Lokalpromi-Bleigießen: Der Graf hat einen Vogel, und Meintel bekommt ein Kind – wir sagen, was das bedeutet

Von Florian Ganswind, Lena Straub und Lena Müssigmann

Horb. Was wird das neue Jahr für Horb bringen? Wir haben mit einigen Horbern beim Bleigießen orakelt. Dabei kamen unter anderem ein Vogel, ein Eule, eine Ente heraus. So gesehen muss 2015 für die Stadt ja tierisch gut werden.

u In diesem Jahr konnte Manfred Bok gleich zwei "Geburtstage" feiern: Nach seinem Schlaganfall im Jahr 2013 ist er froh, wieder so fit zu sein. Deshalb ist sein Wunsch für 2015 klar: Gesundheit! Da passt sein Bleigießergebnis: Er schaut es sich an und sagt: "Das sieht wie ein Helm aus." Deutung laut Internet: Versicherung abschließen. Manfred Bok lacht: "In meinem Alter braucht man höchstens noch eine Unfallversicherung. Ich sehe den Helm als Mahnung, beim Reiten aufzupassen und immer einen Helm aufzuhaben, damit ich keine Unfallversicherung in Anspruch nehmen muss." Für die Stadt hat Bok übrigens auch einen Wunsch parat: "positivere Schlagzeilen als 2014". u Nur wenige Meter von Manfred Bok entfernt wohnt Adolf Bamberger, der "heimliche Ortsvorsteher vom Hohenberg" wie ihn Bok schmunzelnd nennt. Bamberger schmeißt das Blei schwungvoll in das Wasser. Die Figur wird an die Wohnzimmerwand gehalten, der Schatten könnte eine Eule darstellen. Bamberger ist gespannt, was als Bedeutung rauskommt: "kluge Entscheidung". Er strahlt. "Das hört sich doch prima an." Was war denn die klügste Entscheidung 2014? Seine Frau Sofie sagt sofort: "Dass Du aus dem Gemeinderat raus bist." Adolf Bamberger widerspricht: "Nee. Da fehlt ja jetzt eine wichtige Stimme." Für ihn ist die klügste Entscheidung, dass das Bad nun seniorengerecht ist. Und im kommenden Jahr wird die Küche neu gemacht. Und sein persönlicher Wunsch für 2015? "Dass wir viele schöne Reisen machen." Verona mit einem Besuch der Oper steht schon auf dem Programm, Bad Füssing ist auch schon so gut wie sicher. Und für die Stadt wünscht sich Bamberger vor allem eines: "Ich hoffe, dass das Einkaufszentrum kommt." Ein Wunsch, den seine Frau übrigens nicht teilt. u  Thorsten Katz, 39, ist dieses Jahr Graf Rudolf von Hohenberg der Horber Narrenzunft. Zischend wirft er das Blei ins Wasser. "Ein Vogel, der auf einem Ast sitzt", sagt er auf den ersten Blick. Interpretation laut Packungsbeilage: "Vogel: Einer, der hoch hinaus möchte." Katz legt das Ergebnis anders aus: "Die Fasnet wird für mich und meine Frau ein Flug ins Unbekannte. Wir sind beide gespannt, wissen aber auch nicht, was auf uns zukommt." Der Vogel könnte auch dafür stehen, dass man sich an der Fasnet leicht fühlen kann. "Das Leben ist ernst genug. An der Fasnet kann man mal Sorgen, Nöte, den Alltagsstress hinter sich lassen. Es ist toll, viele Leute, die man gern hat, in dieser Zeit kompakt auf einem Haufen zu sehen."

Sein privater Wunsch für 2015: "Dass die Familie, meine Frau, unsere zwei Kinder, aber auch Eltern und Geschwister gesund bleiben. Alles andere ist zweitrangig."

Sein Wunsch für Horb: "Dass die anstehenden Projekte schnellstmöglich umgesetzt werden: die Neckar-Arkaden und die Hochbrücke. Ich wünsche mir, dass dafür alle in der Stadt endlich an einem Strang ziehen."

u Dietmar Meintel, Sprecher der Bürgerinitiative gegen Talheim 21, gießt das Blei vorsichtig ins Wasser. Nach kurzer Betrachtung des Ergebnisses meint er: "Das ist ein Kind." Zuwachs in der Familie? – Nein, die Deutungshilfe meint dazu: "Verantwortung übernehmen." Für Dietmar Meintel ist dabei ganz klar die Stadt Horb gefragt. "Die Stadt- und Gemeinderäte müssen sich ihrer Verantwortung bewusst sein und müssen für die Sicherheit der Bürger sorgen", erklärt der Sprecher der Initiative. Aber auch er ist sich seiner Verantwortung bewusst und will diese weiterhin tragen: "Wir wollen für ein gemeinsames Talheim kämpfen und die Verarmung des Zusammenlebens verhindern."

Sein privater Wunsch für 2015: "Ich wünsche mir Gesundheit für meine Familie und mich selbst. Weniger Stress und ein normales, gutes Zusammenleben."

Sein Wunsch für Talheim: "Ich hoffe, dass der Kelch an uns vorübergeht und der Steinbruch nicht aufgefüllt wird. Noch habe ich Vertrauen in die Gemeinderäte."

u Auch die Künstlerin Monika Golla macht mit beim Promi-Bleigießen. Ganz auf die künstlerische Freiheit bedacht hat sie gleich mehrere Deutungsvorschläge, beschließt dann aber, bei einer Blume zu bleiben. Diese steht dafür, dass ein neuer guter Freund erscheint. "Ich sehe das ganz direkt als gute Hoffnung auf die Zeit, die nach Horb folgen wird", erklärt Monika Golla, die im Mai, nach Ende ihres Stipendiums, Horb verlassen wird. Sie weiß noch nicht, wohin sie es ziehen wird. "Ich plane nicht, Baden-Württemberg zu verlassen", sagt die Künstlerin, sie ist sich sicher, dass wieder etwas Positives auf sie warten wird. Ihr privater Wunsch für 2015: "Ich bin gespannt auf neue Herausforderungen und freue mich auf die neuen Orte, die warten werden." Ihr Wunsch für Horb: "Ich hoffe, dass die Horber neue Wege gehen werden und dass sie erkennen, was Horb besonderes hat. Dabei kann es in beide Richtungen gehen für die Stadt, aber ich hoffe, dass Horb sich als weitsichtig erweist." u Und welchen Bleigieß-Wurf landet das Stadtoberhaupt? Peter Rosenberger prüft sein Ergebnis, doch erst der Schatten bringt eine Ente hervor. Nein, keine Zeitungsente. Sondern eine mit großem Schnabel. Das Internet sagt, Ente heißt: "Unter die Oberfläche schauen." Immer ein guter Ratschlag, findet der OB. Manchen in der Stadt würde jetzt vielleicht das Einkaufszentrum einfallen. Ist da wirklich alles wasserdicht? Rosenberger ist guter Dinge. Und sieht auch sonst die Stadt in einer guten Ausgangslage. "Wir haben im vergangenen Jahr wichtige Weichen gestellt: Familienfreundlichkeit, schulische Weiterentwicklung. Nun gilt es, 2015 Knöpfe an wichtige Projekte dranzumachen: Kaserne, Bahnhofsareal und Feuerwehr-Verlagerung. Ein Meilenstein ist der generationengerechte Haushalt. Wir machen nichts auf Kosten unserer Zukunft und tilgen unsere Schulden." Sein Wunsch für die Stadt: "Ich hoffe, dass wir beim RegioWin-Wettbewerb gewinnen." Das würde vier Millionen Euro in den Wissenschaftsstandort Horb und die Raumschaft im Bereich Kunststoff und Erneuerbares bringen. "Und uns allen wünsche ich Demut. Deutschland geht es gut, Baden-Württemberg erst recht und Horb auch. Deshalb wäre es schön, wenn wir sachlich miteinander diskutieren und weniger Parteipolitik machen. Denn es geht um das gesamtstädtische Vorankommen." Und sein persönlicher Wunsch? "Gesundheit und Zufriedenheit. Meine Tochter Emma kommt in die Schule, Sohn Paul in den Kindergarten. Das wird spannend."