Die Sängerin Katalin Horvath und der virtuose, russische Akkordeonspieler Andrej Mouline sangen und spielten im Kloster unter dem Motto "Passion und Poesie". Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Duo CantAccord begeistert im Kloster / Internationales Liedgut mit Entstehungsgeschichten präsentiert

Von Peter Morlok

Horb. Das Duo CantAccord begeisterte am Freitag im Horber Kloster. Die charismatische Sängerin Katalin Horvath und der virtuose, russische Akkordeonspieler Andrej Mouline reisen gerne und die Musik sei ihre große Leidenschaft, verrieten sie ihren Zuhörern.

Hätte man diese Info nicht bekommen, so hätte man sie spätestens bei der wunderbaren Instrumental-Interpretation des alten russischen Volksliedes "Dorogoi dlinnoyu", was übersetzt "Entlang der langen Straße" bedeutet, gehört. Dieses Lied wurde später als Welthit "Those Were the Days" berühmt, Andrej Mouline jedoch gab ihm an diesem Abend seine russische Seele zurück. Er nutzte die großartige Bandbreite seines Instruments, setzte prägnante Akzente, baute in die Melodieführung gekonnt Verzierungen und Phrasierungen ein, modulierte mit dem Bass und ging mit seinem Instrument tatsächlich entlang einer langen Straße.

Genauso wie er mit seiner Gesangspartnerin crossover durch die Stile der Weltmusik marschiert. Den beiden war kein Weg zu weit, kein Song zu schwer. In Buenos Aires begegneten sie dem argentinischen Tango in seiner ganzen fröhlichen Sentimentalität und in Lissabon dessen temperamentvoller portugiesischen Schwester. Sie schmolzen in Moskau bei russischen Zigeunerliedern dahin und feierten in Budapest wild beim Klang von rassigen Csárdás. Paris, die Stadt der Liebe, hat es den beiden Musikern besonders angetan. Sie nahmen ihre Zuhörer auf den Flügeln der Akkordeonklänge mit auf den Montmartre, verwandelten die Klostersaal in ein französisches Straßencafé und ließen ihre Zuhörer den Duft der Seine atmen.

Magische Momente, nur aus Tönen gezaubert. Mehr als die ausdrucksstarke Stimme der Sängerin und die vibrierenden Virtuosität des Akkordeonisten brauchte es nicht, um Gefühle zu wecken und sie zu transportieren. Wenn das Publikum dann noch den Song erklärt bekommt, seine Geschichte kennt und die Emotionalität spürt, die der Komponist und der Texter erlebt und gelebt haben, als sie das Stück schrieben, dann bekommt so ein Liederabend eine ganz eigene Bedeutung. Dann werden Beziehungen hergestellt, Geschichten erzählt und durch die Musik verbunden.

"Passion und Poesie" nennen die beiden dieses Programm, und schon bei den ersten Klezmerklängen, zu denen sie die Story des kleinen jiddischen Jungen erzählten, der durch Taschendiebstähle das Überleben seiner Familie sicherte, der aber nur reiche Säcke beklaute, wussten die Zuhörer im Kloster: "Hier sind wir richtig". Das Duo CantAccord bot eine Verschnaufpause in der lauten Fasnetswelt, obwohl auch sie lachten, tanzten und schwebten.