Leitender Arzt Martin Weiner (rechts) und kaufmännischer Geschäftsführer Martin Vitzithum stehen hinter dem Konzept der geriatrischen Reha in Horb. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder-Bote

Leitender Arzt und kaufmännischer Geschäftsführer der KLF sprechen über Arbeit an Horber Klinik / Mitarbeiter motiviert

Von Jürgen Lück

Kreis Freudenstadt. Seit Anfang des Jahres ist die geriatrische Reha in Horb Betrieb. Doch bisher arbeitete das Team eher im Verborgenen. Jetzt zeigt Martin Weiner, leitender Arzt, was im Horber Krankenhauses passiert.

Man merkt dem Mainzer an, dass er bis zu seinem 50. Lebensjahr eine Praxis in Mainz hatte. Sein grauer Bart, seine freundlichen Augen dürften einem Patienten das Gefühl vermitteln, bei seinem "Doc" gut aufgehoben zu sein. Er sagt: "Mit 50 bin ich in die Reha umgestiegen – ich wollte noch Mal etwas Neues machen."

Er war unter anderem dann Chefarzt einer Mutter/Vater/Kind-Klinik an der Ostsee. Dann das Angebot aus Horb. Weiner: "Drei Monate vor dem Start bin ich mit meiner Frau hier hergefahren. Ich habe mich mit den Mitarbeitern getroffen. Das hat mich überzeugt – sie sind extrem professionell und motiviert. Das hat mich unheimlich überrascht, dass alle hinter ihrer Arbeit stehen. Da habe ich mich entschieden – ich gehe hier hin. Das war die richtige Entscheidung."

22 Pfleger und zehn Therapeuten kümmern sich um die 48 Patienten, die inzwischen regelmäßig therapiert werden. Dazu noch eine Physiotherapeutin und Hintergrund-Personal für medizinische und kaufmännische Dienste. 3,5 Arztstellen stehen zur Verfügung. Doch wie sicher fühlt sich Weiner in Horb? Hatte doch Martin Vitzithum, kaufmännischer Geschäftsführer der EconoMedic, schon gesagt, dass Horb ein bauliches Juwel sei und man überlegen müsse, ob man das noch besser ausfüllen könne.

Vitzithum: "Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die geriatrische Reha sind nicht zufriedenstellend. Selbst der erhöhte Pflegesatz, den wir dankenswerterweise von den Kassen inzwischen bekommen, deckt nicht die Kosten. Die KLF investiert in Horb in die Menschen. Wir erkennen die Sinnhaftigkeit darin, älteren Menschen nach einem Krankenhausaufenthalt wieder so weit wie möglich die Selbstständigkeit wiederzugeben. Mein großes Augenmerk liegt derzeit auf den Sachkosten – das werden die Mitarbeiter nicht spüren. Wir halten in der geriatrischen Reha eine hochwertige Mindestausstattung bereit. Es wäre unseriös, in diesem Bereich von Einsparmöglichkeiten zu sprechen."

Auf Nachfrage ergänzt er: "Für die sprechende Medizin ist das ein toller Standort. Beide Stationen sind voll ausgelastet. Es macht keinen Sinn, da was anderes draufzupacken." Und Martin Weiner sagt: "Das beruhigt mich ungemein. Darüber freue ich mich und werde es gerne zu den Mitarbeitern weitertragen, dass die Geschäftsführung hinter dem Konzept steht."

Gang durch die beiden Stationen der geriatrischen Reha. Ein Krankenhaus, klar. Es ist ruhig am Nachmittag in den Gängen. Ein paar Patienten fahren mit dem Rollstuhl herum. Blick in ein Zimmer. Zwei Damen und die Pflegerin sind gerade im Gespräch. Zwei Betten nebeneinander, der Blick nach Süden und zur Stiftskirche, die Marktsteige hin. Sie fühlen sich sichtlich wohl.

Kann man die geriatrische Reha in Horb noch ausbauen? Weiner: "Die Nachfrage ist größer, als das, was wir umsetzen können." Vitzithum: "Eine Erweiterung wäre finanziell mit höheren Personal- und Arztstandards verbunden, die wir umsetzen müssten. Deshalb sehe ich einen weiteren Ausbau skeptisch."

Und wie funktioniert die Zusammenarbeit mit dem MVZ? Weiner: "Das hilft ungemein. Durch Peter Paul Olinczuk haben wir die Möglichkeit, kleinere chirurgische Notfälle gleich behandeln zu lassen. Das erspart den Patienten Wege nach Freudenstadt. Und auch der Gynäkologe hier hilft uns sehr."

Wie läuft eigentlich die Notfall-Klingel für Horber Patienten am Krankenhaus? Weiner: "Durch den Bereitschaftsdienst von Internisten und Allgemeinmedizinern wie Dr. Bösch und Dr. Voigt können wir das 24 Stunden lang abdecken. Allerdings hat sich die Notfall-Klingel gegen Null entwickelt. Es hat sich in der Stadt herumgesprochen, dass wir keine Akut-Klinik mehr haben."

Weiner hat jetzt noch ein Ziel: "Ich wünsche mir, durch regelmäßige Vortragsveranstaltungen das Bewusstsein der Horber für ihr Krankenhaus zu stärken und die Bevölkerung in die Klinik zu holen. Als Thema kann ich mir beispielsweise die Sturzprophylaxe vorstellen." Dazu hat Weiner gerade die Weiterbildungsbefugnis für die Geriatrie beantragt. Der "Chef" der Horber Reha: "Damit darf ich dann Assistenzärzte zur Berufszusatzbezeichnung Geriatrie ausbilden. Das ist für junge Ärzte attraktiv."

Dann zeigt Weiner noch stolz den Essensraum und die Terrasse – Holzfenster, Ausblick auf den Kirchenbau und die Hügel oberhalb von Horb. Und er posiert für das Foto vor dem Wandgemälde im Flur: "Das ist doch wirklich eine einmalige Atmosphäre. Ich denke, das trägt gerade bei älteren Patienten dazu bei, sich wohlzufühlen und zurecht zu finden."