In einer Diskussionsrunde sprachen (von links) Steffen Schwindhammer, Geschäftsführer der Baugesellschaft Horb GmbH, Tilman Stroh von Haus und Grund Horb, Rüdiger Holderried, von der Caritas Horb, und Chris Kühn, Bundestagsabgeordneter Bündnis 90/Die Grünen, die Vorschläge zum Thema "Wohnen für alle" in Horb an. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Infrastruktur: Chris Kühn diskutiert mit Horbern über Chancen und Hindernisse beim Bau von günstigen Wohnungen

Horb. "Wir haben allgemein zu wenig Wohnungsbau in Horb, nicht nur, was sozialen Wohnungsbau anbetrifft", argumentierte Tilman Stroh von Haus & Grund Horb in der Diskussionsrunde des Kreisverbands von Bündnis 90/Die Grünen in Freudenstadt. Chris Kühn, Bundestagsabgeordneter der Bündnisgrünen, hatte am Mittwochabend im Horber Kloster so manchen Aspekt zu dem Thema sozialen Wohnungsbau angestoßen.

Zu "Wohnen für alle" referierte der Experte über die Wohnräume in Großstädten wie Tübingen, Stuttgart oder Leonberg, zog aber auch immer wieder Parallelen zu Horb und Umgebung. "Was kann eine Kommune tun, um Wohnen für Normalverdiener möglich zu machen? –, das war eine Frage, die auch Kreisvorsitzender Rolf Linke und die ehemalige Gemeinderätin Kristina Sauter behandelt wissen wollten.

Experten aus der Baubranche waren sich einig: "Horb braucht ein Konzept." Den Wandel von zahlreichen Alt- zu Neubauten in der Bildechinger Steige sei ein Beispiel, wie Wohnraum geschaffen werden könne, meinte Steffen Schwindhammer, Geschäftsführer der Baugesellschaft Horb GmbH. "Häuslebauer" würden mit Vorgaben wie Trinkwasseruntersuchungen für Neubauten sowie bedarfsorientierter oder verbrauchsorientierter Energieausweis Steine in den Weg gelegt. "Auch wenn keiner den Vergleich hören will: Wenn ich in Horb ein Haus für 250 000 Euro herstelle, muss ich das Gleiche an Herstellkosten in Nagold aufbringen. In Nagold bekomme ich bis zu 300 Euro mehr für den Quadratmeter", zeigte der Geschäftsführer den Unterschied auf. Horb hätte also nicht nur Defizit im Sozialen Wohnungsbau, war sich Tilman Stroh von Haus & Grund Horb sicher. Es fehle allgemein an Wohnungen.

Das bekomme auch Rüdiger Holderried von der Caritas Horb zu spüren, der auch für die Erlacher Höhe sprach: "Ein- bis Zweizimmer-Wohnungen zu finden, ist sehr schwer. Es gibt nur wenige private Anbieter in der Stadt." In den Ortsteilen oder auch außerhalb sehe es etwas besser aus, doch der Öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV) sei für sozial Schwächere nicht erschwinglich. Wolf Hoffmann vom Kreisverband gab zu bedenken, dass die Allgemeinheit die Subvention des ÖPNV tragen müsse. "Das Geld fehlt den Kommunen", zeigte er einen Teufelskreis auf. Eine große Sorge beschäftige Elisabeth Schneiderhan: "Wir suchen dringend eine Wohnung für einen Flüchtling und seinen fünfjährigen Sohn, sonst könnten die beiden ab März auf der Straße sitzen." Die Anschlussunterbringung der Flüchtlinge in der Kernstadt sei äußerst schwierig, obwohl die Stadt dafür zuständig sei.

Immer wieder wurde klar: Eine Lösung muss her, doch so einfach ist das Problem nicht zu beseitigen. "Ein regelmäßig tagender Arbeitskreis wäre wichtig", meinte Chris Kühn. Der Tübinger Abgeordnete und Sprecher für Bau- und Wohnungspolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen schlug die Erarbeitung eines Wohnbaukonzepts vor. Dafür müssten alle an einem Strang ziehen, und das stellten sich die geladenen Experten schwierig vor.

Wenn bereits dieser Nachfrage kein Angebot gegenüberstehe, sei an Sozialen Wohnungsbau kaum zu denken. "Das ist eine städtische Aufgabe", stach in der Diskussion heraus. Der Großteil der Mietwohnungen sei in Privathand, was dem Konzept sozialen Wohnungsbau nicht gerecht werde. Die geplante Flüchtlingsunterkunft in Holzoptik auf dem Horber Hohenberg wäre ein Schritt zur Verwirklichung der Sozialwohnungs-Beschaffung gewesen. Weil die Umsetzung nicht erfolgt, hat Chris Kühn weitere Vorschläge: Über die Unterbringung in den Teilorten muss nachgedacht werden. Per Smartphone könnten die Bewohner ihren Bedarf an ÖPNV anmelden. Das Bauen von Flüchtlingsunterkünften in Holzoptik, anstatt Containerbauweise, wäre ein Möglichkeit, soziale Wohnungen für die Zukunft zu schaffen.