Um das Nordstetter Schloss rankt sich ein Kapitel Heimatgeschichte – auch in Bezug auf die Heraldik. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Feiherr von Schleitheim setzte sich mit Prachtbau ein Denkmal / Textzeilen einem Psalm entlehnt

Als der Ortsherr von Nordstetten, Baron Karl Heinrich von Schleitheim, 1749 mit dem Bau seines neuen Schlosses begann, ahnte er sicher nicht, dass sich die Baukosten bis zum fertigen Gebäude verdreifachen würden.

Horb-Nordstetten. Vielleicht hatte der Baron die Blauäugigkeit in finanziellen Belangen von den Genen seines Vaters mitbekommen, der bereits seinen Erben einen immensen Schuldenberg hinterlassen hatte.

Doch die Historie will es, dass der seinerzeit größte Schuldner von Nordstetten als Erbauer eines einmaligen barocken Profanbaus anzusehen ist. Mit dem Wappen über dem Schlossportal zeigte er nicht nur seinen Herrschaftsanspruch, er hatte sich damit auch ein bleibendes Denkmal gesetzt.

Dass die Gemeinde Nordstetten sein Erbe bis auf den heutigen Tag pflegt, belegen die jüngsten Renovierungsarbeiten einschließlich der neuen Farbfassung des Wappens. Eigentlich ist es ein Allianzwappen, bestehend aus den Wappenschilden des Karl Heinrich von Schleitheim und seiner Gemahlin, einer Freiin von Gemmingen. Die Steine für Wappen und Portal sind aus Renfrizhausener Sandstein gefertigt, was aus der Abrechnung einer Fuhre zum Kloster Bernstein zu entnehmen ist, wo die Stein-"Platten" geholt wurden. Der beauftragte Steinmetz für die bildhauerische Arbeit war ein heute weitestgehend unbekannter Antoni Motz aus Horb.

Ob das vom Bildhauer als Flachrelief ausgeführte Portalwappen ursprünglich farbig gefasst war, vermag man heute nicht mehr zu sagen. Eine neuere, erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts angelegte Bemalung, wurde vor Jahrzehnten entfernt. Mit der damals üblichen Sandstrahltechnik wurden alle Farben gründlich entfernt. Allerdings gingen dabei auch die Oberflächenstruktur des Bildhauermeißels und teilweise ganze Reliefteile des Wappens verloren.

So orientierte sich die Neufassung an einer Farbfotografie der letzten Fassung. Sie war heraldisch korrekt, weil bei den Schildfarben die Regel Metall (Gold oder Silber) grenzt an Farbe (zum Beispiel Blau-Tinktur) eingehalten war. Allerdings weichen teilweise die Nordstetter Schildfarben besonders zum 1653 ausgestellten Reichsfreiherrenwappen der Schleitheimer etwas ab. Das mag bewusst zur Unterscheidung innerhalb verschiedener Schleitheimer Sippen über die Generationen eingeführt geworden sein. Möglicherweise hat auch der Maler der vorigen Fassung auf historische Farbspuren auf dem Sandstein zurückgegriffen.

Farbig gestaltete Flächen des Portals der alten Bemalung um das Allianzwappen wurden wegen ihrer Stilwidrigkeit weggelassen. Das kleine Schild in der Mitte des Schleitheimer Wappens zeigt deren ursprüngliches Wappenbild und wurde jetzt in Farbe gesetzt. Es zeigt auf einem Dreiberg (dieser wurde vom Bildhauer 1749 weggelassen) zwei emporgestreckte, geharnischte Arme, die einen silbernen Schlüssel halten.

Die Textzeilen mit den neu blattvergoldeten Buchstaben unter den Wappen entstammen dem Psalm 126 und besagen etwa folgendes: "Wenn der Herr das Haus nicht bauet, bauen die Bauleute umsonst." Sollte dieser Spruch vom Erbauer des Schlosses, dem Freiherren Karl Heinrich von Schleitheim ausgewählt worden sein (was anzunehmen ist), trifft er ungewollt höchst ironisch den eingangs genannten finanziellen Notstand, den er seinerzeit selbst angerichtet hatte.

Interessierte, die mehr über das Nordstetter Schloss wissen möchten, können das im zweiten Burgenbuch des Kultur- und Museumsverein nachlesen unter "Zur Geschichte der Nordstetter Schlösser" in den Aufsätzen von Franz Geßler und Joachim Lipp.