Reischach, Herr zu Reichenstein, Nußdorf, Eberdingen und Rieth war.

Als Hans Konrad 1613 starb, folgten ihm seine Söhne aus erster Ehe, Johann Philipp, Hans Kaspar und Hans Veit je zu einem Drittel als Mitbesitzer von Egelstal und Mühlen nach. "Johann Philipp Megentzer von Velldorf zu Egelstall, Mühlen am Necker und Hohenfürst" vermählte sich 1615 mit Susanna von Faulach, die einem fränkischen Adelsgeschlecht entstammte und deren Epitaph von 1657 sich ebenfalls im Chor der Mühlener Remigiuskirche findet. "Hans Caspar Megentzer von Velldorf zu Egelstall und Mühl am Necker und Hohenfürst" heiratete 1619 auf Schloss Egelstal Anna Maria von Schornstett, Tochter des Carl von Schornstett, badisch markgräflicher Hauptmann zu Durlach, und der Catharina von Remchingen. Diese beiden Megenzer-Ehepaare sollten die Großeltern der Eva Susanna Megenzer von Felldorf werden, denn um die Besitzteilung der Herrschaft Egelstal-Mühlen zumindest teilweise zu überwinden, heiratete "Philipp Jacob Megentzer von Velldorf zu Egelstall, Mühlen am Necker und Hohenfürst", der Sohn des Johann Philipp, 1658 seine Cousine "Maria Margaretha Megentzerin von Velldorf", die Tochter des Hans Kaspar. Der zusätzliche Titel Hohenfürst leitete sich wohl von der bei Öschingen gelegenen Burg First ab, dem Stammsitz der Herren von Fürst, deren Geschlecht mit dem einstigen Mühlener Ortsherren Hans Konrad von Fürst ausgestorben war. Der Mühlener Pfarrer Göbel beschränkte bei seiner Leichenpredigt die adelige Ahnenprobe der Verstorbenen auf drei Generationen, da "dergleichen hohe Vor-Eltern vätterlicher und mütterlicher Seiten, wann es die Zeit leiden möchte, noch mehr erzählt werden könten."

Dank Hochzeit in den Ritterkanton

Hans Veit Megenzer von Felldorf, der Jüngste der drei Brüder, hatte sich wie sein gleichnamiger, ermordeter Großvater in der Freien Reichsstadt Reutlingen niedergelassen und mit einer Tochter aus dem bayerisch-schwäbischen Adelsgeschlecht derer von Riedheim vermählt. Dessen 1622 geborener Sohn Johann Kaspar Megenzer von Felldorf erbte nach dem frühen Tod des Vaters das restliche Drittel an der Herrschaft Egelstal-Mühlen. Wegen seiner Heirat mit Anna Catharina von Plieningen erwarb Johann Kaspar zum väterlichen Drittel noch ein Drittel der Herrschaft Schaubeck-Kleinbottwar hinzu und war deshalb auch Mitglied im Ritterkanton Kocher.

Johann Kaspar Megenzer von Felldorf verheiratete sich nach dem Tod von Anna Catharina in zweiter Ehe mit Anna Barbara Schaffalitzky von Muckadell. Nachdem Johann Kaspar im Alter von 34 Jahren verstorben war, heiratete Anna Barbara zwei Jahre später den aus Thüringen stammenden Georg Christoph von Schönfeld. Der württembergische Rat und Oberjägermeister von Schönfeld wurde zum Vormund der noch minderjährigen Töchter Catharine und Sophie Barbara Megenzer von Felldorf. In dieser Eigenschaft verkaufte er 1663 den dritten Teil an der Herrschaft Schaubeck-Kleinbottwar, weil wegen der Höhe der Kosten für die Bebauung der Weinberge keine Rente zu erzielen war und der Aufbau des in Schutt und Asche liegenden Schlosses Schaubeck zu teuer gekommen wäre. Seit 1914 firmiert das Weingut auf Burg Schaubeck als Weingut Graf Adelmann.