Trotz Schmuddelwetter versammelte sich eine stattliche Zahl an Freiwilligen zur Dorfputzete in Bildechingen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtputzete: Ehrenamtliche Helfer mit Handschuhen und Greifzangen "auf der Jagd" nach Müll

Von Peter Morlok

Stadt- und Fleckenputzete stand am Samstag auf dem Programmzettel in fast allen Horber Stadtteilen, und das Ergebnis der Beteiligung war trotz des regnerischen Wetters sowohl in Bildechingen als auch in Mühlen und in diesem Jahr sogar in der Kernstadt durchweg gut.

Horb/Mühlen/Bildechingen. "Auch in diesem Jahr waren wieder 45 Freiwillige unterwegs", so die positive Bilanz von Jochen Renk, dem Ortsvorsteher von Mühlen. In dem kleinen Stadtteil traten die Helfer jeden Alters, darunter auch vier Flüchtlinge und ein paar Jugendliche vom privaten Jugendtreff "Keller-Team", die Suche nach weggeworfenem Müll an und schleppten wieder erstaunliche Dinge aus dem Wald und der Flur. Von der Waschmaschinentrommel übers Ölfass bis hin zum Motorradhelm war so einiges dabei. "Wir haben Fliesen und Glasbausteine gefunden, dazu einen Schuhabkratzer und einen Schellkochtopfdeckel", berichtete eine andere Gruppe, die den Wald hoch nach Eutingen nach Unrat durchforstete.

Natürlich landeten auch hier wieder die Standards wie gebrauchte Kondome, Schnapsflaschen, mit Fäkalien verunreinigte Papiertaschentücher, Zigarettenschachteln und anderer Verpackungsmüll in den blauen Säcken. Ihr Sammelergebnis konnte sich sehen lassen.

In Bildechingen musste dieses Mal Dorfchef Peter Zimmermann zwar nicht wie im Vorjahr auf den gesamten männlichen Teil des Ortschaftsrats verzichten, doch sein Helferteam war nur durch die große Zahl an Kindern recht beachtlich. Gerade die Kinder konnten es kaum erwarten, mit Warnweste, Handschuhen und Greifzangen ausgestattet die blauen Mülltüten zu füllen, die von Fronmeister Norbert Link dann an Ort und Stelle mit dem Traktor abgeholt wurden.

Auch in der Kernstadt wurde in diesem Jahr fleißig nach Müll und weggeworfenem Sperrmüll gesucht. Im Gegensatz zum letzten Jahr war man mit der Beteiligung der freiwilligen Helfer recht zufrieden.

Kanuten des ASV steigen in die Boote und suchen am Neckarufer nach Äbfällen

Über 50 Personen zogen bei trockenem Wetter los und hörten erst mit der Aktion auf, als es gegen 11.45 Uhr zu regnen begann.

Auf dem Hohenberg waren die "Sonnenkinder" unterwegs, die Kanuten vom Polo-Club suchten das Neckarufer vom Boot aus ab und fanden sogar die Flaschenpost zweier Dettinger Mädels. Auch die Freiwilligen des Fischereivereins waren wieder zu Fuß am Ufer des Neckars zwischen Weitingen bis vor zum Neckarbad unterwegs. Gisela Höpfer war mit Helfern des Freundeskreises Asyl, darunter zehn Flüchtlinge, am Start, und auch das DRK und einige andere Vereine halfen mit.

So ganz nebenbei füllten sie in den drei Stunden, die sie unterwegs waren, einige blaue Müllsäcke. In diesem Jahr zogen sie wieder neben dem "Standard-Müll", wie Flaschen, Kippen, Plastikmüll und Sonstigem, Gerümpel aus den Hecken und dem Wald, über das man wirklich ins Staunen kam. Oberbürgermeister Peter Rosenberger fand direkt vor dem Krankenhaus einen Radschlüssel, Vivianne Weschenmoser wunderte sich über einen Kochtopf, der so eingebrannt war, dass ihn sein früherer Besitzer in eine Plastiktüte verpackt, im Freien entsorgte.

"Schade, dass es noch keine Geruchszeitung gibt, dann hätte ich die Schwabo-Leser noch besser informieren können, wie das Teil gestunken hat" bedauerte die Gemeinderätin. Da kam ihr das Miniaturfläschen Versace-Parfüm, das auch in der Gegend lag, als Ausgleich gerade recht. Gisela Höpfer fand einen Satz Matratzen und Rosenberger kommentierte diesen Fund trocken: "Der Trend geht zum Wasserbett."

In der Ihlinger Straße zogen die Helfer eine alte Kommode aus dem Gebüsch, und ein verrotteter "stummer Diener" vervollständigte die Kuriositätensammlung 2016. In der kernstädtischen Bilanz waren sich sowohl Peter Rosenberger als auch Bürgermeister Jan Zeitler, die beide die ganzen drei Stunden mit unterwegs waren, einig, dass das neue Reinigungskonzept der Stadt dazu beiträgt, dass man in der Kernstadt wesentlich weniger Müll vorfindet als in den Jahren zuvor. Das neue Konzept, das man sich nach dem letztjährigen Debakel überlegt hatte, trug erste Früchte. Trotz allem stand für die Stadtspitze und Ottmar Meyer als Verantwortlichem der Stadtputzede fest, dass die einmalige Grundreinigung der Stadt, gerade in den schwer zugänglichen Bereichen, trotz allem städtischen Aufwand das ganze Jahr über, notwendig ist und bleiben wird.

Wer im Übrigen nach der Beteiligung der Schulen fragt, dem sei versichert, dass alle Schulen im Gebiet der Kernstadt in ihrem Bereich, an unterschiedlichen Tagen, an der Aktion teilgenommen haben. Sie haben dabei nicht nur rund um "ihre" Schule saubergemacht, sondern sind auch die unmittelbaren Laufwege mit Greifzange und Müllsack angegangen.

In dem Einladungsschreiben an die Vereine bot die Stadtverwaltung noch eine zusätzliche Putz-Alternative an: Rosenberger schrieb: "Sollten Sie an diesem Termin nicht kommen können, nennen Sie uns bitte einen Ersatztermin vor Pfingsten, an dem Sie eine Ersatzfläche reinigen. In diesem Falle laden wir Sie zu einem Abschlussvesper mit mir und Herrn Bürgermeister Zeitler am Donnerstag, 9. Juni, um 18 Uhr in der Pizzeria Lucio beim Neckarbad ein.

Auch nicht schlecht. Vielleicht machen da ein paar der Helfer vom Samstag wieder mit, denn sie wurden vom MGG-Hausmeister Gerhard Volk und dessen Tochter Manuela bestens in der Mensa des Gymnasiums mit Vesper und Getränken versorgt.