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Treibjagd, Panzer und wilde Wikinger: Motivwagen, Musikkapellen und freie Gruppen ziehen am Rathaus vorbei.

Horb-Dießen - Winfried Asprion, seit Jahren Moderator des Dießener Fasnetsumzugs, war auch in diesem Jahr wieder gut in Form.

Einerseits informiert er die Narren am Straßenrand über die zahlreichen Teilnehmer des Dießener Umzugs, andererseits erklärt und kommentiert er auch deren Themen – zum Teil auch mal scharf närrisch. So auch dieses Mal, denn die Herrschaften im Rathaus der Kernstadt geben jedes Jahr aufs Neue den Narren Gelegenheit genug, über deren Pläne und Fehlentscheidungen zu berichten. Besonders im Rampenlicht stand "Economic-Officer" Axel Blochwitz, der als "Null" bezeichnet wurde. Mehr noch, denn die Null sei noch aufgerundet.

Der närrische Lindwurm in Dießen schloss sich in diesem Jahr beinahe nahtlos an den "Rekordumzug" des letzten Jahres zum 150. Jubiläum an. Zuschauer gab es massig und die Dießener Narren wissen, was sie ihrer treuen Narrenschar schuldig sind.

Die Narren hatten Glück. Das Wetter blieb beständig trocken und in der Sonne war gar erste Frühlingswärme spürbar. Über eine halbe Stunde lang zogen die rund 20 Motivwagen, Musikkapellen und freie Gruppen am Rathaus vorbei.

Die Themen waren – wie stets bei den Dießener Narren – brandaktuell. So tummelte sich die "Panzer (M)Uschi" alias Ursula von der Leyen (Uschi Rapp) mit ihrer "Kindergarten-Eingreiftruppe" durch die Straßen, die Dießener Feuerwehr als eigene Abteilung sagte "Ade", und die Tierschutzorganisation Peta legte schon wieder Protest zur Treibjagd in Dießen ein.

Dießens letzter verbliebener Landwirt, Willy Rapp vom Haidenhof, erinnerte mit seiner Ziege an das "Bauernsterben" allerorts. Auch der geplante Campingplatz bei der Dießener "Säge" wurde närrisch thematisiert: "Bald kommen die Holländer und machen Rabatz. Aus der Säge wird ein Campingplatz."

Wickie und ihre starken Männer kamen vor allem beim jüngsten Publikum gut an, zumal es dort allerlei Süßes zu ergattern gab. Während die neu getauften Brandhaldhexen ohne große Probleme ihre Pyramiden bauten, durften die "Althexen" ihre Pensionskasse durch die Gegend schleifen. Den Dießener Narren gehen die Themen nicht aus; mit ihrem großen Umzug bewiesen sie noch einmal ihre Sonderstellung in der Fleckafasnet. Anschließend, ebenfalls traditionell, wurde die Fasnetspredigt von Steffen Schäfer und Michael Schröter verlesen. Viel Wissenswertes rund um den Flecken, Missgeschicke und kleine "Skandälchen" erfreuten das Narrenvolk. Der Bajass (Bajazzo aus dem Venezianischen Karneval) und sein Gehilfe, die Fleggahex, mussten an der Fasnetspredigt ran, um den ausgerufenen Missetätern mit der "Saubloder" und dem Besen den Frack zu polieren.

Danach versammelte sich die Narrenschar in der Linde, um ausgiebig die Flegga-Fasnet zu feiern. Morgen, kurz vor Mitternacht, wird dann die Fasnet in Form des Fräuleins Katharina Fasnacht, geborene Rundloch und hinterbliebene Spitzbauch, sanft durch den Flecken gekarrt – aber nur, um dem armen Fräulein pünktlich um 23.59 Uhr das Licht bis zur nächsten Fasnet auszublasen.

In einem schaurig kalten Grab an der Kirche hat sie dann bis zur Auferstehung am nächsten Schmotzigen auszuharren.