Horber Naturschützer Volkmar Rieber nimmt Stellung zu Windparkplanung / "Großer Hau" ein "Waldjuwel"

Horb. Warum wird die Änderung des Flächennutzungsplanes für den Bau von Windkraftanlagen schnell durchgeboxt? Diese Frage stellt sinngemäß der Naturschützer Volkmar Rieber. Vieles spreche dagegen, die geplante Änderung des Flächennutzungsplanes zu überstürzen.

"Die ökologischen Auswirkungen des angestrebten Zieles und auch die sich dadurch berechtigterweise ergebenden Einsprüche sind nicht im Ansatz geklärt", so Rieber. "In keinem Gebiet auf Horber Gemarkung wird es zu ähnlichen ›Kollateralschäden‹ kommen wie gerade im ›Großen Hau‹, dem Tafelsilber des Horber Waldes."

Ein Windpark in diesem Gebiet, so Rieber, zerstöre den "mit Abstand größten zusammenhängenden, in seinem naturnahen Waldbild schönsten und artenreichsten Wald" auf Horber Gemarkung. Der "Große Hau" sei der am häufigsten besuchte Erholungswald für die Horber, Ziel für Schulklassen zum Thema Wald – und gleichzeitig der wertvollste Waldbeitrag als flächenhafter "naturnaher Wald auf Muschelkalk" zum Naturpark "Schwarzwald Mitte/Nord" auf Horber Markung.

Rieber befürchtet, dass im Falle eines Windparks der Wald an vielen Stellen für Besucher gesperrt werde, was die Erholungsfunktion stark einschränke. Sein nächstes Argument: der "Große Hau" befinde sich in einem Vogelzugkorridor, sei ein Brut- und Nahrungsgebiet für Rote Milane und ein noch intakter Lebensraum für viele geschützte Fledermausarten.

Die Rodung von Waldflächen für die Windräder, die Zufahrtsschneisen "und der damit verbundene immense ökologische Schaden durch das völlige Zerschneiden, ursprünglich natürlicher Lebensräume" könne nicht durch eine Prozentangabe des "Flächenverbrauchs" wiedergegeben werden.

Die Windstromgewinnung liege auf dieser Fläche im "untersten Minimum des überhaupt Erlaubten". "Leider lohnt sich auf Grund der Subventionen für den Investor selbst der mieseste noch erlaubte Ertrag im ›Großen Hau‹." Wenn ihm rasch der Weg dazu geebnet werde, sei dies für die Stadt ein "ökologischer Offenbarungseid". Auf Gasmais- und Rapsanbauflächen, so Rieber weiter, können Windräder mit nur kurzfristiger Beeinträchtigung des Anbaus und sehr geringem ökologischen Schaden aufgestellt werden. "Wer kann sich das Recht herausnehmen kann, unseren Kindern und Enkelkindern das Waldjuwel ›Großer Hau‹ kaputt zu machen?" Windparks seien allenfalls als Insel in riesigen zusammenhängenden Waldgebieten denkbar. Weitaus geringer aber sei der ökologische Schaden im offenen Land – auch wenn man sie dort besser sehe. "An dieses Bild sollten wir uns gewöhnen! Am besten aber sind sie dort, wo der Wind stärker weht." Und der wehe auf Horber Gemarkung, die in der Senke zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb liegt, sehr schwach.

Rieber empfiehlt überregionale Zusammenarbeit. Erst dann könne Windstrom effektiv "geerntet" und nur so zum Ökostrom werden. "Warum denn nicht mit Waldachtal für wenigstens etwas mehr Effektivität zusammenarbeiten?", fragt der Naturschützer. Die Klimaneutrale Kommune 2050 dürfe nicht auf Biegen und Brechen durchgeboxt werden, "wenn wir morgen bessere Plätze, noch bessere Technik mit Speicherkapazitäten und besseren Netzverbund haben".

Die Rexinger, die einst den größten Teil des "Großen Hau" in die "Gemeindeehe" eingebracht haben, dürfe man nur bewundern, "dass sie diese ›Schlacht mit ihren Kollateralschäden‹, die sich im ›Großen Hau‹ abspielen soll, so schnell erkannt haben."