Im Schatten der alten Gemäuer ließen viele bei guter Musik die Seele ein wenig baumeln. Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

In Rexingen kann man Judentum hautnah erleben / Jiddische Lieder vom Freudenstädter Quartett "Maseltov"

Von Peter Morlok

Horb-Rexingen. Rund um die restaurierte Rexinger Synagoge hat der Träger- und Förderverein "Ehemalige Synagoge Rexingen" zu seinem fünften Synagogenfest eingeladen. Das ehemalige jüdische Gotteshaus stand im Mittelpunkt des Geschehens. Der untere Saal bot Raum für die Projektion digitalisierte Bilder aus der Zeit der Rexinger Juden, die wie eine stumme, mahnende Erinnerung über die Leinwand lief, während sich in und um das Gotteshaus die Menschen trafen, um Erinnerungen auszutauschen, den Alltag mal für ein paar Stunden hinter sich zu lassen, aber auch,um über die Projektarbeit des Vereins und das alltägliche Leben rings um Horb zu sprechen. Man kannte sich, war miteinander verbunden, vielleicht verwandt oder schon lange befreundet und nutzte die Gelegenheit, sich in dieser Umgebung mal wieder zu treffen. Es war ein "Familientreffen" der besonderen Art.

Neben dem Kuchenbufett in der unteren Etage der Kirche war eine Bücherecke aufgebaut, in der man unter vielen anderen Bänden, die sich alle irgendwie mit Religion und dem Judentum im Allgemeinen beschäftigten, auch das Buch des coolen, alten Mannes mit Hut, dem ehemaligen Landesrabbiner Joel Berger, der sein Werk "Geschichten meines Lebens" kürzlich im Horber Kloster vorstellte, kaufen konnte. Wertvolle Gegenstände, die der orthodoxe Jude für seine Sabbat, auch Schabbat genannte Wochenfeierlichkeit braucht, die aber auch bei keinem Gottesdienst fehlen dürfen, wie Torra-Rolle oder der siebenarmige Kerzenleuchter, die Menora, gab es bei diesem Fest ausnahmsweise mal nicht hinter Glas in der Vitrine, sondern zum Anfassen auf einem Tisch stehend zu bewundern. So hatte jedermann die Gelegenheit, eine solche Schriftenrolle aus der Nähe zu betrachten und konnte sich ein Bild von der filigranen Aufzeichnungsweise machen.

Wer wollte, konnte außerdem am Nachmittag zusammen mit Barbara Staudacher einen Besuch auf dem jüdischen Friedhof manchen und sich die Geschichte der Rexinger Juden von einer wahren Expertin erklären lassen. Ein Angebot, das gerne genutzt wurde.

"Ab jetzt gibt’s nur noch Kartoffelsalat-Weckle mit Soß"

Natürlich spielte nicht nur der Glaube eine große Rolle bei diesem Fest, sondern auch der Leib kam in den Genuss von Speis und Trank und eine neue Kreation machte am späten Nachmittag Furore: "Ab jetzt gibt’s nur noch Kartoffelsalat-Weckle mit Soß" verkündete Lucia Steimle, die für den Absatz am Grillstand verantwortlich war.

Aber auch die Seele kam nicht zu kurz. Um die Mittagszeit wurde sie mit Blasmusik, gespielt vom Musikverein Rexingen, gestreichelt und einen ganz besonderen Kunstgenuss gab es noch ab 16 Uhr. Das Freudenstädter Quartett "Maseltov" forderte: "Kum, Lejbke, tanzn". Die Musiker spielten jiddische Lieder und Klezmerstücke und wurden dabei im vollbesetzten Betsaal im ersten Stock mit frenetischem Beifall überschüttet. "Ich könnte denen den ganzen Tag zuhören" fasste Holger Aupperle das Konzert für sich zusammen.

Im Fazit dieses Tages kann man also getrost sagen: "Es war wieder ein schönes Treffen, das seinen Beinamen "Fest" im wahrsten Sinne des Wortes verdient hatte".